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Barclays und ABN Amro fusionieren zur zweitgrößten Bank Europas

23. April 2007

Es ist die größte Übernahme der Bankengeschichte: Das britische Geldinstitut Barclays kauft den niederländischen Rivalen ABN Amro. Der Preis für die Übernahme: 67 Milliarden Euro und 13.000 Arbeitsplätze.

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Das blaue Logo und der Schriftzug der Britischen Barclays Bank an ainer Filiale in Wallington, Grossbritannien.
Die Barclays Bank kauft sich Rivalen hinzuBild: AP

Insgesamt 47 Millionen Kunden wird der neue Kreditkonzern haben und wird damit zur zweitgrößten Bank in ganz Europa. Der größten grenzüberschreitende Bankenfusion Europas müssen die Anteilseigner allerdings noch zustimmen. ABN-Chef Rijkman Groenink betonte, er sei fest davon überzeugt, dass die Anteilseigener das Barclays-Angebot gutheißen werden. Mit Barclays habe sich ein Partner gefunden, mit dem man weiter bauen könnte, während andere Anbieter die Zerschlagung des niederländischen Traditionsunternehmens zum Ziel gehabt hätten.

Die neue Bank wird ein Unternehmen nach britischem Recht, die
Konzernzentrale soll ihren Sitz jedoch in Amsterdam haben. Die britische Holdinggesellschaft wird den Namen Barclays tragen, die Marken wie ABN Amro sollen erhalten bleiben. Von den insgesamt 217.000 Mitarbeitern in beiden Häusern sind zehn Prozent von der Fusion betroffen: 12.800 werden Arbeitsplätze entfallen, 10.800 weitere Jobs werden in Billiglohnländer ausgelagert. Gleichzeitig hat ABN Amro ihre US-Tochter LaSalle für 15,5 Milliarden Euro an die Bank of America verkauft.

ABN Amro-Aktien im Aufwind

Mit seinem Angebot von 67 Milliarden Euro für das niederländische Bankinstitut hat sich Barclays gegen weitere Interessenten durchgesetzt. Auch die Royal Bank of Scotland, die spanische Bank Santander und der belgisch-niederländische Bank- und Versicherungskonzern Fortis hatten Interesse bekundet. Zuvor hatten Analysten erwartet, dass sie einen höheren Preis bezahlen würden als Barclays. Dessen Angebot läuft auf 36,25 Euro pro ABN-Amro-Aktie hinaus, was dem Schlusskurs von Freitag entspricht. Die ABN-Anteilseigner will Barclays mit eigenen Aktien bezahlen. Der Kurs von ABN Amro, der sich seit Wochen im Höhenflug befindet, stieg weiter an, nachdem die Einigung mit Barclays bekannt wurde.

Geführt wird der neue Konzern von Barclays-Vorstand John Varley. Er betonte, dass die beiden Banken sich hervorragend ergänzten und sagte weiteres Wachstum in Europa, aber auch in Asien und Nordamerika voraus. "Das ist erst der Anfang, nicht das Ende", sagte Varley. Zu der Möglichkeit weiterer Übernahmen äußerte er sich jedoch nicht. Höhere Angebote von Kokurrenten fürchte er nicht. Er verwies auf die hohe Barclays-Dividende, die die heutigen ABN-Amro-Anteilseigner schon für 2007 erwarten könnten.

Fusion auf Druck von Hedge-Fonds

ABN Amro stand bislang stark unter dem Druck des britischen Hedge-Fonds TCI. Der hatte als Anteilseigner Ende Februar eine Aufteilung des Konzerns und den Verkauf der Teile verlangt, da ABN unterbewerte sei. Eine Reaktion auf die Fusionspläne mit Barclays gab es von TCI zunächst nicht.

Die Fusion von Barclays und ABN Amro setzt eine Reihe von Zusammenschlüssen europäischer Kreditinstitute fort. In Deutschland ist die Branche jedoch nach wie vor zersplittert. Ein Grund dafür ist, dass die Sparkassen per Gesetz vor der Übernahme durch private Konkurrenten geschützt sind.

Die öffentlichen Banken in Deutschland sehen sich in ihrer Marktaufstellung von der Megafusion nicht betroffen. Angesichts der mittelständischen Struktur der deutschen Firmenlandschaft sei die regionale Ausrichtung der öffentlichen Kreditinstitute in Deutschland eine Stärke, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher Banken, Karl-Heinz Boos. Andere Analysten sehen in der Struktur des deutschen Bankensektor dagegen Wettbewerbsnachteile; Fusionen wie die von Barclays und ABN Amro könnten die Bedeutung deutscher Kreditinstitute auf dem europäischen Markt sinken lassen. (ma)