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Unkonventionelle Sozialistin

17. November 2006

Mit überwältigender Mehrheit haben Frankreichs Sozialisten Ségolène Royal als Kandidatin für die Präsidentschaftswahl 2007 gewählt. Entschlossen will Royal den Elysée-Palast für die Linke zurück erobern.

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Die französische Sozialistin Ségolène Royal lächelt während einer Veranstaltung in Aiffres im Südwesten Frankreichs
Ségolène Royal. Stets gut gelaunt und das Ziel vor AugenBild: AP

Ein königlich angehauchter Name und ein charmantes Lächeln, hinter das sich großer Ehrgeiz und kühle Strategie verbergen. Ségolène Royal ist die erste Frau, die im Frühjahr 2007 für die Sozialisten ins Rennen um die Präsidentschaft in Frankreich gehen wird.

Mit neuen Ideen und Hartnäckigkeit hat die 53-Jährige schnell die Herzen der Franzosen erobert. Für sie ist Royal die Hoffnung auf frischen Wind in Frankreichs politischem System, dem viele vorwerfen, verkrustet zu sein und zudem besetzt mit Angehörigen einer Elite, die zu viele Männer und zu wenig Innovation aufweise. Da kommt die attraktive Madame Royal vielen gerade Recht. Gerade weil sie sich nicht an die reine sozialistische Lehre hält, sondern auch Mut zeigt zu Tabubrüchen. "Ich fürchte mich doch nicht vor neuen Ideen", sagte sie mal selbstbewusst und hielt sich dran. Auch wenn es nicht immer einfach war.

Unkonventionell und manchmal vorlaut

Royal mit anderen sozialistischen Parteimitgliedern auf der Bühne bei einer Veranstaltung
Royal musste sich gegen die Männerdomäne in ihrer Partei durchsetzenBild: AP

Denn Royal ist nicht mit, sondern gegen das Parteiestablishment hoch gekommen. Im Wettbewerb gegen ihre sozialistischen Mitstreiter plädierte sie für die Einziehung jugendlicher Straftäter zum Militär und die 35-Stunden-Woche. Beim Volk kommt Royals unkonventionelle, manchmal vorlaute Art an, nicht aber immer bei den Sozialisten in ihrer eigenen Reihe.

In ihrer Partei wird sie daher mit gleicher Inbrunst geliebt und gehasst. Ihre innerparteilichen Gegner versuchten die attraktive Konkurrentin in den vergangenen Wochen immer wieder aus dem Feld zu schmeißen. Mit Sprüchen wie "schön sein reicht nicht", versuchten ihre männlichen Kollegen die Kompetenzen der attraktiven Politikerin in Frage zu stellen. Zudem warf man ihr vor, den traditionellen Kurs der Partei zu irgnorieren, und mit ihren konservativen Vorschlägen keine echte Linke mehr zu sein. Doch Sègolène Royal blieb standhaft, wollte mit dem neuen Kurs zeigen, dass sie auch außerhalb ihres Feldes spielen kann. Mit Erfolg, denn Umfragen zeigen, dass sie mit ihren Ideen sowohl die unteren Schichten erreicht wie auch die von Mitte-rechts.

Eigener Kopf im konservativem Elternhaus

Ségolène umgeben von mehreren Journalisten, die der Politikerin ihre Mikrofone hinhalten
Die attraktive Madame Royal wurde schnell zum "Liebling der Medien"Bild: ap

Harte Arbeit und ein eigener Kopf zahlen sich aus, das war schon immer das Motto in Royals Leben. Geboren als viertes von acht Kindern eines Offiziers im Senegal, wuchs sie in einem konservativen Elternhaus in einer Provinz im Osten Frankreichs auf. Gegen den Willen des strengen Vaters verließ sie die Provinz und ging zum Politikstudium nach Paris. Später absolvierte sie die Elite-Schule Ena, die Kaderschmiede für französische Verwaltungsbeamte. Hier lernte sie auch ihren Lebensgefährten François Hollande kennen, den heutigen Chef der sozialistischen Partei und Vater der vier Kinder des Paares.

Royal mit ihrem Lebensgefährten François Hollande
Royal mit ihrem Lebensgefährten François Hollande- ein Paar das zusammen hältBild: AP

Royals politische Laufbahn begann 1978 mit dem Eintritt in die sozialistische Partei (PS) Frankreichs. Sie nutzte die Kontake ihres Lebensgefährten Hollande, der ihr den Zugang zum Beraterkreis des damaligen Präsidenten François Mitterands verschaffte. Ségolène Royal wurde im Laufe ihrer politischen Karriere insgesamt dreimal Ministerin - für Umwelt, Bildung und für Familie. Zudem regierte sie seit Frühjahr 2004 die konservative Atlantikregion Pointou-Charentes als Regionalpräsidentin mit eisener Hand.

"Tiefgreifender Wandel, den die Leute wollen"

Heute kann Ségolène Royal auf fast 30 Jahre Mitgliedschaft in der PS zurückblicken. Als mögliche zukünftige Präsidentin will sie nun die Politik der Grand Nation ändern. Gegen die eigenen Parteibaronen hat sich die adrette Politikerin leichtfüßig durchgesetzt. Ihre politischen Kompetenzen gibt Royal resolut zu: "Ich verkörpere diesen tief greifenden Wandel, den die Leute wollen."