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ehorses: Das Geschäft mit dem Traum vom Pferd

Insa Wrede
31. Januar 2022

Die Nachfrage nach Pferden ist groß und die Preise sind in die Höhe geschossen. Am Traum vom eigenen Pferd verdienen viele mit - auch die Internetplattform ehorses, die ihren Geschäftsbereich kräftig ausdehnen möchte.

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Goerlsdorf in Brandenburg | Tasthaare an den Nuestern eines Pferdes
Bild: Frank Sorge/imago images

Wenn Du mal viel zu viel Geld hast - also wirklich viel zu viel. Und du willst das gar nicht haben. Dann kauf Dir ein Pferd!

Das ist ein Witz, über den sich Besitzerinnen und Besitzer von Pferden diebisch freuen können, denn ein eigenes Pferd war schon immer ein sehr teurer Spaß. Inzwischen ist es noch kostspieliger geworden, denn in den letzten Jahren sind die Kaufpreise kräftig in die Höhe geschossen.

"Die Nachfrage ist sehr, sehr hoch", sagt auch Lena Büker. Sie ist die Geschäftsführerin von ehorses, einer Internet-Plattform, über die Pferde gehandelt werden. "Gerade die Lockdowns spiegeln sich extrem in den Zahlen wieder. Da war zu sehen, dass Interessenten sehr viel Zeit hatten, im Internet zu surfen. Wir haben deutlich mehr Aktivität auf unserer Plattform und auch viel mehr Anfragen zu den Verkaufspferden", so Büker.

Fürs Pferd ist nichts zu teuer

Das Geschäft mit Pferdebegeisterten hat viel Potential. 2019 besaßen 600.000 Haushalte ein oder mehrere Pferde, heißt es von der reiterlichen Vereinigung FN. Insgesamt gab es in Deutschland 1,25 Millionen Pferde. Der Umsatz der deutschen Pferdewirtschaft wird auf rund 6,7 Milliarden Euro geschätzt. Davon fallen knapp 40 Prozent auf den Bereich Pferdehaltung und mehr als 60 Prozent auf die Bereiche Einzelhandel und Dienstleistungen. Mehr als 10.000 Firmen, Handwerksbetriebe und Dienstleistungsunternehmen in Deutschland haben direkt oder indirekt das Pferd als Haupt-Geschäftsgegenstand.

Von diesem großen Kuchen sichert sich auch die Internetplattform ehorses ihr Stück. Sie wurde 1999 als erster Pferdemarkt im Internet gegründet. Vorher verlief der Handel entweder über persönliche Bekanntschaften, Auktionen, Händler oder Zeitungsanzeigen. Inzwischen hat sich die Plattform nach eigenen Angaben zur größten Online-Plattform gemausert, die weltweit zum Verkauf stehende Pferde mit Käufern und Käuferinnen zusammenbringt.

Kanada Calgary Stampede
Vom Angebot ist die Plattform equinenow in den USA noch größer als ehorses. Allerdings werden da hauptsächlich Western-Pferde angeboten.Bild: Todd Korol/REUTERS

"Jeden Tag werden bei uns rund 250 bis 300 neue Pferde eingestellt," sagt Büker. "Alle 18 Minuten wird ein Pferd über uns verkauft." Dabei kämen etwa die Hälfte der Interessenten aus dem Ausland und kauften über ehorses in ganz Europa Pferde. Dabei hilft den viereinhalb Millionen Interessenten, die im Monat die Seite besuchen,  dass sie in neun Sprachen das Angebot verfolgen können, neben Deutsch und Englisch etwa auch in Niederländisch, Spanisch, Russisch, Schwedisch oder Polnisch. 

Damit nicht genug: Neben Pferden können Reitfans über die Plattform alles Mögliche finden - das reicht von Pferdezubehör, über Ferien auf dem Reiterhof bis zu Reitbeteiligungen. Selbst ganze Reitanlagen im Wert von mehrere Millionen Euro werden hier zum Kauf angeboten. Und wem ein Tier nicht genügt - über die Plattform edogs lässt sich dann noch der passenden Hund finden.

Bewertungen könnten Schutz vor Lug und Betrug geben

Ideen, den Geschäftsbereich zu erweitern gibt es einige. "Wir überlegen gerade, ob wir eine Kaufberatung integrieren", erzählt Büker. So kann den Käufern und Käuferinnen geholfen werden, zu entscheiden, ob ein Pferd zum reiterlichen Können des Interessenten passt oder nicht.

So eine Pferdesuche dauert häufig mehrere Monate und je länger man sucht, desto häufiger erzählen andere Geschichten darüber, was beim Kauf alles schieflaufen kann. Wie beispielsweise Pferde "gesund gespritzt" werden, damit bei der Tierarztuntersuchung vor dem Kauf bestimmte Mängel nicht auffallen. Oder wie Pferde, die monatelang lahm waren, schnell verkauft werden, wenn sie kurz mal nicht lahmen. Im Zweifel ohne die Käuferinnen oder Käufer über den Gesundheitszustand korrekt zu informieren.

Wäre es möglich, Verkäuferinnen und Verkäufer bei ehorses zu bewerten, hätten zumindest diejenigen, die öfter über die Plattform handeln, einen Anreiz, sich ehrlich zu verhalten. Umgekehrt könnten sich auch die Pferdeanbieter vor schwarzen Schafen unter den Perdesuchenden schützen. Ein Thema, das ehorses in Angriff nehmen möchte.     

Sicheres Bezahlen ohne Bargeld

Wie andere Online-Plattformen auch, will ehorses den Geldtransfer mit organisieren. Was in vielen europäischen Ländern längst verboten ist, ist in Deutschland noch erlaubt und im Pferdehandel durchaus üblich: Das Bezahlen großer Summen in bar. Wenn das Pferd übergeben wird, gehen gleichzeitig Geldscheine von Hand zu Hand. 2020 lag der Durchschnittspreis, den Pferde auf Auktionen erzielten, bei über 24.000 Euro.

Sprungpferd Palloubet d'Halong
Das teuerste jemals verkaufte Pferd: Palloubet d'Halong. Es wechselte 2013 für 13,5 Millionen Euro den Besitzer und damit teurer als die Dressur-Legende Totillas.Bild: Henning Bagger/dpa/picture alliance

Das ist in mancher Hinsicht umständlich und unsicher. Es fängt schon damit an, dass Bankkundinnen und -kunden mit mehreren Tagen Vorlauf bei ihrer Bank ankündigen müssen, wenn sie Bargeld in größeren Mengen abheben möchten. Es ist aber ebenso risikoreich, wenn der Kaufende den Kaufbetrag vorab überweist, bevor die Pferdeübergabe stattfindet. Um beiden Seiten den Handel mit Pferden, aber auch mit Pferdezubehör zu erleichtern, plant ehorses daher, seinen Kunden eine sichere Bezahlfunktion anzubieten.

Wenn es richtig teuer wird, zählen immer noch persönliche Kontakte

Das ist auch deswegen sinnvoll, weil sich der Handel auf einem immer höheren Preisniveau bewegt. Während ganz zu Beginn eher sehr günstige Pferde auf ehorses angeboten worden seien, würde heute jedes dritte Pferd über 10.000 Euro kosten, sagt Büker. Dabei finden sich auch einige Pferde, für die mehr als 100.000 Euro hingeblättert werden müssen. Dadurch eröffnen sich nicht nur neue Serviceleistungen was die Bezahlung angeht.

In hohen Preissegmenten wollen die Kaufparteien zum Teil nicht, dass öffentlich wird, wer welches Pferd für welchen Preis kauft oder verkauft hat. "Darum denken wir darüber nach, einen Premium-Bereich einzurichten, bei dem sich Interessenten registrieren müssen, um hier suchen zu können," so Büker. Dort könnte dann auch ermöglicht werden, Pferdedaten und -dokumente einfach per Link an potenzielle Kaufende zu schicken. Trotzdem meint Büker: "Die ganz teuren Pferde werden bislang immer noch unter der Hand verkauft".

Insa Wrede Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion