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Ungewöhnliche Tier-Freundschaft

26. Februar 2017

Getreu dem Motto des beliebten Karnevalsliedes pflegen Rothirsch "Sven" und die Mitglieder einer Rinder-Herde eine ungewöhnliche tierische Freundschaft - allerdings weit entfernt von den Hochburgen des Frohsinns.

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Rothirsch Sven schließt sich Rinderherde an
Bild: picture-alliance/dpa/C.Rehder

Als der kapitale Hirsch vor zwei Jahren zum ersten Mal auf der Weide nahe der Stadt Flensburg in Schleswig-Holstein auftauchte, hielten die Besitzer der Galloway-Herde ihn für einen ungewöhnlichen Besucher auf Stipp-Visite. Doch "Sven", wie der Rothirsch mittlerweile getauft wurde, kehrte immer wieder zurück. Er lebt wie selbstverständlich in der fremden Herde - und hat seinen Alltag an den der rund 60 Rinder angepasst.

"Was ihn genau treibt, wissen wir nicht", sagt Gerd Kämmer vom Naturschutzverein Bunde Wischen, dem die Rinder gehören. Gefüttert werde der Rothirsch jedenfalls nicht.

Rothirsch Sven schließt sich Rinderherde an
Der Rothirsch hat sich dem Alltag seiner neuen Freunde angepasstBild: picture-alliance/dpa/C.Rehder

Gekommen um zu bleiben

"Sven" hält sich seit zwei Jahren regelmäßig auf der Weide der Rinder auf. "Anfangs war er sehr scheu, man konnte ihn nur mit dem Fernglas auf große Entfernungen sehen - aber inzwischen kommt man auf bis zu 20 Meter an ihn ran", erzählt Kämmer.

In den vergangenen beiden Sommern war der Hirsch immer mal wieder für ein paar Wochen verschwunden, doch zur Überraschung der Fachleute kehrte er ausgerechnet zur Brunftzeit wieder zurück. Gerade in der Zeit, in der seine Artgenossen auf die Suche nach paarungswilligen Hirschkühen gingen, sei "Sven" dauerhaft bei seinen Galloway-Freunden, wundert sich Kämmer.

Der erste von vielen?

Der Naturschützer vermutet, dass der Hirsch aus Dänemark eingewandert ist. Dort gebe es wenig Platz und Nahrung für das Rotwild, sodass eine wachsende Zuwanderung nach Schleswig-Holstein zu beobachten sei. Im Nachbarlandkreis Nordfriesland hatten Jäger erst vor kurzem darüber geklagt, dass die skandinavischen Gäste zunehmend Schäden in den Wäldern verursachten. "Die nahrhafte Rinde junger Bäume gilt den Tieren als Delikatesse und wird gern abgeschält", teilte Ende November die Kreisverwaltung mit.

Ob "Sven" je wieder in einem Rotwild-Rudel heimisch wird, ist offen. Anders als seine eingewanderten Artgenossen, die laut Kämmer wegen der Menschen inzwischen vor allem nachts in den Wäldern knabberten, sei "Sven" wieder tagaktiv - und habe sich zum Jahreswechsel nicht einmal von der Silvester-Böllerei in der Umgebung vergrämen lassen.

mak/chr (dpa, sueddeutsche.de)