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"E10 hat weder mit Bio noch mit Sauberkeit zu tun"

11. März 2011
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Helle Jeppesen, Zentrale Programmredaktion (Foto: DW)
Helle Jeppesen, Zentrale ProgrammredaktionBild: DW/ Helle Jeppesen

"Biokraftstoff" - allein das Wort suggeriert eine saubere und gesunde Umwelt. Richtiger müsste es heißen: "Agrarkraftstoff", denn die Flüssigkeit hat weder mit Bio noch mit Sauberkeit zu tun, sondern eine Menge mit Hunger, mit Umweltverschmutzung und mit veralteten Technologien.

Das was an deutschen Tankstellen zurzeit für Furore sorgt, nämlich das E10-Benzin, wird im wahrsten Sinne des Wortes den Ärmsten der Welt vom Munde abgespart. Die wachsende Nachfrage nach Agrarkraftstoff hat zu einem Höhenflug der Getreidepreise weltweit beigetragen und damit Armut und Hunger von Millionen Menschen ausgelöst.

Als Argument für die Beimischung von Agrarsprit wird gerne angeführt, dass Umwelt und Klima damit geschont werden. Stimmt nicht: Denn die Pflanzen wachsen auf Böden, die mit petrochemischem Dünger überlastet werden und damit auch Flüsse und Grundwasser verseuchen. Oder auf Böden, die durch die Rodung von Regenwald entstanden sind.

Das Argument, das Klima würde von Agrarkraftstoff profitieren, müsste also erst einmal einwandfrei bewiesen werden, zumal die weltweite Landwirtschaft mit rund einem Fünftel der Treibhausgase zum weltweiten Klimawandel beiträgt.

Auch das Argument, man mache sich mit der Beimischung von Getreidekraftstoff unabhängiger von politisch unsicheren Ölstaaten, hinkt. Es stimmt zwar, dass dann weniger Öl importiert werden müsste - doch viel wirksamer wäre es, weniger Kraftstoff zu verbrauchen, zum Beispiel mit verbrauchsärmeren Autos. Diese Autos gibt es zwar schon, doch besonders die deutschen Hersteller tun sich damit schwer und haben einen Technologierückstand.

Deswegen bleibt das wirksamste Mittel im Kampf gegen den Klimawandel ungenutzt: weniger verbrauchen, Ressourcen sparen.

Autorin: Helle Jeppesen
Redaktion: Kay-Alexander Scholz

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