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DW kooperiert nicht länger mit Roya TV

5. Dezember 2021

Die DW setzt die Partnerschaft mit dem jordanischen Medienpartner Roya TV aus. Anlass ist das Bekanntwerden von antisemitischen Kommentaren in den Sozialen Medien. Eine unabhängige Untersuchung wurde bereits eingeleitet.

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Bild: S. Ziese/blickwinkel/picture alliance

Die Deutsche Welle (DW), der Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland, distanziert sich mit Nachdruck von entsprechenden Veröffentlichungen des Partnersenders und bedauert die ursprüngliche Einschätzung, dass Roya TV "nicht israelfeindlich" sei. 

Guido Baumhauer, Managing Director Distribution, Marketing and Technology der DW, erklärte: "Wir entschuldigen uns dafür, dass uns diese widerlichen Bilder nicht aufgefallen sind. Nach den fraglichen Veröffentlichungen durch Roya TV müssen wir die Kooperation neu bewerten. Einige auf den Social-Media-Kanälen des Senders verbreitete Inhalte sind definitiv nicht mit den Werten der DW vereinbar. Wir werden jetzt intern unsere Auswahl von Partnern noch kritischer überprüfen, gerade auch im Hinblick auf Antisemitismus und Rassismus."

Die DW hatte Roya TV ursprünglich für eine Partnerschaft ausgewählt, weil der Sender in seinem Programm unter anderem die Förderung der Medienkompetenz junger Menschen, die Gleichstellung von Frauen und die Rechte von Minderheiten in Jordanien thematisiert und stärkt.

Unabhängige Untersuchung

Bereits am Freitag hatte die DW eine unabhängige Untersuchung zu einem Pressebericht über antisemitische Äußerungen einiger Redaktionsmitglieder des arabischen Dienstes der DW eingeleitet. Intendant Peter Limbourg machte deutlich, dass es bei der DW eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Antisemitismus gebe. "Die in der Presse zitierten privaten Äußerungen einiger Mitarbeitenden der DW sind unvereinbar mit den Werten, für die wir alle bei der DW einstehen", sagte er.

Die Untersuchung wird die Kommentare von DW-Mitarbeitenden in anderen Publikationen sowie in ihren privaten Profilen in den Sozialen Medien prüfen.  "Zur Durchführung der unabhängigen Untersuchung konnte die DW mit der ehemaligen Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und dem Psychologen Ahmad Mansour zwei für diese Aufgabe besonders profilierte Persönlichkeiten gewinnen", erklärte Intendant Peter Limbourg. "Ich danke den beiden für ihre Bereitschaft, zu einer schnellen Aufklärung in dieser für die DW schwierigen Situation beizutragen."

Vorwürfe "verdienen eine sorgfältige Prüfung"

Die Untersuchung umfasst die Klärung der gemeldeten Vorfälle, die Untersuchung möglicher Versäumnisse innerhalb der DW und die Empfehlung von Präventivmaßnahmen für die Zukunft. Die betroffenen Mitarbeiter sind für die Dauer der Untersuchung vom Dienst freigestellt.

Mansour, Gründer der Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention, sagte, "die Vorwürfe, die hier erhoben werden, [sind] sehr ernst zu nehmen." Er erklärte weiter: "Die mir übertragene Aufgabe verlangt jedoch, sich dieser mit Offenheit, Neutralität und dem gebührenden Respekt und Verantwortungsbewusstsein anzunehmen."

Leutheusser-Schnarrenberger betont: "Die Werte und Prinzipien, die man mit der Arbeit der Deutschen Welle verbindet, müssen von allen auch verstanden und gelebt werden. Die hier beschriebenen Verstöße gegen diese Haltung wiegen schwer, und das macht die sorgfältige Überprüfung so wichtig."

Die journalistischen Grundsätze der DW sind im "Deutsche-Welle-Gesetz" sowie im DW-Verhaltenskodex und in den Leitlinien der Chefredaktion festgelegt. "Die DW wird nach einer ersten Prüfung gegebenenfalls umgehend Konsequenzen ziehen, wenn sich Verstöße gegen diese Regeln bewahrheiten", so DW-Sprecher Jumpelt.

Social Media Beiträge im Fokus

Die Untersuchung ist eine Reaktion auf einen Bericht, der am Dienstag von der "Süddeutschen Zeitung" veröffentlicht wurde. Die Zeitung berichtete, dass mehrere Mitarbeitende des arabischen Dienstes der DW sowie ein freiberuflicher Trainer in den letzten Jahren antisemitische Kommentare in sozialen Medien und in anderen Medien veröffentlicht hatten. Die Äußerungen wurden auf privaten Social-Media-Konten gepostet. Einige der Beiträge wurden später gelöscht.