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Anti-Terror-Razzia in Hannover

11. Dezember 2015

Gut vier Wochen nach der Absage des Fußball-Länderspiels in Hannover wegen Terrorwarnungen hat die Bundesanwaltschaft die Wohnung eines jungen Mannes durchsucht. Seine Lehrerin soll die Polizei alarmiert haben.

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Polizisten im Stadion von Hannover nach der Absage des Länderspiels (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Der Mann werde verdächtigt, gemeinsam mit weiteren, nicht näher bekannten Personen einen Anschlag auf das Freundschaftsländerspiel der Fußball-Nationalmannschaften Deutschlands und der Niederlande am 17. November in Hannover geplant zu haben, teilte die oberste deutsche Anklagebehörde in Karlsruhe mit. Er sei nach der Razzia allerdings nicht festgenommen worden. Details zur Person wurden nicht genannt.

Das Spiel war wegen Terrorwarnungen kurz vor dem Anpfiff abgesagt worden. Wenige Tage nach der Anschlagsserie von Paris mit 130 Toten hatte dieser Schritt für großes Aufsehen gesorgt.

Nach Recherchen des Magazins "Der Spiegel" soll es sich um einen 19-jährigen Schüler handeln, der als Ordner im Stadion war, noch bei seiner Mutter wohnt und der wegen eines Videos aufgefallen war, das er bei Instagram gepostet hatte. Die Bundesanwaltschaft bestätigte diese Angaben nicht. Laut "Spiegel" hatte eine Lehrerin die Ermittler auf die Spur des Jungen gebracht. Die Frau habe angegeben, der 19-Jährige habe sich zuletzt erkennbar radikalisiert und den Wunsch geäußert, nach Syrien zu reisen.

Verdacht offenbar nicht erhärtet

Den Sicherheitsbehörden sei der junge Mann bislang nicht bekannt gewesen. Die Tatsache, dass er nicht festgenommen wurde, deutet darauf hin, dass sich der Verdacht gegen ihn nicht erhärtete. "Mit der Durchsuchung sollte die Verdachtslage abschließend überprüft werden", erklärte die Bundesanwaltschaft.

Das zehn Sekunden lange Video auf Instagram soll am Abend des abgesagten Spiels im Stadion aufgenommen worden sein. Es soll, so der "Spiegel", einen jungen Mann in der Ordnerweste des DFB zeigen, der im bereits geräumten Stadion mehrere Sätze spricht, unter anderem Wortfetzen wie "pray for Rakka" (Bete für Rakka, die Hauptstadt der Terrormiliz "Islamischer Staat" -IS -in Syrien) und "al-Daula al-Islamija", die arabische Selbstbezeichnung des IS. Die Dschihadistenmiliz hatte sich zu den Anschlägen von Paris bekannt.

Der inzwischen tote mutmaßliche Anführer der Terroristen von Paris, Abaaoud, (l.), neben ihm vermutlich Hüseyin D. (Copyright Erasmus Monitor)
Der inzwischen tote mutmaßliche Anführer der Terroristen von Paris, Abaaoud, (l.), neben ihm vermutlich Hüseyin D.Bild: Erasmus Monitor

Fahndung nach deutschem Islamisten

Wie der "Spiegel" zudem berichtet, ist im Zusammenhang mit den Terroranschlägen von Paris ein mutmaßlicher Islamist aus Deutschland zur Fahndung ausgeschrieben. Es handele sich um Hüseyin D. aus Dinslaken, heißt es in dem Magazin. Auf einer insgesamt 16 Personen umfassenden Liste der "vorrangigen Fahndungen" seitens der deutschen Behörden stehe D. an letzter Stelle. Nummer eins auf der Liste ist demnach der Bruder eines der Selbstmordattentäter von Paris, Salah Abdeslam.

Dem "Spiegel" zufolge gehört der 42-jährige D. zur sogenannten "Lohberger Brigade". Die Islamistengruppe aus dem Dinslakener Stadtteil Lohberg war 2013 in den Bürgerkrieg nach Syrien gezogen. Dort sollen Mitglieder dieser Gruppe engen Kontakt zum mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge in Paris, Abdelhamid Abaaoud, gehabt haben. Eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes sagte dazu lediglich, die Behörde äußere sich nicht zu laufenden Ermittlungen und Fahndungsmaßnahmen.

wl/stu (dpa, afp, rtr)