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Ausgegrenzt

31. Juli 2008

Immer mehr Ausländer und Russen suchen in Moskau eine Beschäftigung. Für die dringend benötigten Arbeiter im kommunalen Dienstleistungsbereich sollen nun eigene Siedlungen entstehen. Diese Pläne stoßen aber auf Kritik.

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In dieses ehemalige Moskauer Verwaltungsgebäude sollen Gastarbeiter ziehenBild: DW

Die Pläne der Behörden, für nach Moskau eingewanderte Arbeiter, die im kommunalen Dienstleistungsbereich tätig sind, eigene Siedlungen zu schaffen, treffen auf Zustimmung, aber auch auf Kritik. So sollen beispielsweise die Hausmeister nicht mehr, wie bisher üblich, in Kellern hausen. Andererseits glaubt aber kaum jemand daran, dass die geplanten Gettos gut wären, weder für die Gastarbeiter selbst noch für die Stadt.

Anwerbung von Arbeitskräften

Im kommenden Jahr werden die kommunalen Dienstleistungsbetriebe Moskaus eine Quote beantragen, wonach etwa 8.500 ausländische Arbeitskräfte angeworben werden sollen. Die Moskauer selbst sind schon lange nicht mehr bereit, Hausmeistertätigkeiten zu erledigen. Deshalb sind die städtischen Behörden auf Gastarbeiter angewiesen. Alle Ausländer, die die Straßen Moskaus fegen sollen, können derzeit aber nicht kostenlos untergebracht werden. Deswegen schlägt der Präfekt des Südöstlichen Verwaltungsbezirks, Wladimir Sotow, der Stadtregierung vier Orte vor, an denen Siedlungen für diese Arbeiter gebaut werden könnten, und zwar in den Bezirken Lefortowo, Marino und Wychino.

Schlechte Verkehrsanbindungen

Die Arbeiter sollen demnach weit ab vom Stadtzentrum entfernt untergebracht werden. Die von der Präfektur vorgeschlagen Orte sind kaum bewohnt, liegen in der Nähe von Industriegebieten oder sogar direkt auf dem Gelände verlassener Betriebe. Aber das Hauptproblem ist nicht, dass sie weit ab vom Zentrum sind, sondern dass die nächsten Metrostationen bis zu zwei Kilometer weit entfernt sind. Verbindungen des öffentlichen Personennahverkehrs bestehen theoretisch, aber praktisch ist man zu Fuß schneller. Das würde die Siedlungen noch mehr isolieren.

Arbeiter machen kaum Gewinn

Wenn man die Mieten mit den Löhnen der "Gastarbeiter" vergleicht, sieht man, dass den Arbeitern nichts bleiben würde. Aber auch die Stadt will den Arbeitern Wohnraum nicht kostenlos zur Verfügung stellen. Man geht davon aus, dass sie zwischen 100 bis 200 Rubel für die Unterbringung pro Tag werden zahlen müssen. Das Gehalt eines Hausmeisters bewegt sich zwischen 6.000 und 9.000 Rubel pro Monat. 200 Rubel pro Tag ergeben in 30 Tagen 6.000 Rubel. Somit stellt sich die Frage, wovon ein Arbeiter leben soll und wie viel er überhaupt an seine Familie in der Heimat überweisen kann.

"Keine Chinatowns zulassen"

Bei Weitem nicht jeder teilt die Ansicht der Stadtverwaltung, mit den Bau solcher Siedlungen unter anderem auch die unkontrollierte Einwanderung in den Griff zu bekommen. Wladimir Mukomel vom Institut für Soziologie der Russischen Akademie der Wissenschaften meint, dadurch würden in Moskau Problemviertel entstehen: "Man darf die Entstehung von Chinatowns nicht zulassen. Die Isolierung bedeutet nur, dass wir schon bald mit Problemen konfrontiert werden, die Länder im Westen schon haben. Das ist das Problem schlechter Viertel, weniger im ethnischen, sondern eher im sozialen Sinne."

Jegor Winogradow