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Reise

Dortmund: Unter dem größtem Weihnachtsbaum der Welt

Sophie Dissemond
29. November 2021

In diesem Jahr darf der Dortmunder Weihnachtsmarkt rund um den größten Weihnachtsbaum der Welt wieder stattfinden. Doch es gibt einige Veränderungen und Regeln, die die Weihnachtsstimmung trüben.

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Dortmund Weihnachtsmarkt
Der größte Weihnachtsbaum der Welt erstrahlt in DortmundBild: Sophie Dissemond/DW

Es dämmert, während auf dem Dortmunder Hansaplatz bereits die Glühbirnen an zahlreichen Ständen leuchten. Ein Duft aus Bratwurst, Glühwein und gebrannten Mandeln liegt in der Luft. Aufgeregt bleiben die Leute immer wieder stehen und schauen nach oben. Mitten auf dem Hansaplatz thront der größte Weihnachtsbaum der Welt. Der 45 Meter hohe und 40.000 Kilogramm schwere Baum beleuchtet seit dem 22. November den Hansaplatz. 48.000 Lichter strahlen in den 1.700 Rotfichten, die wie jedes Jahr aus dem Rothaargebirge kommen. Seit 1996 wird der Baum innerhalb von vier Wochen mitten in Dortmund aufgebaut und bleibt hier noch voraussichtlich bis zum 30. Dezember stehen.

Dortmund Weihnachtsmarkt
Der riesige Weihnachtsbaum überragt alle Stände und Buden des Marktes - hier noch unbeleuchtetBild: Sophie Dissemond/DW

Normalerweise ist die Erleuchtung des Baumes ein großer Akt. Jedes Jahr knipst der Dortmunder Oberbürgermeister um Punkt 18 Uhr die Lichter an. "Dieses Jahr war alles etwas anders", sagt Verena Winkelhaus, die Geschäftsführerin des Markthandel- und Schausteller‑Verbandes Westfalen. "Ab 17 Uhr haben wir eine Live-Schalte eingerichtet", erzählt sie. Die Leute sollten das Spektakel am 22. November dieses Jahr auch online verfolgen können, damit der Weihnachtsmarkt entzerrt werde. Irgendwann zwischen 17:30 und 18 Uhr sollten dann die Lichter brennen. Auch wenn das Highlight des Weihnachtsmarktes in dieser Saison nicht wie gewohnt stattfinden konnte, ist Winkelhaus zufrieden, dass sie überhaupt öffnen durften. "Ich bin froh, nicht umsonst das ganze Jahr daraufhin gearbeitet zu haben", sagt sie. Gute Weihnachtsstimmung käme auch trotz der Veränderungen auf.

Auf dem Gelände gilt die 2G-Regel

Die rund 300 Buden wurden teilweise umplatziert, um mehr Weite auf dem Markt zu schaffen. Der Markt verteilt sich dabei auf den Hansaplatz, den Alten Markt, das Katharinentor, die Kleppingstraße, die Petrikirche, den Platz von Leeds, den Platz von Netanya, die Reinoldikirche und den Willy-Brandt-Platz. An den verschiedenen Orten warten in diesem Jahr außerdem acht neue Lichtinstallationen auf die Besucher, die die Innenstadt zusätzlich erleuchten.

Zudem gilt überall die 2G-Regel, Zutritt bekommen also nur diejenigen, die geimpft oder genesen sind.  Alles ist zwar frei zugänglich, doch die Nachweise werden an den Ständen und vom Ordnungsamt stichprobenartig kontrolliert. Nach einer Kontrolle erhalten Besucher ein Bändchen, um weitere Überprüfungen zu erleichtern. Außerdem gilt in allen Warteschlangen die Maskenpflicht.

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2G macht's möglich - der Dortmunder Weihnachtsmarkt durfte öffnenBild: Sophie Dissemond/DW

Coronaregeln trüben Weihnachtsstimmung

Die Regeln werden allerdings von Mitarbeitern hinterfragt. Eine Budenmitarbeiterin, die ihren Namen nicht nennen möchte, beschwert sich, dass die 2G-Regel unlogisch sei, wenn sich trotzdem Getestete darunter schmuggeln könnten. Obwohl relativ gut kontrolliert werde, wäre sie dafür, dass eine allgemeine Testpflicht bestehe. Einen großen Unterschied würde sie bei den Gästen auch nicht bemerken. Ein wenig verhaltener seien die Leute dieses Jahr, aber sonst sei es wie immer. Gerade am Wochenende sei es sehr voll gewesen. "Als wenn nichts wäre", sagt sie.

Auch drei jugendliche Freunde stehen der 2G-Regel skeptisch gegenüber. Sie finden es schade, dass sie nicht mit ungeimpften Freunden zusammen auf den Weihnachtsmarkt gehen können. Weihnachtsstimmung sei für sie noch nicht richtig aufgekommen, da die Coronaregeln so einschränkend seien und der Platz durch die Abstände der Buden so weitläufig geworden sei.

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Weniger Besucher, weitere Abstände - dieses Jahr sieht der Dortmunder Weihnachtsmarkt etwas anders aus als sonstBild: Sophie Dissemond/DW

Angst vor Schließung des Marktes

Andere wiederum arbeiten mit gemischten Gefühlen auf dem Markt. Elmar Gusejnov von Royal Nuts beschreibt die Stimmung als angespannt. "Wir haben Bedenken, dass der Weihnachtsmarkt abgebrochen wird", erzählt er. Die Kontrollen würden allerdings gut funktionieren und die meisten würden sich auch an die Regeln halten. Zwar sei es am Tag sehr viel entspannter als während der Dunkelheit, da es dann enger sei. Doch durch die Vergrößerung der Abstände fühle er sich zumindest halbwegs sicher.

Auch Elli Hadjibeigi freut sich nach einem Jahr Pause wieder auf dem Weihnachtsmarkt zu sein. Sie nehme Corona allerdings durch die steigenden Zahlen noch einmal ernster und fühle sich auch nicht an allen Stellen auf dem Markt wohl, weshalb sie gerne auf die Maske zurückgreife. "Ich hoffe, dass die Menschen einfach mitdenken und sich mehr testen lassen", sagt sie.

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Der Stand der Dortmunder Aidshilfe auf dem WeihnachtsmarktBild: Sophie Dissemond/DW

Weniger Menschen unterwegs

Marion und Jürgen Kiehl sind in diesem Jahr sehr positiv überrascht. Das Ehepaar arbeitet ehrenamtlich am Stand der Dortmunder Aidshilfe und freut sich über seinen ersten Arbeitstag auf dem Weihnachtsmarkt. "Die Leute sind sehr aufgeschlossen und fühlen sich nicht kontrolliert", sagt Marion Kiehl. Trotzdem würden viele Kontrollen durchgeführt. "Man merkt aber schon einen Unterschied. Der Markt ist weniger besucht als in den letzten Jahren", erzählt Jürgen Kiehl. "Wir verkaufen daher nicht so viele Teddybären wie sonst, was natürlich nicht so gut ist." Dafür gebe es aber weniger Staus, weshalb sie dieses Jahr keine Angst hätten, nicht mehr vom Gelände zu kommen.

Langsam zieht es noch mehr Menschen auf den Hansaplatz. Gebannt sammeln sich die Leute um den riesigen Baum und zücken begeistert ihre Smartphones, um den Augenblick festzuhalten. Noch ist unklar, ob das "Dortmund 2021" wirklich bis Ende Dezember auf dem Baum leuchten kann, doch wenigstens fühlt es sich jetzt ein bisschen wie Weihnachten an – zumindest für den Moment.