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Doping bei Olympia

21. August 2008

Olympia verzeichnet die Dopingfälle fünf und sechs. Bitter für das deutsche Team: Auch das Pferd von Christian Ahlmann ist gedopt. Ganz anders die deutschen Leichtathleten: Sie resignieren und wittern Betrug.

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Betrügerisches Duo überführt: Christian Ahlmann auf Cöster, Quelle: AP
Betrügerisches Duo überführt: Christian Ahlmann auf CösterBild: AP

Die deutsche Reiterequipe kommt nach den sportlichen Rückschlägen der vergangenen Tage nicht aus den Schlagzeilen: Wie die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN am Donnerstag (21.08.08) in Hongkong mitteilte, wurde bei Cöster, dem Pferd von Springreiter Christian Ahlmann, die verbotene Substanz Capsaicin nachgewiesen. Der Internationale Reitverband suspendierte Ahlmann daraufhin umgehend. Außer Ahlmann wurden noch drei weitere Springreiter des Gebrauchs des Hyper-Sensibilisierungsmittels überführt und suspendiert.

Ahlmann gehörte zur deutschen Equipe, die im Mannschaftswettbewerb noch Fünfte geworden war. Sollte das Ergebnis der A-Probe bestätigt werden, wäre Ahlmann der sechste Dopingfall bei Olympia 2008. Die Öffnung der B-Probe von Cöster ist für Freitag angesetzt.

Siebenkämpferin gedopt: "Keine Überraschung"

Bereits am Mittwoch (20.08.08) hatte der Fall Blonska die Olympischen Wettbewerbe der Leichtathleten überschattet. Nach einer positiven A-Probe wurde die ukrainische Siebenkämpferin Ljudmila Blonska am Donnerstag durch Prüfung der B-Probe des Dopings überführt. Nun verliert Blonska ihre Silbermedaille und wird vorerst von den Olympischen Spielen in Peking ausgeschlossen. Da die 30-jährige bereits von 2003 bis 2005 wegen Dopings gesperrt war, droht ihr nun eine lebenslange Sperre.

Die Reaktion des deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) auf den Fall Blonska ist knapp und gelassen: "Ich habe mit Doping-Fällen in Peking gerechnet und bin deshalb nicht überrascht", sagte Clemens Prokop, Präsident des DLV. "Dass mit Blonska eine Wiederholungstäterin auftritt, zeigt, mit welcher Dreistigkeit Doping betrieben wird." Von weniger Gelassenheit zeugen die Aussagen einiger deutscher Leichtathleten angesichts der übermächtigen Konkurrenz in den Disziplinen 20-Kilometer-Gehen und 100-m-Sprint.

Geherin Seeger: "Ich hoffe, dass die große Bombe platzt"

Nach einem für sie enttäuschenden Rennen, klagte Geherin Melanie Seeger mit feuchten Augen ihre Konkurrenz an: "Das war das unfairste Rennen meiner Karriere. Dass so viele so schnell sind, das kann eigentlich nicht sein." Nach einer Regenschlacht im Gehen über 20 Kilometer kam die Potsdamerin nur auf dem 23. Platz, ihre Teamkollegin Sabine Zimmer belegte Rang 15. Bei den Spielen von Athen 2004 war Seeger noch fünfte geworden. 2008 hätte diese Zeit noch zu Zimmers Platzierung gereicht.

"Die Spitze kann Zeiten gehen, da können wir trainieren, so viel wir wollen. Ich kann es nicht fassen", schimpfte Seeger. Wenn diese Entwicklung so weiterginge, würden Medaillen künftig bei Zeiten von 1:24 Stunden vergeben. "Da habe ich absolut keine Chance. 1:27 Stunden ist das absolute Maximum."

Seegers indirekte Dopingvorwürfe richten sich in erster Linie gegen die Weltmeisterin und neue Olympiasiegerin Olga Kaniskina: "Die Russin kommt aus einer Trainingsgruppe, wo die Hälfte gedopt ist", erklärt Seeger. Denen sei nicht über den Weg zu trauen. Für die Zukunft wünscht sich die frustrierte Deutsche nur eins: "Ich hoffe, dass die große Bombe platzt und wir unsere Chance bekommen."

Sprinter Unger: "Ich habe langsam keine Lust mehr"

Keine Chance hatte auch der Deutsche Tobias Unger im 100-m-Sprint der Herren: Er schied bereits im Zwischenlauf in 10,36 Sekunden aus. Wenige Tage nach diesem Misserfolg trifft seine harte Kritik den neuen Superstar der Sprintszene, Usain Bolt aus Jamaika: "Bolt läuft im Mai 9,80 Sekunden und Ende September auch. Er zeigt keine Schwächen nach langen Reisen, keine Müdigkeit durchs Training." Gerade das Verhalten des Jungstars vor dem Zwischenlauf sei für ihn eine "Riesenverarschung" gewesen, sagte Unger gegenüber Sport Bild. "Er hat sich nicht einmal warmgelaufen. Der kam in Badehose und Joggingschuhen, hat eine Steigerung und einen Start gemacht, seine Spikes angezogen und ist dann die 100 Meter in 9,92 Sekunden gejoggt."

Außerdem müsse sich Bolt weniger Dopingkontrollen unterziehen. "Die springen auf der Insel rum, wie sie wollen, denen passiert gar nichts. Ich muss mich allein hier bei Olympia an- und abmelden, für den Fall, dass wir eine Dopingkontrolle haben." Dagegen wüsste Bolt nicht mal, wie man so einen Bogen ausfüllt.

Lasche Dopingkontrollen oder üble Nachrede?

Wenn immer Spitzenleistungen in Peking gefeiert werden - Zweifel bleiben bei Zuschauern und Sportlern. Auch weil die Dopingkontrollen nicht alle gleich treffen. So verkündete der russische Olympiasieger im 20-Kilometer-Gehen, Walerij Bortschin, angesprochen auf die Dopinggerüchte um seine Person: "Ich habe die letzten Monate immer für mich allein trainiert. Ich bin in diesem Jahr noch nicht getestet worden." Dabei war Bortschin laut dem Leichtathletik-Weltverband IAAF bereits 2005 wegen Dopings für ein Jahr gesperrt. Drei seiner Mannschaftskollegen sind bereits vor Olympia mit dem Blutdopingmittel EPO aufgeflogen. Pikant: Bortschin und die drei Gedopten arbeiten mit dem gleichen Trainer wie die von Melanie Seeger schwer beschuldigte Olga Kaniskina.

Doch trotz aller Indizien: Es ist nicht bewiesen, dass Bolt, Bortschin oder Kaniskina betrogen haben. Das ist das Problem der deutschen Kritiker. Ihre Vorwürfe sind Spekulation. (jbi)