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Do swidanija D-Mark!

Ruth Dickhoven 2. Januar 2002

Wie sich die Russen auf den Euro vorbereiten:

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Tschüss D-Mark!Bild: AP

"Eine Nachfrage nach dem Euro können wir bisher noch nicht feststellen. Das wird sich erst ab dem 15. Dezember ändern, wenn der Euro bei uns als offizielles Zahlungsmittel eingeführt wird. Was wir aber jetzt beobachten ist, dass die Leute ihre D-Mark-Bestände los werden wollen. Sie verkaufen deutlich mehr D-Mark als sie kaufen."

Auch in Russland sind offenbar die Euro-Fakten nicht immer bekannt. Zum einen kommt der Euro als Bargeld erst am 1. Januar, zum anderen wird der Euro nicht offizielles Zahlungsmittel in Russland.

Die Kunst- und Souvenirverkäufer vom Arbat haben im Laufe der Jahre einige Mark angespart. Der Verkauf unzähliger Kreml in Öl auf Leinwand oder Matrioschkas mit Vladimir Putin-Gesicht an Touristen, hat gutes Geld gebracht. Geld, das die meisten von ihnen zu Hause im Sparstrumpf versteckten. Denn den Banken vertrauen sie bis heute nicht. Geld, von dem sie jetzt Abschied nehmen müssen: "Ich habe schon keine D-Mark mehr. Ich habe mein Geld in Dollar getauscht. Früher haben wir D-Mark gehabt. Unsere Bilder hier haben wir gegen D-Mark verkauft. Das war ganz normal. Aber jetzt habe ich keine D-Mark mehr."

Die Souvenirverkäuferin am Stand nebenan hat mit dem Umtausch ihrer D-Mark-Reserven in Dollar zu lange gewartet. Inzwischen hat die bevorstehende Euro-Einführung den Dollar-Kurs in Russland so in die Höhe getrieben, dass sich der Tausch für sie nicht mehr lohnt. Die Souvenirverkäuferin hat sich für den Tausch in Rubel entschieden: "Der Rubel ist mir im Moment am liebsten. Immerhin ist das unsere eigene Währung. Die ist jetzt am verlässlichsten. Natürlich, wenn ich nach Europa reise, kaufe ich Euro und bei weiteren Reisen Dollar. Aber hier in Russland verlass ich mich im Moment nur auf den Rubel."

Zwischen fünf und acht Milliarden Mark, so wird geschätzt, haben die Russen noch in ihren Sparstrümpfen. Doch der Tausch in Rubel wird immer ungünstiger, je näher der Euro rückt.

Viele Banken nehmen inzwischen bis zu fünf Prozent Gebühr für die Annahme von D-Mark-Scheinen. Und in den Wechselstuben ist der Kurs der Mark deutlich gefallen. Ludmilla hinter ihrer Panzerglasscheibe erklärt warum: "In der Übergangsphase nehmen einige Wechselstuben D-Mark zu einem geringeren als dem offiziellen Wechselkurs an, einfach um sich vor einem späteren Kursverfall zu schützen. Aber ich denke, das geht vorbei."

Unter dem Strich, so meint Ludmilla, nähmen ihre Kunden die bevorstehende Einführung des Euro gelassen. Schließlich sei man ja bei aller Verbundenheit mit der Mark letztlich doch nur am Rande betroffen: "Also ich bin sicher, dass wir Russen uns an den Euro gewöhnen werden. Genau so wie wir uns vorher auch an die anderen europäischen Währungen gewöhnt haben."