1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

DIW: Wirtschaftswachstum bleibt robust

16. Oktober 2007

Das Wirtschaftswachstum in Deutschland bleibt Experten zufolge zwar auch in den kommenden beiden Jahren robust, fällt im Vergleich zu 2007 aber etwas ab. Ungewiss sei, wie viel von dem Boom bei Arbeitnehmern ankomme.

https://p.dw.com/p/BrUZ
Konjunkturkurve Symbolbild
Wie verläuft die Konjunkturkurve? Experten wagen neue PrognosenBild: Bilderbox

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichte am Dienstag (16.10.2007) in Berlin seine Konjunkturprognose, wonach in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent zu erwarten sei. 2008 schwäche sich das Wachstum allerdings leicht ab und erreiche 2,1 Prozent, 2009 nur noch 1,7 Prozent. Damit senkte das DIW wie zuvor andere Organisationen seine Wachstumseinschätzung. Bisher hatten das Berliner Institut damit gerechnet, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um 2,6 Prozent zulegt und im nächsten Jahr um 2,5 Prozent.

Klaus F. Zimmermann, Foto: Soeren Stache +++(c) dpa - Report+++
Klaus F. ZimmermannBild: picture-alliance/ ZB

Als Wachstumsbremse für die größte Volkswirtschaft in der EU erweise sich die Verknappung an Fachkräften. "Der zunehmende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften wird mehr und mehr zum entscheidenden Hemmschuh für das weitere Wachstum", sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann. Er sprach sich für eine zügige Öffnung des Arbeitsmarktes für Fachkräfte aus dem Ausland aus. Auch zu Investitionen in Bildung und Forschung riet Zimmermann. Davon erhoffe er sich allerdings keine direkte Wirkung.

Rückgang der Arbeitslosigkeit

Bei den Arbeitslosenzahlen erwartet das DIW einen weiteren Rückgang - wenngleich weniger stark als bisher. Die Zahl der Arbeitslosen werde bis 2009 auf rund 3,3 Millionen zurückgehen. Damit sei man aber immer noch "sehr weit von der magischen Drei-Millionen-Grenze entfernt", sagte Zimmermann.

Die Frage, ob der Aufschwung bei den Menschen ankomme, beantwortet das DIW verhalten optimistisch. Nicht alle, aber immer mehr Menschen profitierten davon, sagte Experte Stefan Kooths. Die durchschnittliche effektive Lohnsteigerung für Arbeitnehmer werde 2007 in Höhe der Inflation liegen, die für den gesamten Zeitraum laut Prognose unter zwei Prozent bleiben soll. Diese Prognose wird allerdings von Analysen des Statistischen Bundesamtes in Frage gestellt. Denn die Jahresteuerung in Deutschland erreichte im September den höchsten Stand seit zwei Jahren. Die Verbraucherpreise zogen im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Nach Berechnungen des DIW werden die Effektivlohnsteigerung in den kommenden beiden Jahren bei knapp 2,5 Prozent liegen. Nur wenn die Inflation unter dieser Zahl bleibt, könnten Arbeitnehmer erstmals seit Jahren wieder mit Reallohnsteigerungen rechnen.

Günstiges weltwirtschaftliches Umfeld

Das DIW geht davon aus, dass das weltwirtschaftliche Umfeld günstig bleibt und die aktuellen Probleme auf den Finanzmärkten kaum auf die Konjunktur durchschlagen werden. Auch vom hohen Ölpreis und dem starken Eurokurs erwartet das Institut keine negativen Wirkungen auf die deutsche Konjunktur. Vor- und Nachteile des starken Eurokurses hielten sich die Waage, sagte Experte Christian Dreger.

DIW contra Beck

Zimmermann sprach sich gegen eine längere Bezugsdauer beim Arbeitslosengeld I aus, wie sie SPD-Chef Kurt Beck favorisiert. "Eine Verlängerung könnte zu wieder vermehrter Frühverrentung verleiten."

Angesichts der sprudelnden Steuereinnahmen warnte Zimmermann die Regierung vor ungehemmten Ausgaben. "Die Finanzpolitik sollte an ihrem Konsolidierungskurs festhalten", mahnte er unter Verweis auf den noch zu tilgenden Schuldenberg und empfahl eine Politik der "ruhigen Hand". Die Regierung solle "einfach mal das umsetzen", was unter Bundeskanzler Gerhard Schröder begonnen worden sei. Die Reformen begönnen jetzt zu wirken. Ebenso warnte er vor "Aktionismus" in der Haushaltspolitik. Überschüsse sollten in die Schuldentilgung und in strukturelle Investitionen fließen statt in konsumptive Ausgaben.

Warten auf Regierungsprognose

Die Herbstprognose der Bundesregierung soll am 25. Oktober veröffentlicht werden. Laut Meldungen vom Wochenende will die Regierung ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr anheben, für das kommende Jahr aber senken. Für dieses Jahr erwarten die Regierungsexperten nach gegenwärtigem Stand den Angaben zufolge ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent. Bislang waren sie von 2,3 Prozent ausgegangen. Für 2008 wollten die Konjunkturfachleute ihre Wachstumserwartung von 2,4 Prozent nach unten "Richtung zwei Prozent" korrigieren. Die Abschwächung sei auf die Auswirkungen der Finanzmarktkrise und den starken Euro zurückzuführen, hieß es zur Begründung. (mas)