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Ditib: Keine Fremdsteuerung

9. August 2016

Deutsche Politiker hatten nach dem Putschversuch und den Reaktionen der türkischen Regierung eine Distanzierung des deutsch-türkischen Moscheevereins vom Vorgehen Erdogans gefordert. Jetzt reagierte Ditib.

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Ditib-Moschee in Duisburgn (Foto: Revierfoto)
Ditib-Moschee in DuisburgBild: picture-alliance/dpa

Der Moscheen-Dachverband "Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion" (Ditib) hat den Vorwurf zurückgewiesen, ein aus der Türkei gesteuertes Sprachrohr der Regierung in Ankara zu sein. "Sämtliche Unterstellungen der Fremdsteuerung, der politischen Einflussnahme aus der Türkei, der politischen Agitation und der Gefährlichkeit unserer Religionsgemeinschaft weisen wir aufs Schärfste zurück", erklärten alle 15 Ditib-Landesverbände in einer in Köln veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme.

Türkei bezahlt Imame

Ditib ist der größte islamische Verband in Deutschland. Ihm gehören etwa 900 Moscheevereine in ganz Deutschland an. Der Dachverband ist personell und organisatorisch eng mit der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara verwoben. Die Imame für die Moscheen kommen aus der Türkei und werden von der Regierung in Ankara bezahlt. Kritik daran gibt es seit Jahren. In mehreren Bundesländern arbeitet Ditib am Religionsunterricht für muslimische Schüler mit.

Nach dem Umsturzversuch in der Türkei und dem umstrittenen Vorgehen der Regierung in Ankara gegen tatsächliche und vermeintliche Putschisten hatten in Deutschland Politiker unterschiedlicher Parteien die politische Unabhängigkeit des Verbandes in Zweifel gezogen. Unionsfraktionschef Volker Kauder etwa warf Ditib vor, offenbar "Sprachrohr" des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu sein. Daher solle der Verband keinen islamischen Religionsunterricht in Schulen gestalten.

Scharfe Worte gegen Kritiker

In der Erklärung der Ditib-Landesverbände heißt es dazu: "In den letzten Tagen und Wochen erleben wir mit großer Sorge und Enttäuschung wie weltpolitische Ereignisse dazu instrumentalisiert werden, die Arbeit und die Verdienste der Ditib, seiner Landesverbände und Gemeinden zu diskreditieren." Die Vorwürfe seien "tendenziös, in einigen Teilen gar offen feindselig und in jedem Fall ohne Bezug zu unserer tatsächlichen Arbeit".

Die Ditib -Gemeinden und alle Mitglieder würden "quasi zu fremdstaatlichen Gefährdern markiert", beklagten die Landesverbände weiter. "Eine solche ausgrenzende und diffamierende Stigmatisierung muslimischer Gemeinden und Einzelpersonen kennt man sonst nur von antidemokratischen, rechtsextremen Gruppierungen. Dass nun eine solche Sprache und Argumentation demokratische Parteien und damit die Mitte unserer Gesellschaft erreicht, muss uns alle alarmieren."

"Vorstände demokratisch gewählt"

Es sei bekannt, dass die Imame der Ditib aus der Türkei stammten, so der Verband weiter. Diese Verbindung beschränke sich jedoch auf den Inhalt der religiösen Dienste, betont Ditib und hebt hervor: Die Vereinsvorstände seien demokratisch gewählte Personen, die in Deutschland lebten und häufig auch hier aufgewachsen seien. Als solche trügen sie die Verantwortung für die Gestaltung und Pflege des Vereinslebens. Das Papier schließt mit den Worten: "Niemand, weder im Inland, noch im Ausland hat sich in unsere Vereinsarbeit einzumischen."

wl/SC (afp, epd, kna)