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DIHK: Weltwirtschaft erholt sich

Sabine Kinkartz16. August 2012

Sie sind Auge und Ohr der deutschen Wirtschaft in der Welt: In 86 Ländern unterhalten die Auslandshandelskammern insgesamt 120 Büros. Ihr aktueller Lagebericht lässt aufhorchen.

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Ein Containerschiff am Terminal Bremerhaven. Foto: Hero Lang/dapd
Bild: dapd

Deutsche Unternehmen machen weltweit nach wie vor gute Geschäfte. Zwar legte das Exportvolumen in diesem Jahr nur noch um vier Prozent zu, was im Vergleich zu 2011 einer Halbierung entspricht. Aber 2013 sollen es schon wieder sechs Prozent Plus sein. Das jedenfalls geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht der deutschen Auslandshandelskammern hervor. Er wurde am Donnerstag (16.08.2012) in Berlin vorgestellt.

"Die Weltwirtschaft erholt sich", sagt Volker Treier, Außenwirtschaftschef beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin. Für 2013 rechnet er mit einem Wachstum von 3,9 Prozent. In diesem Jahr sind es nur 3,3 Prozent, was vornehmlich auf die europäische Schuldenkrise zurückzuführen sei. "Viele Staaten sind zu Ausgabenkürzungen, Steuererhöhungen, Anpassungen der Wirtschaftsstruktur gezwungen, die zumindest vorübergehend das Wachstum dämpfen."

Erschwert werde die Lage durch Finanzierungsschwierigkeiten für die Unternehmen und ihre Geschäftspartner, also auch für deutsche Unternehmen. Hinzu komme ein weltweit zu beobachtender Protektionismus. "Beides zusammen bedeutet dann ein langsameres Wachstum in diesem Jahr auf 3,3 Prozent."

Die Welt blickt auf Europa

Geht es Europa besser, dann kann auch die Welt wieder aufatmen, auf diese kurze Formel könnte man es bringen. Aber wird es Europa, und vor allem den Euro-Krisenländern im kommenden Jahr tatsächlich besser gehen?  Im laufenden Jahr schrumpft die Wirtschaftsleistung in der Eurozone um 0,2 Prozent. Für das kommende Jahr prognostiziert DIHK-Außenwirtschaftschef Treier jedoch ein Plus von 0,7 Prozent. Spanien, Portugal und Italien würden "kleine Schritte aus der Krise" machen, sagt er, die angeschobenen Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit trügen erste Früchte. "Was wir brauchen, ist Geduld und dazu gehört auch, dass wir nicht jeden Tag mit neuen Drohszenarien von politischer Seite an die Öffentlichkeit kommen."

Denn das schürt die Unsicherheit und genau die lähmt derzeit die Wirtschaft. Auch deutsche Unternehmen hätten sich in großer Zahl gerade aus Griechenland, aber auch aus anderen europäischen Krisenstaaten zurückgezogen. Besonders schwer wiegen die Finanzierungsprobleme.

Wer nicht genügend Eigenmittel hat, kann kaum noch Geschäfte machen, sagt Ilja Nothnagel vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag. "Die deutschen Unternehmen behelfen sich damit, dass sie beispielsweise Vorkasse erbitten, kürzere Zahlungsziele einräumen oder vielleicht auch auf den einen oder anderen Auftrag verzichten müssen, wenn der Kunde ihn nicht bestellen kann." Auch Sicherungssysteme wie Exportkreditversicherungen kämen häufiger zum Einsatz. "Aber auch die Anbieter von privaten Exportkreditversicherungen schauen momentan genauer hin und das ist dann schon eine schwierige Mischung", so Nothnagel.

Ein Mitarbeiter der NORDEX SE arbeitet in einer Produktionshalle in Rostock an einem sogenannten PVE, dem Verbindungselement fuer die Nabe einer Windkraftanlage.
Deutsche Maschinen sind weltweit gefragtBild: dapd

Geschäfte mit den Schwellenländern boomen

Außerhalb Europas sind China und die USA weiterhin die wichtigsten Absatzmärkte für deutsche Exporteure. Gleichzeitig gewinnt aber auch der Warenaustausch mit den aufstrebenden Märkten der Schwellenländer weiter an Gewicht. Lag der Anteil der deutschen Exporte in die sogenannten BRICS-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, im Jahr 2000 noch bei 4,5 Prozent, so sollen es 2013 schon 15 Prozent sein. Besonders erfolgreich sind deutsche Maschinenbauer, die größten Absatzchancen haben Energie-, Umwelt- und Medizintechnik.

Da Deutschland nach wie vor weniger Waren in der Welt einkauft, als seine Unternehmen verkaufen, bleibt es bei einem deutlichen Defizit in der Handelsbilanz. DIHK-Experte Volker Treier sieht darin aber kein Manko. "Dahinter steht dann, dass nicht nur die deutschen Waren in aller Welt gefragt sind. Mit dem Überschuss, der ja auch ein Kapitalexport ist, bauen wir unsere Stellung als wichtiger globaler Kapitalgeber für große Defizitländer wie die USA, die Türkei und Brasilien aus", erklärt Treier. "Diese Länder haben eine junge Bevölkerung, die auch noch wächst und daher ist ein hoher Kapitalbedarf da."

Ein Gewinn für beide Seiten könne der Handelsüberschuss allerdings nur sein, wenn der Überschuss investiert und nicht konsumiert würde.