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Digital auf der Höhe

28. April 2020

Von 2015 bis 2017 nahm Jenny Navarro erfolgreich am Masterstudiengang „International Media Studies“ (IMS) der DW Akademie teil. Was hat sie mitgenommen in ihre Heimat Ecuador? Ein Gastbeitrag.

https://p.dw.com/p/3bVLj
Jenny Navarro aus Ecuador, Alumna des
Masterstudiengangs
„International Media tudies“ (IMS)
Bild: privat

Vielleicht bin ich mit der gleichen Illusion in meine Heimat zurückgekehrt, mit der ich 2015 nach Deutschland gekommen war. Aber mit neuen Zielen.

Als Teilnehmerin des Masterstudiengangs der DW Akademie hatte ich die Chance, mich mit einem internationalen Team erfahrener Medienfachleute auszutauschen. Ich erfuhr viel darüber, wie die Mediensysteme in anderen Ländern funktionieren. Die Studierenden sollen das neue Wissen, die vielen Erfahrungen mit nach Hause nehmen und wiederum mit ihren Kollegen vor Ort teilen. Genau das ist eines meiner Ziele seit der Rückkehr nach Quito, wo ich heute als leitende Multimedia-Redakteurin bei La Posta arbeite. 

Seinerzeit konzentrierten sich die traditionellen Medien meines Landes auf die digitale Transformation; multimediale Konzepte gab es kaum. So ging ich ein gewisses Risiko ein, weil ich etwas Neues wagte und auf Journalismus in Sozialen Netzen setzte. La Posta, die digitale Plattform, für die ich arbeite, war gerade an den Start gegangen. Das Projekt hat in seinem Expansionsprozess mehrere Phasen durchlaufen – und ich war Teil davon. Es war bereichernd, zugleich sehr herausfordernd. Die Gründer von La Posta wollten die Aufmerksamkeit der Generation Y, der Millennials, die mit ihren Handys leben, Medienangebote mobil und jederzeit abrufen wollen.

Das Beste aus meinem Aufenthalt in Deutschland einbringen

Ich brauchte einige Monate, um mich an die neue Dynamik dieser Arbeitswelt anzupassen. Die Erwartungen waren enorm hoch. Aber durch das Masterstudium in Deutschland war ich gut vorbereitet, auch das Prestige der Deutschen Welle kam mir zugute. Ich wollte den Wert der Erfahrungen aufzeigen, all das, was ich in den Seminaren gelernt hatte, vermitteln. Auch die tiefgreifenden Diskussionen mit meinen Mitstudierenden wollte ich mit den Kolleginnen und Kollegen in Quito teilen. Kurzum: Ich wollte das Beste aus meinem Aufenthalt in Deutschland in mein Land einbringen.

Das Masterstudium IMS legt einen Schwerpunkt auf Führungsaufgaben in Medienunternehmen, auf Management und Verwaltung. Ich hatte nicht wirklich daran gedacht, so schnell eine Leitungsfunktion zu übernehmen – wir waren anfangs nur zu dritt. Aber La Posta ist sehr schnell und sehr erfolgreich gewachsen. Und die Verantwortlichen sahen in mir offenbar das Potenzial, eine kleine, inzwischen zehnköpfige Gruppe zu leiten, die journalistisch und als Producer für Audio und Video arbeitet.

Den konsequent digitalen Weg wagen nur wenige

Die prosperierende Entwicklung bei La Posta geht allerdings nicht einher mit einem tiefgreifenden Wandel der Medienlandschaft in Ecuador insgesamt. Den konsequent digitalen Weg wagen nach wie vor nur wenige. Online-Auftritte von TV- und Radiosendern oder Pressehäusern und ihre Social-Media-Accouts sind weitgehend eine Kopie ihrer traditionellen Produkte. Sie denken nicht umfassend digital. Und somit nicht an jene Menschen, die nicht mehr den Fernseher einschalten oder eine Zeitung an der Ecke kaufen. 

Da komme auch ich her, von der Zeitung. Sieben Jahre lang habe ich bei El Comercio, einem der wichtigsten Medienkonzerne des Landes, gearbeitet. Dort habe ich volontiert und war als Fotojournalistin im Einsatz. Mit diesem Rüstzeug ging ich nach Deutschland, um die ecuadorianische Realität mit einer internationalen Perspektive bereichern zu können. Es hat sich gelohnt. Heute, als Multimedia-Journalistin und leitende Redakteurin bei La Posta, kann ich meine vielfältigen Fähigkeiten im digitalen Journalismus täglich beweisen. 

Coronavirus - Ecuador
Auch Ecuadors Hauptstadt Quito steht aktuell im Zeichen der Corona-PandemieBild: picture-alliance/AP/D. Ochoa

Das IMS bleibt Ansporn und Verpflichtung zugleich

Ich hatte das Glück, weiterhin als Journalistin in meinem Land arbeiten zu können. Einer der Vorzüge des Studiengangs der DW Akademie ist die breit angelegte Qualifizierung für diverse Bereiche der Kommunikation. So arbeitet Pamela Guachamín, eine Kommilitonin aus dem Jahrgang 2015/17, heute in Ecuador im Bildungstourismus. Ihr Mehrwert aus dem IMS liegt in den Aspekten interkulturelle Kommunikation und kulturelle Vielfalt. Auch Daniel Marquez, in Ecuador jetzt als Freier Journalist tätig, hat den Master bei der DW Akademie gemacht. Ihn habe der Studiengang vor allem in den Bereichen technische Entwicklung und Geschäftsmodelle auf den neuesten Stand gebracht, sagt er. Hierzulande wird dies in der journalistischen Ausbildung kaum vertieft.   

Mir ist bewusst, dass nur wenige die Chance erhalten, das Land zu verlassen, andere Kulturen, ein anderes Bildungssystem kennenzulernen. Ich schätze mich glücklich, dass ich diese Erfahrung in Deutschland machen konnte. Das Masterstudium bleibt für mich Ansporn und Verpflichtung zugleich, nicht stehen zu bleiben, mir stets neue Ziele zu setzen.

Jenny Navarro

 

Die DW Akademie bietet das Masterstudium „International Media Studies“ gemeinsam mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Universität Bonn an. Es ist bilingual (deutsch/englisch) ausgerichtet und umfasst die Themengebiete Medien- und Entwicklungszusammenarbeit, Journalismus, Kommunikationswissenschaften und Medienwirtschaft. Rund 30 junge Menschen aus allen Teilen der Welt nehmen jährlich das Studium auf.