1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Afrika freut sich auf WM

12. April 2010

Es sind noch knapp zwei Monate, bis die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika angepfiffen wird. Die Begeisterung im südlichen Afrika ist groß – obwohl die WM auch Probleme bereiten wird.

https://p.dw.com/p/MtXF
Überall in Gaborone weisen Plakate auf das Mega-Ereignis hin. Quelle: DW Aufgenommen im März 2010 im Süden Afrfikas.
Auch in Südafrikas Nachbarländern findet man überall Hinweise auf die WMBild: DW

Barry Rukoro sitzt in seinem Büro im Soccer House. Es liegt in Katutura, der größten Township in Namibia. In den Regalen stehen Pokale, an den Wänden hängen Mannschaftsfotos. Der Generalsekretär der Namibian Football Association ist leidenschaftlicher Kicker und freut sich mächtig auf die Weltmeisterschaft, obwohl Namibia selbst gar nicht mitspielt. Trotzdem hätte einen Hauch von WM durch sein Land wehen können. Rukoro hat gehofft, dass die deutsche Nationalelf in Namibia ihr Trainingslager aufschlägt. Schließlich sind die Verbindungen zwischen Deutschland und der einstigen Kolonie Deutsch Südwestafrika nach wie vor eng. “Doch die Erwartungen der Deutschen waren wohl anders“, bedauert Rukoro.

Namibia will Touristen ins Land locken

Bauarbeiten für die WM: in Gaborone wird derzeit die Straße zur südafrikanischen Grenze ausgebaut Quelle: DW Aufgenommen im März 2010 im Süden Afrfikas.
Straßen Richtung Südafrika werden auf Vordermann gebrachtBild: DW

Etwas mehr Besucherglück könnte indes das Namibia Tourism Board haben. Die Tourismus-Organisation hat eigens für die Spiele eine Broschüre herausgegeben, die Withney Greyton, WM-Beauftragte des Unternehmens, stolz präsentiert. Entdecke Namibia 2010, heißt sie und wirbt für das Fußballereignis, aber auch für Namibia als freundliches, entspanntes und gleichzeitig aufregendes Reiseland. Schließlich heißt das oberste Ziel: Touristen ins Land locken. “Wir sind nur eineinhalb Stunden von Südafrika entfernt. Das Klima ist gleich, man kann den Rand nutzen, und wir haben alle Angebote, die Südafrika auch hat“, macht Whitney Greyton Werbung für ihr Land.

Auch in Botswana freut sich Jacob Raleru auf das Großereignis. Er ist Chef des Energieversorgers Botswana Power Corporation. “Es ist aufregend, die WM im Nachbarland zu haben“, sagt er. Außerdem tut sich in Sachen Infrastruktur einiges. So wird gerade die Straße zum Grenzübergang Tlokweng nach Südafrika vierspurig ausgebaut.

Großereignis sorgt für Stromausfall

Im afrikanischen Fußballalltag sorgen die Teams der englischen Premier League für eine viel größere Identifikation als die heimischen Mannschaften Quelle: DW Aufgenommen im März 2010 im Süden Afrfikas.
Englische Teams sind viel populärer als die einheimischen Clubs - auch bei der WM?Bild: DW

Doch gleichzeitig kann die der Sport jede Menge Probleme verursachen. Denn Botswana mit seinen rund 1,8 Millionen Einwohnern ist extrem von Südafrika abhängig. Eigene Landwirtschaft gibt es wenig, weshalb fast alle Lebensmittel vom Kap der guten Hoffnung stammen. Doch es sind nicht nur leere Supermarktregale, die für Bauchschmerzen sorgen. Viele Batswana könnten während der Spiele schlichtweg im Dunklen sitzen. Schließlich bezieht Botswana seinen Strom fast ausschließlich aus Südafrika, und das neue eigene Elektrizitätswerk Morupule wird erst in ein oder zwei Jahren fertig. “Die Stromversorgung wird eng, weil wir Winter haben“, gibt daher auch Raleru zu.

Druck auf simbabwische Regierung verstärken

Mehrere hundert Kilometer entfernt in Simbabwe ist die Stimmung ganz ähnlich. “Südafrika ist einfach an der Reihe. Es ist gut, dass das Land die Weltmeisterschaft bekommen hat, wir unterstützen das“, sagt John Stanton, der für die Bewegung Zimbabwe Democracy Now arbeitet. Gemeinsam mit anderen Menschenrechtsaktivisten hat er aber auch jede Menge politische Erwartungen an die Weltmeisterschaft. Durch das Großereignis könnte die internationale Gemeinschaft verstärkt auf die Menschenrechtsverletzungen in Simbabwe aufmerksam werden. Und dann, so hoffen die Aktivisten, üben beispielsweise die Southern African Development Community, aber auch die südafrikanische Regierung endlich mehr Druck aus und bereiten der Diktatur von Robert Mugabe ein Ende.

Autorin: Katrin Gänsler
Redaktion: Wolfgang van Kann