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Ein deutscher Mythos

14. Mai 2009

"Als die Römer frech geworden, zogen sie in Deutschlands Norden …" heißt es in einem Lied über die "Schlacht im Teutoburger Wald". Die Ausstellung "Imperium-Konflikt-Mythos" klärt über die Hintergründe der Schlacht auf.

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Das Hermannsdenkmal bei Detmold Quell: picture-alliance/dpa
Heldenverehrung in wilhelminischen Stil: Das "Hermannsdenkmal" in der Nähe von DetmoldBild: picture-alliance / dpa

Ansicht des Lippischen Landesmuseums in Detmold Foto: Lippisches Landesmuseum Detmold
Bild: Lippisches Landesmuseum Detmold

Das "Lippische Landesmuseum" in Detmold ist eines von drei Museen, in denen die Ausstellung gezeigt wird. Sie ist der "Varusschlacht" vor 2000 Jahren gewidmet, auch bekannt als "Hermannsschlacht" oder "Schlacht am Teutoburger Wald". Hier werden Fakten und Mythen rund um ein Ereignis zusammengetragen, das zu den Gründungsmythen der deutschen Nation gehört. Die anderen Ausstellungsorte sind in Kalkriese und in Haltern am See.

Gemälde von Otto Albert Koch mit dem Titel: Varusschlacht Foto: Lippisches Landesmuseum Detmold
Bild: Lippisches Landesmuseum Detmold

Ein blonder Germane mit Flügelhelm - so war lange Zeit das Bild, das sich die Nachwelt vom germanischen Stammesführer Hermann dem Cherusker machte. Dabei war Arminius, so die latinisierte Form seines Namens, römischer Bürger. Er war in Rom erzogen und ausgebildet worden und hatte dem römischen Reich als Offizier gedient. Im Jahre 9 nach Christus hatte er den römischen Statthalter Publius Quinctilius Varus in einen Hinterhalt gelockt und dessen drei Legionen vernichtend geschlagen.

Nachstellung einer römischen Kohorte vor dem LWL Römermuseum in Haltern am See Foto: LWL Römermuseum
Bild: LWL Römermuseum

Das LWL-Römermuseum in Haltern am See widmet sich dem Themenschwerpunkt "Imperium". In Haltern hatte ein großes Militärlager des Imperium Romanum zur Zeit des Kaisers Augustus bestanden. Das Museum zeigt Kunst, Kultur und Propaganda der römischen Besatzungsmacht.

römische Schwertscheide, mit reichen Messingbeschlägen Foto: London, the british museum
Bild: London, the british museum

Einer der Höhepunkte der Haltener Ausstellung ist die Schwertscheide des sogenannten Tiberius-Schwertes, eine Leihgabe des British Museum in London. Die gut erhaltenen Messingbeschläge auf der Scheide des römischen Kurzschwertes zeigen unter anderem den römischen Kaiser Tiberius.

Playmobil-Figürchen in römischer Legionärsausstattung stehen in Reih und Glied, im Hintergrund eine Museumsmitarbeiterin Foto: dpa
Bild: dpa

15.000 Mini-Römer rücken ins Museum ein. Die nur knapp sieben Zentimeter hohen Spielzeugfiguren stellen die drei Legionen des römischen Statthalters Varus dar, die bei der Schlacht im Jahre 9 nach Christus nahezu vollständig vernichtet wurden. Zu sehen sind sie in der Ausstellung "Imperium", die vom 16. Mai bis zum 11. Oktober in Haltern am See stattfindet.

Aussenansicht des Museums Kalkriese, auf den Fenstern Aufkleber mit der Aufschrift: Konflikt Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Das Museum in Kalkriese widmet sich in seiner Sonderausstellung "Konflikt" den Kriegen zwischen Germanen und Römern nach der Varusschlacht. Dabei wollen die Aussteller die Klischeevorstellungen berichtigen, die Germanen seien nichts als "wilde und ungezügelte Barbaren" gewesen.

Zwei Schädel mit Frakturen im Stirnbereich Foto: Manfred Eberlein, München
Bild: Manfred Eberlein, München

Dieses Exponat dürfte jedoch das Vorurteil von den "wilden Germanen" eher bestärken: Es sind die Schädel zweier Römer. Sie hatten auf einem Gutshof in der Nähe von Regensburg gelebt und waren wahrscheinlich von plündernden Germanen erschlagen worden.

Römischer Grabstein des Hariulf mit Inschrift Foto: Rheinisches Landesmuseum Trier
Bild: Rheinisches Landesmuseum Trier

Mehrere tausend Exponate aus ganz Europa sind für die Schau "Konflikt" zusammengetragen worden. Dazu gehört auch dieser römische Grabstein aus dem Rheinischen Landesmuseum in Trier. Seine Inschrift beklagt den frühen Tod des römischen Offiziers Hariulf. Er war aus burgundischem Adel und starb im Alter von 20 Jahren.

Schlachtgemälde von Peter Janssen mit dem Titel: Der siegreich vordringende Hermann Foto: Kunstmuseum Krefeld
Bild: Kunstmuseum Krefeld

Im Lippischen Landesmuseum Detmold will man dem Mythos der Varusschlacht auf den Grund gehen. Wie aus Hermann dem Cherusker der erste deutsche Nationalheld wurde, dokumentieren zahlreiche Exponate aus 500 Jahren deutscher und europäischer Kunst-, Literatur- und Musikgeschichte. Hier ist es das Gemälde "Der siegreich vordringende Hermann" von Peter Janssen aus dem späten 19. Jahrhundert.

Die blonde Ehefrau des Arminius/Hermann, Thusmelda umarmt ihren Mann zum Abschied, Gemälde von Johannes Gehrts Foto: Lippisches Landesmuseum Detmold
Bild: Lippisches Landesmuseum Detmold

Der deutsche Dichter Heinrich von Kleist hatte dem Ereignis ein Drama gewidmet: "Hermannsschlacht". Darin werden aus der Sicht der deutschen Romantik die Geschehnisse aus der Zeit kurz nach Christi Geburt in martialischem Ton dargestellt - wie beispielsweise der Abschied Hermanns von seiner Frau Thusnelda. Kleist lässt den Helden sagen: "Nun, Thuschen, komm; ich hab Dir was zu sagen. (...) Die ganze Brut, die in den Leib Germaniens sich eingefilzt, wie ein Insektenschwarm, muss durch das Schwert der Rache jetzo sterben." Auch der Maler Johannes Gehrts hatte sich dieses Themas angenommen. Zu sehen ist sein Gemälde "Armin verabschiedet sich von Thusnelda".

Schlachtgemälde von Peter Janssen mit dem Titel: Der zurückweichende Varus Foto: Kunstmuseum Krefeld
Bild: Kunstmuseum Krefeld

"Der zurückweichende Varus" - ein Gemälde von Peter Janssen. Was geschah eigentlich wirklich mit dem vernichtend geschlagenen Feldherrn? Der Überlieferung nach soll er sich noch auf dem Schlachtfeld das Leben genommen haben, indem er sich in sein Schwert stürzte.

Realisation: Rachel Gessat / Dirk Kaufmann