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Die USA suchen Partner auf Bali

Ali Akinci22. Oktober 2003

US-Präsident Bush sucht für seinen Kampf gegen den Terror weiter nach Unterstützung. Indonesien scheint hier von besonderem Interesse zu sein. Am Mittwoch (22.10.) trifft er sich auf Bali mit muslimischen Führern.

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George W. Bush mit Indonesiens Präsidentin Megawati SukarnoputriBild: AP

Südostasien gilt als nächste große Front im Anti-Terror-Krieg, und die indonesische Terrororganisation "Jemmah Islamiyah" (JI) als mögliche Bedrohung. Indonesien wurde bereits mehrfach zum Schauplatz blutiger Anschläge - obwohl sich die indonesische Regierung die Terrorbekämpfung längst auf die Fahne geschrieben hat.

Die indonesische Ferieninsel Bali zeigte sich zwar weitgehend immun gegen die politischen, religiösen und ethnischen Kämpfe, die Indonesien in den vergangenen fünf Jahren während des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie erschüttert haben. Trotzdem hielt der Terror auch hier Einzug: 2002 starben 202 Menschen, überwiegend westliche Touristen, bei einem Bombenanschlag. Die Attentäter wurden mittlerweile zu langjährigen Freiheitsstrafen oder zum Tode verurteilt.

"Gemeinsamer Kampf gegen den Terror"

US-Präsident George W. nutzte beim diesjährigen APEC-Gipfel (20./21.10.2003) sogleich die Gelegenheit, die asiatischen Regierungen zu verstärkter Kooperation bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus aufzurufen. Schließlich, so seine Erklärung auf dem Treffen der 21 Mitglieder des Asien-Pazifik Wirtschafts-Kooperationsrates (Asia-Pacific Economic Cooperation - APEC), bedrohe der Terror auch und vor allem die regionale Wirtschaft: "Jede Nation, jede Wirtschaft, die hier repräsentiert ist, jedes Geschäft, jeder Führer, jeder Einzelne von uns ist ein potenzielles Ziel für terroristische Aktivitäten."

APEC Konferenz Gruppenfoto mit George W. Bush in Bangkok, Thailand
APEC-Konferenz: Gruppenfoto mit George W. Bush in Bangkok, ThailandBild: AP

Was kann sich ein US-Präsident mehr wünschen als Partner, die auf den Kampf gegen gemeinsame Gegner eingeschworene sind? Und die sich auch noch dem Traum von Wachstum und Kapitalismus verpflichtet haben? Für viele Experten bricht wirtschaftlich das pazifische Jahrtausend an. Indonesien steht Amerika in Konsumverhalten und Alltagsleben manchmal näher als Europa. Die indonesische Regierung um Präsidentin Megawati Sukarnoputri kündigte allerdings im Vorfeld des Besuchs von Bush an, sie werde das Treffen nutzen, um Washington im Kampf gegen den Terror darauf hinzuweisen, sich im Rahmen der Menschenrechte zu bewegen.

Wirtschaftliche Interessen stehen im Vordergrund

"Die Indonesier sind nicht grundsätzlich gegen eine Zusammenarbeit mit den USA", erklärt Andreas Ufen vom Institut für Asienkunde. "Allerdings konzentriert sich das Interesse eher auf wirtschaftliche als auf sicherheitspolitische Kooperationen. Die Regierung ist aber grundsätzlich an guten Beziehungen interessiert", sagt Ufen weiter.

Indonesien sei vielmehr darauf bedacht die vielfältigen Interessen der unterschiedlichen ethnischen und religiösen Gruppierungen auf dem Inselstaat im Zaum zu halten. Denn "die Mehrheit der Bevölkerung ist nicht mit der Haltung der USA im Konflikt im Mittleren Osten einverstanden", sagt Hasyim Muzadi, Oberhaupt der größten muslimischen Gruppe Indonesiens, den "Nahdlatul Ulama". Syafii Maarif, Führer der zweitgrößten Muslimgruppe "Muhammadiyah" betonte, Washingtons Politik im Mittleren Osten fördere eher den Terror, weil sie pro-israelisch sei.

Protest auf Bali gegen Bush Besuch
Balinesisch Studenten protestieren gegen Bush-BesuchBild: AP

Es gibt aber auch positive Stimmen im Lande. Der Rektor der Syarif Hidayatullah State Islamic University in Jakarta, Azyumardi Azra, zeigte sich in einem Interview mit der Zeitung "Jakarta Post" optimistisch: "Wir sollten davon ausgehen, dass Bush seine Meinung über den Islam ändern könnte." Azyumardi ist einer von vier muslimischen Führern, die an den Gesprächen mit Bush am Mittwoch (22.10.2003) beteiligt sind.

Bali: "Insel der Götter"

Im muslimisch geprägten Indonesien nimmt Bali - die "Insel der Götter" - eine Sonderstellung ein: Die Kultur der rund drei Millionen Einwohner wird hauptsächlich vom Hinduismus bestimmt, nur im Norden gibt es einen stärkeren islamischen Einfluss. Bei der Mehrheit der Bevölkerung handelt es sich um indigene Balinesen, doch gibt es auch zahlreiche Einwanderer aus anderen Teilen Indonesiens. In den Städten finden sich zudem kleinere indische, arabische und chinesische Gemeinden.

Im Gegensatz zum Rest Indonesiens gilt der Lebensstil auf Bali als ausgesprochen entspannt, Alkohol wird ebenso toleriert wie andere Ansprüche westlicher Touristen - beispielsweise ein abwechslungsreiches Nachtleben. "Auch wenn es hier orthodoxe Strömungen gibt", sagt Ufen, "der Islam in Indonesien ist verglichen mit anderen islamischen Ländern eher liberal."