Die Totentage | Sprachbar | DW | 30.10.2013

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Die Totentage

Zwei katholische Gedenktage für die Verstorbenen haben dem November seinen volkstümlichen Namen „Totenmonat“ gegeben: Allerheiligen und Allerseelen. Aberglaube, Glaube und Brauchtum vermischen sich an beiden Tagen.

In früheren Jahrhunderten hat sich die westliche Welt intensiver mit dem Phänomen des Todes beschäftigt als heutzutage. Heute wird der Tod häufig verdrängt. Die Menschen unternehmen alles Mögliche, um zumindest ihrem Äußeren ewige Jugend zu verleihen. Was nach dem Leben oder besser nach dem Tod kommt, bleibt ein Mysterium. Entscheidend ist eher das Diesseits als das Jenseits.

Christliche Gedenktage

Symbolbild eines Kreuzes

November: der "Totenmonat"

Seit mehr als 1000 Jahren gibt es aber zwei Tage im Jahr, die ausschließlich den Toten gewidmet sind: Allerheiligen und Allerseelen, die in Deutschland am ersten und zweiten November begangen werden. Der Monat November wird deshalb nicht umsonst im Volksmund auch als Totenmonat bezeichnet.

In Deutschland ist Allerheiligen in mehrheitlich katholischen Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen ein gesetzlicher Feiertag, also arbeitsfrei. Allerseelen ist ein reiner kirchlicher Gedächtnistag. Beide Tage werden heute begangen, ohne die umherwandernden Seelen der Toten ernstlich zu fürchten. Das war nicht immer so. Früher hatte man Angst. Doch der Reihe nach.

Gedenken an Märtyrer

Menschen im Fegefeuer vom Altar in der Stadtkirche Bad Wimpfen.

Nicht angenehm, aber notwendig um in den Himmel zu kommen

Allerheiligen ist für die katholischen Christen das Totenfest für alle Heiligen und Märtyrer. Papst Gregor III. legte für die Stadt Rom Mitte des 8. Jahrhunderts den Feiertag auf den 1. November. In Deutschland ist er von König Ludwig dem Frommen im Jahre 835 als Feiertag eingeführt worden.

Wie bei jedem Festtag gibt es auch bei Allerheiligen verschiedene Bräuche. So begann man zum Beispiel in Tirol am Mittag das sogenannte Allerseelenausläuten. Die Seelen, die im Fegefeuer für ihre Sünden büßen, erhielten so das Zeichen, dass sie für einen Tag auf die Erde zurückkehren und ihre alten Wohnungen aufsuchen durften. Typisch für Allerheiligen ist, Grablichter aufzustellen – sogenannte Seelenlichter. Eine Erklärung von vielen ist, dass die umherwandelnden Seelen am nächsten Mittag den Weg zurück ins Fegefeuer finden sollten.

Aberglaube und Halloween

Leuchtende Halloween Kürbisse

Dämonen bekommen so bestimmt große Angst

Die Angst vor umherspukenden Geistern und Dämonen war übrigens der Grund für den Halloween-Brauch. Denn abergläubische Menschen fürchteten sich früher davor, in der Nacht vor Allerheiligen ins Freie zu gehen, weil sie dachten, dass Geister und Dämonen ihr Unwesen trieben. Das Licht in den Kürbissen, die heutzutage immer noch zu Halloween als Fratzengesichter aufgestellt werden, sollte sie vertreiben.

Dieser Ursprungsgedanke, der von irischen Auswanderern nach Amerika gebracht wurde, ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Halloween ist inzwischen ein Fest wie Karneval, mit der entsprechenden kommerziellen Vermarktung. In dem Wort Halloween steckt übrigens der Begriff Hallows, Heilige, der auf den ursprünglichen Sinn des Allerheiligen-Festes hinweist: dem Gedenken an Heilige und Märtyrer.

Seltsame Bräuche

Strohherz

Strohherz statt Strohzopf – mal was anderes

In Österreich trieb der Feiertagsbrauch zu Allerheiligen der Legende nach die wunderlichsten Blüten. Bei Gloggnitz in Niederösterreich soll sich das Volk am Abend des ersten November an einem kanzelähnlichen Felsen versammelt und gebetet haben. In dieser Nacht soll der Fels dann angefangen haben, sich mit Windeseile zu drehen und einen verborgenen Schatz hervorgebracht haben.

Ein anderer Brauch war, dass junge Männer zu Allerheiligen aus Stroh und Blumen geflochtene Zöpfe, sogenannte Strohstriezel auf die Dächer heiratsfähiger Mädchen warfen. Zugleich wurden über Straßen meterlange, geflochtene Strohgirlanden gespannt. Strohpuppen wurden vor den Fenstern derjenigen aufgestellt, die sich nach Meinung der jungen Männer nicht richtig verhalten hatten.

Vorsichtiger Umgang mit den Seelen

Ein Topf mit Deckel und eine Pfanne auf einem alten Herd

Da wurde doch die Pfanne vergessen!

Auch der Tag nach Allerheiligen, Allerseelen, hat einen kirchlichen Ursprung. An diesem zweiten November, gedenkt man – wie es der Name sagt – aller Seelen, aller Verstorbenen. Weil es zunächst unzählige Feste für sie gab, entschied Abt Odilo von Cluny im Jahr 998, für alle verstorbenen Gläubigen einen einzigen Gedächtnistag einzurichten. Trotz allem wird die Zeit zwischen dem 30. Oktober und dem 8. November Seelenwoche genannt.

Und diesen Seelen sollte an Allerseelen nach altem Volksglauben ihr eintägiger Aufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet werden. Man vermied es zum Beispiel, leere Pfannen auf dem Feuer stehen zu lassen, denn sie könnten ja hineinfallen. Kein Messer sollte offen liegen, damit sie sich nicht auf die Schneide setzten. Keine Tür durfte fest zugeschlagen werden, denn sonst hätte sich eine Seele einklemmen können. Die andere, Furcht erregende Variante war, dass in der Seelenwoche Kröten als Seeltiere aus den Gräbern kriechen und zur Geistermesse gehen. Diese umgehenden Seelen konnten Schaden anrichten. Um sie zu besänftigen, gab man ihnen Seelspeisen. Manche dieser süßen "Seelspeisen" gibt es noch heute – wie das Allerseelenbrot, den Allerseelenzopf, den Seelenwecken, das Totenbrot oder die Seelenspitzen.

Keine Furcht mehr

Bis heute ist es an Allerheiligen und Allerseelen üblich, auf die Friedhöfe zu gehen, um die Gräber zu pflegen. Beide Tage werden nach wie vor gefeiert. Nur eines gibt es nicht mehr: Die Toten und ihre Seelen werden nicht mehr so sehr gefürchtet.





Fragen zum Text

Allerseelen ist ein …
1. evangelischer Feiertag.
2. katholischer Gedenktag.
3. Festtag im Gedenken an Heilige.

Strohstriezel auf Dächer zu werfen, war ein …
1. Brauch.
2. Aberglaube.
3. Glaube.

Ins Fegefeuer müssen nach katholischer Lehre diejenigen, die …
1. zu Lebzeiten nur Gutes getan haben.
2. irgendwann mal in den Himmel wollen.
3. sich auf die Hölle vorbereiten.


Arbeitsauftrag
Setzt die folgenden Wörter im Kreuzworträtsel ein, das du im PDF zum Ausdrucken findest. Einige Buchstaben, die schon eingetragen sind, erleichtern die Wortfindung:

Allerheiligen – Allerseelen – Tote – Seele – Mysterium – Cluny – Feuer – November – Striezel – Halloween – Kerze – Fest – Licht – Schande

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