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Deutsche Steuerlast

Karl Zawadzky11. Juli 2007

Die Belastung der Arbeitnehmer und Unternehmen durch Steuern und Sozialabgaben ist seit Anfang dieses Jahres so kräftig gestiegen, dass die Steuerzahler in diesem Jahr noch später als 2006 für die eigene Tasche arbeiten.

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Die Deutschen müssen extrem hohe Steuern zahlenBild: picture-alliance/dpa

Acht Tage später als im Vorjahr findet der Steuerzahler-Gedenktag 2007 statt. Im statistischen Durchschnitt kassieren die Finanzämter und Sozialversicherungen bis Donnerstag, 12. Juli, das komplette Volkseinkommen. Erst ab Freitag, 13. Juli, gehören die Einkommen und Gewinne allein den Arbeitnehmern, Unternehmern und Vermögensbesitzern. Der Bund der Steuerzahler hat diesen Tag zum 'Steuerzahler-Gedenktag' ausgerufen und fordert eine Verringerung der Abgabenbelastung durch niedrigere Einkommensteuern.

Steuerzahler-Gedenktag

Im vergangenen Jahr konnten Arbeitnehmer, Unternehmer und Vermögensbesitzer bereits vom 5. Juli an in die eigene Tasche wirtschaften. Der Grund: Vom Volkseinkommen nahm der Staat im vorigen Jahr 51 Cent für sich, in diesem Jahr 53 Cent. Anders gesagt: Dem Arbeitnehmer oder Unternehmer bleiben jetzt von jedem verdienten Euro nur 47 Cent. Im vorigen Jahr waren es noch 49 Cent. Der Grund für den Anstieg der Abgabenbelastung ist die vom Steuerzahlerbund beklagte "größte Steuererhöhung aller Zeiten" zu Beginn dieses Jahres. Da ist nämlich nicht nur die Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte von 16 auf 19 Prozent sowie die Versicherungssteuer angehoben worden, sondern es sind zudem Steuervergünstigungen wie der Sparerfreibetrag und die Pendlerpauschale gekappt worden. Im Ergebnis ist die Belastung der Steuerzahler kräftig gestiegen. "Die Steuereinnahmen explodieren und trotzdem muss der Staat sich hoch verschulden. Der Bundeshaushalt nimmt um 4,7 Prozent zu. Das alles muss der Bürger bezahlen - und nichts anderes soll der Steuerzahler-Gedenktag symbolisieren", sagt der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Karl Heinz Däke.

"niedrig - einfach - gerecht"

Däke verlangt eine spürbare Senkung der Einkommensteuer nach dem Motto "niedrig - einfach - gerecht". Für diese Forderung hat er Unterstützung von Wissenschaftlern. So sagt Thomas Straubhaar, der Präsident des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts, in den Kassen des Staates sei genug Geld, das den Bürgern gehöre; über eine große Steuer- und Abgabenreform solle der Staat es zurückgeben. Dennis Snower, der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, fordert eine Steuersenkung, die durch eine Verringerung der Staatsausgaben finanziert werden soll. Man müsse jeden Einzelposten bei den Personalausgaben, Subventionen, Zuwendungen, Finanzhilfen und so weiter durchgehen, fordert Däke. "Da müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn man nicht einige Milliarden aus dem Haushalt herausstreichen könnte."

Der Bund der Steuerzahler beklagt, dass bei einem internationalen Vergleich in Deutschland die Belastung der Arbeitseinkommen mit Steuern und Sozialabgaben an der Spitze liegt. Während in Deutschland von 100 Euro Bruttoverdienst nur 47 Euro netto bleiben, sind es im Durchschnitt der großen Industriestaaten 62,50 Euro. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat errechnet, dass in Deutschland die Abzüge vom Bruttoeinkommen um ein Drittel höher sind als im Durchschnitt der OECD-Staaten.