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Die Ping-Pong-Diplomatie

Hanspeter Detmer/(rle)12. Oktober 2002

Mit einem Tischtennismatch starteten 1971 die diplomatischen Beziehungen zwischen der USA und der Volksrepublik China. Auch zwischen Deutschland und der China sind die sportlichen Kontakte immer intensiver geworden.

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Der chinesische Tischtennisspieler Liu Guoliang fixiert den BallBild: AP

Erst vor drei Wochen ist Professor Jürgen Palm wieder aus der Volksrepublik China nach Deutschland zurückgekommen. Und wie immer kehrte er voller Begeisterung heim. Ihm imponiert immer wieder aufs Neue, wie selbstverständlich die Chinesen mit dem Sport als Teil des täglichen Lebens umgehen. Wenn Palm die Menschenmassen sieht, die frühmorgens in den Parks der chinesischen Städte Frühgymnastik betreiben, ist er begeistert. Nicht ohne Grund: Der in Deutschland als "Vater des Breitensports" bekannte Professor arbeitet schon seit 30 Jahren daran, auch die Deutschen sportlich auf Trab zu bringen.

Reiche sportliche Tradition

Palm erinnert sich, dass er bei einem Chinabesuch in den 1980er Jahren einmal ein Buch in die Hand bekommen habe, in dem außergewöhnliche Spiel- und Sportarten der 56 Minderheitenvölker China dargestellt wurden. "Dieses Buch hat mich begeistert", erklärt der Sportfan. Angeregt vom außergewöhnlichen Reichtum an Bewegungskultur initiierte er daraufhin das Weltfestival des traditionellen Sports. Die Veranstaltung, bei der die verschiedenen Sportkulturen der Welt und vor allem Asiens dargestellt werden, hatte 1992 Premiere in Bonn.

Drachenbootrennen erlangt Popularität

Manche Sportaktivität, die auf dem Weltfestival erstmals einer großen Öffentlichkeit vorgestellt wurde, hat inzwischen schon weltweite Popularität erlangt. Am deutlichsten wird das im Zusammenhang mit den traditionellen chinesischen Drachenbootrennen. Inzwischen gibt es sie auch in Deutschland - nicht als spitzensportliche Ereignisse, sondern als Ausdrucksformen von Spiel und Spaß in Verbindung mit einem Hauch von Volksfest.

China dominiert die grüne Platte

Andere sportliche Einflüsse sind weniger exotisch, aber nicht weniger erfolgreich. Größter Beliebtheit in Deutschland erfreuen sich schon seit Jahrzehnten die asiatischen, und speziell die chinesischen Kampfsportarten. Und aus der deutschen Tischtennis-Szene sind chinesische Spitzenspielerinnen und Spieler nicht mehr wegzudenken. In der Rangliste jener männlichen Tischtennisspieler, die in deutschen Bundesligaklubs aktiv sind, belegen Chinesen unter den Top Ten gleich fünf Plätze.

König Fußball im Reich der Mitte

Fußballzeitung Kicker auf Chinesisch
Ein junger Chinese liest das Fussballmagazin "Kicker"Bild: AP

Auch Deutschlands Sportart Nummer eins, König Fußball, schlägt Brücken zu China. Dass der deutsche Fußball im Reich der Mitte einen ganz besonders guten Ruf genießt, zeigt das Engagement des ehemaligen Bundesligatrainers Klaus Schlappner in den 1990er Jahren als Fußball-Nationaltrainer. Schlappner hat seinen Anteil daran, dass Chinas Fußballnationalmannschaft in diesem Jahr erstmals an der Endrunde einer Fußball-Weltmeisterschaft teilnehmen durfte.

Und auch nachdem Schlappner China verlassen hat, können sich die Chinesen dem Einfluß des deutschen Profifußballs noch nicht entziehen, wie Jürgen Palm berichtet: "Ich weiß, dass die besten deutschen Bundesligaspiele auch im chinesischen TV zu sehen sind."

Einstimmen auf Olympia

Im Rahmen des internationalen Sportverkehrs sind deutsch-chinesische Kontakte inzwischen Alltag. Erst vor wenigen Wochen bestritten deutsche Feldhockeyspielerinnen eine Länderspielserie in China. Viele deutsche Sportlerbesuche in der Volksrepublik China muss man inzwischen auch im Zusammenhang mit den Olympischen Sommerspielen 2008 in Beijing sehen. Man will schon einmal die Atmosphäre im zukünftigen Olympialand kennenlernen.