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Bürgermeisterin

11. Mai 2010

Eine Stadt mit über 70.000 Einwohnern zu verwalten - das ist die Aufgabe von Dietlind Tiemann, Oberbürgermeisterin von Brandenburg an der Havel. Die 54-Jährige ist seit sechs Jahren im Amt - und hat vieles bewegt.

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(Foto: DW)

Das Frühstück ist das wichtigste Ritual am Tag im Hause Tiemann. Dietlind und Klaus-Peter Tiemann stehen schon um sechs Uhr auf, um alles vorzubereiten. Im hellen Esszimmer duftet es eine Stunde später nach Kaffee. Der Tisch ist reich gedeckt - frische Brötchen, Marmelade, Käse, Wurst und Cornflakes. Es ist einer der wenigen Augenblicke am Tag, an dem das Ehepaar seine Zweisamkeit genießen kann. Doch auch hier müssen gelegentlich schon geschäftliche Termine besprochen werden. Als Oberbürgermeisterin ist die 54-Jährige abends oft auf öffentlichen Veranstaltungen. Wenn es sich einrichten lässt, begleitet sie ihr Ehemann. Noch am Frühstückstisch nehmen beide deshalb ihre elektronischen Terminkalender zur Hand und sprechen sich präzise ab.

Immer offen für Herausforderungen

Dietlind und Klaus-Peter Tiemann (Foto: DW)
Ein gutes Team: Dietlind und Klaus-Peter TiemannBild: DW

"Sie ist sehr konsequent. Wenn sie sich ein Ziel setzt, verfolgt sie es bis zum Schluss", beschreibt Klaus-Peter Tiemann seine Frau. Er ist erkennbar stolz auf sie. Vor allem bewundert er ihren Mut, Neues zu wagen und über ihre Grenzen hinaus zu gehen. "Sie ist schon mal aus 3000 Meter Höhe Tandem-Fallschirm gesprungen", erzählt Klaus-Peter Tiemann.

Entschlossenheit und Durchhaltevermögen beweist Dietlind Tiemann vor allem im beruflichen Leben: Als sie den Posten der Oberbürgermeisterin antrat, befand sich Brandenburg an der Havel in einem bedauernswerten Zustand, erinnert sich die Oberbürgermeisterin. Zu Zeiten der DDR war Brandenburg eine Industriestadt mit fast 100.000 Einwohnern gewesen. Nach der Wiedervereinigung aber hielten viele Betriebe der Konkurrenz aus dem Westen nicht Stand. Sie gingen pleite und wurden stillgelegt. Die Arbeitslosigkeit stieg. Etwa 20.000 Menschen wanderten ab. Überall waren die Zeichen von Verwahrlosung und Verfall erkennbar. Da klang die Vision, mit der Tiemann ihr Amt antrat, fast wie Pantasterei: "Brandenburg an der Havel zur attraktivsten Stadt im Bundesland Brandenburg zu machen“. Dieses Ziel versucht sie seit sechs Jahren nicht aus den Augen zu verlieren.

Eine öffentliche Person

Täglich um kurz nach acht fährt Dietlind Tiemann mit ihrem "roten Flitzer" ins Büro. Ihren roten Sportwagen kennt jeder in der Stadt. Auf dem Weg ins Rathaus wird sie von vielen Menschen begrüßt. Seitdem sie im Amt ist, lassen sich Privatleben und Beruf nicht mehr trennen. "Für die Brandenburger bin ich immer die Bürgermeisterin." Am Anfang habe man sie sogar beim Einkaufen mit Staunen gefragt: "Haben Sie denn noch Zeit dazu!"

Tatsächlich ist Zeit für die Bürgermeisterin ein besonders knappes Gut. Jede Minute ist verplant. Von einer Sitzung geht es direkt in die nächste. In freien Minuten lässt sich Dietlind Tiemann von ihrer Sekretärin auf den neuesten Stand bringen. Mahlzeiten fallen schon einmal aus oder finden sehr viel später statt - zu Mittag gegessen wird manchmal erst abends um halb sechs.

Noch braucht sie keine Auszeit

Immer konzentriert dabei: Dietlind Tiemann (Foto: DW)
Immer konzentriert dabei: Dietlind TiemannBild: DW

"Ich verlange nie von anderen mehr, als von mir selbst." Das ist einer der Grundsätze von Dietlind Tiemann. Ihre Mitarbeiter bestätigen das. Messen lässt sich die Oberbürgermeisterin an einem Zehn-Punkte-Programm. Das hat sie bei ihrem Amtsantritt selbst aufgestellt: Sie wollte Bildung, Familien und Beschäftigung in Brandenburg an der Havel fördern. Jedes Jahr zieht sie zum Jubiläum ihrer Amtseinführung Bilanz. Und die kann sich bislang sehen lassen: Die Arbeitslosigkeit fast halbiert; die Gewerbesteuern nahezu vervierfacht; neue Geschäfte in der Innenstadt. Ausruhen will sie sich auf ihren Erfolgen aber nicht. Dietlind Tiemann denkt daran, bei der nächsten Wahl erneut zu kandidieren.

Autorin: Blagorodna Grigorova
Redaktion: Matthias von Hein