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Kampf für Freiheit

28. Juni 2009

Weltweit feiern Schwule und Lesben jene Tage, an denen sie das Kämpfen lernten: 40 Jahre Christopher-Street-Unruhen in New York, 30 Jahre Christopher Street Day in Deutschland – die Massen gehen auf die Straße.

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Alles begann in der Nacht von Judy Garlands Begräbnis. Mehr als 20.000 Fans nahmen in New York von ihr Abschied. Die Emotionen kochten hoch, als die Sängerin, Schauspielerin und Schwulen-Ikone beerdigt war.

CSD-Parade in Berlin vor dem Brandenburger Tor (Foto: AP)
CSD-Parade in Berlin vor dem Brandenburger TorBild: AP

An diesem Abend war die homosexuelle Gemeinde New Yorks nicht mehr bereit, sich von Polizisten drangsalieren zu lassen. Die Sonne ging schon fast auf an jenem 28. Juni 1969, da kam es im "Stonewall Inn" in der Christopher Street bei einer der üblichen Polizei-Razzien zu Ausschreitungen. In den Tagen danach lieferten sich schwule New Yorker immer wieder Straßenschlachten mit der Polizei.

Schwule wehren sich

Mit den Stonewall-Krawallen nahm die Schwulen- und Lesben-Bewegung ihren Lauf. "Diese Nacht war ein einzigartiger Moment. Aber damals wussten wir noch nicht, was diese Nacht bewirken würde", erinnert sich ein heute 61jähriger Zeitzeuge, der schon als junger Mann regelmäßig ins "Stonewall" ging. Bis heute ist er der Schwulenkneipe treu geblieben: "Von diesem magischen Ort ging die Befreiung aus.“ Schwule drehten den Spieß um, ließen sich nicht mehr von der Polizei jagen, lernten kämpfen.

Am 5. Juli 2009 startet die Parade in Köln. Ein Teilnehmer des Christopher Street Day in Sichtweite des Kölner Doms (Foto: dpa)
Am 5. Juli 2009 startet die Parade in KölnBild: picture-alliance /dpa

Nach "Stonewall' gründeten sich politische Schwulen- und Lesbengruppen, es erschienen Schwulenzeitungen und am ersten Jahrestag der "Stonewall-Revolte" fand die erste schwul-lesbische Parade in der Geschichte der USA statt.

Wie die Unruhen nach Deutschland schwappten

Was damals eine Revolution war, ist heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die tagelangen Unruhen hatten Auswirkungen weltweit - auch auf Deutschland: Zehn Jahre später, also vor genau 30 Jahren, wurde in Deutschland erstmals der Christopher Street Day, kurz CSD, gefeiert, wie hierzulande die Schwulen- und Lesbenparaden genannt werden. Damals kamen in Bremen und Berlin einige wenige Hundert Menschen zusammen. Heutzutage gibt es in fast jeder größeren deutschen Stadt eine CSD-Parade, die größten in Köln und Berlin. Zur Parade in Köln am 5. Juli werden ebenfalls Hunderttausende Menschen erwartet.

Die Kölner Schwulen und Lesben waren es auch, die im Jahr 2002 einen Rekord aufstellten. Ihnen gelang es, mehr als 1,2 Millionen Besucher auf die Straßen zu locken, womit sogar der Rosenmontagszug getoppt wurde.

Prominente Unterstützer in Berlin

Am vergangenen Samstag feierten in der Bundeshauptstadt rund 550.000 Menschen und demonstrierten gegen die Ausgrenzung von Schwulen und Lesben. "Solange es Gewalt gegen Schwule und Andersdenkende gibt, müssen wir dagegen was tun", so ein Teilnehmer. Auch Berlins Regierender Bürgermeister, Klaus Wowereit, einer der bekanntesten Homosexuellen der Republik, unterstützt die Forderungen des CSD. "Das ist eine machtvolle Parade der Schwulen- und Lesbenbewegung", so der SPD-Politiker. "Das soll Signale aussenden in die ganze Welt." So wie einst – vor genau 40 Jahren – vom New Yorker Village ein Signal ausging und bewiesen wurde: Aufstand und Veränderung sind möglich, auch wenn es Zeit und Geduld braucht.

Autor: Andreas Main
Redaktion: Hajo Felten