Die Kunst der Produktion in Deutschland
Wie Künstler in Deutschland heute arbeiten, zeigt eine Gemeinschaftsausstellung dreier Museen in Hannover. Die Schau ist ein Nachdenken über Faktoren zeitgenössischer Kunstproduktion.
Wenn die Kunst vom Wind erzählt
Fünf Orgelpfeifen hat das Künstlerkollektiv "Das Numen" für seine Installation "Meatus" (lateinisch: Der Pfad) in den Raum des Sprengel Museums gehängt. Über das Internet sind diese mit 20 Wetterstationen rund um den Globus verbunden und machen Windrichtung und -stärke in Echtzeit hörbar. Wie Numen arbeiten heute viele global vernetzte Künstler projektweise zusammen.
Kunst und nichts als die Wahrheit
Er lebt in Berlin und zieht gerade nach New York: Für das Ausstellungsprojekt "Produktion. Made in Germany Drei" hat der Künstler Timur Si-Qin eine nachdenklich stimmende Installation erdacht. Sie zeigt Symbole einer neuartigen Religion, mit der sich die Welt retten lässt. Titel: "Is it true there is no such thing as truth" ("Stimmt es, dass es nichts als Wahrheit gibt?")
Dialog der Skulpturen
Auch der griechische Künstler Yorgos Sapountzis lebt und arbeitet in Berlin. "Nacktes Erbe: Wir brauchen Euch Alle" hat er seine Körper-Installation genannt. Aus dem Fundus des Sprengel Museums wählte er seine Lieblings-Skulpturen aus und stellte sie, umgeben von bunten Stoffbahnen, auf eine selbstgezimmerte Bühne. Vor seinem Publikum lässt er Kunstgeschichte lebendig werden.
Im Schlepptau ins Uterusland
Mit Schmerz, Leid und Hoffnung hatte sich Raphaela Vogel nach einer Krebserkrankung auseinanderzusetzen. Rund um Versorgung und Geburt kreist nun die Installation "Uterusland" der jungen Künstlerin im Kunstverein Hannover. Der Torso eines Pferdes - das Wappentier Niedersachsens - zieht im Schlepptau das anatomische Modell einer riesigen geöffneten Brust.
Spiel mit dem Raum
Wie ein Teppich legt sich der blaue Pigmentpuder auf den Steinfußboden des Kunstvereins. Schirin Kretschmann hat Glasplatten aus den Oberlichtern ausbauen lassen. Jetzt strömt besonders viel Licht in den Raum und zeichnet wechselnde Muster auf die weißgetünchten Wände. Die Künstlerin treibt so ihr Spiel mit der Wirkung des Raumes, für den sie ihre Arbeit ausgedacht hat.
Kunst aus dem 3-D-Drucker
Ein Besucher bestaunt die marmorhafte Skulptur eines antiken Römers. Was er nicht sieht: Wie lässt sich Kunst am Computer reproduzieren? Und was macht das mit der Autorenschaft des Künstlers? Solche Fragen treiben immer mehr Kreative um, auch den in Berlin lebenden Österreicher Oliver Laric. Mit seiner Plastik aus dem 3-D-Drucker gibt er ein nachdenkliches Statement.
Kunstwerk aus dem Blumenladen
Wie eine florale Skulptur wirkt dieser prachtvolle Blumenstrauß im historischen Treppenhaus des hannoverschen Kunstvereins. "Bouquet IX" heißt das Kunstwerk des Niederländers Willem de Rooij, das ein Florist permanent frisch hält und so jegliche Verfallserscheinung verhindert. Der in Berlin lebende Niederländer de Roooij experimentiert mit Begriffen wie Individualität und Gemeinschaft.
Konsum und Öko-Katastrophe
Architektur, Design und Natur ironisiert Veit Laurent Kurz in seiner raumfüllenden Installation "RElife". Das Interieur aus selbstgebauten, zum Teil pflanzenüberwuchterten Möbeln ist bevölkert mit hexenartigen Gestalten, die mal auf dem Boden, mal auf stilisierten Sesseln sitzen. Ungebremster Konsum und drohende Öko-Katastrophe sind für den Künstler zwei Seiten einer Medaille.
Fremde Lebenswelten
Bildschirme, Projektionen, Bilder: Das Künstlerduo Amy Lien und Enzo Camacho inszeniert nicht die eigene Kunstproduktion. Ihre Arbeit namens "oder" gibt vielmehr Einblicke in Lebenswelten rund um den Globus. Monitore und eine Videoleinwand zeigen mal buntes Treiben in Sizilien, graue Werktätige in China, Banker in Singapur oder auch Callcenter-Arbeiter in Manila.
Ein Schneemann aus Beton
Einen Beton-Schneemann hat Daniel Knorr in Sichtweite der Kestner-Gesellschaft aufgebaut. "Bonhomme" will er als Metapher der Vergänglichkeit, aber auch als Mahnmal des Klimawandels verstanden wissen. Die Ausstellung "Produktion. Made in Germany Drei" ist vom 3. Juni bis 3. September 2017 in der Kestnergesellschaft, dem Kunstverein und dem Sprengel Museum Hannover geöffnet.