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Die Heiligen Drei Könige singen wieder

5. Januar 2011

Verkleidet als die Heiligen Drei Könige sind in Deutschland zurzeit wieder Tausende Kinder in den Straßen unterwegs. Sie spenden den Neujahrssegen und sammeln Geld für notleidende Kinder. So auch im Bundeskanzleramt.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel inmitten der Sternsinger im Kanzleramt am 05.01.2011 (Foto: dpa)
Die Sternsinger zu Gast bei der Bundeskanzlerin in BerlinBild: picture alliance/dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel empfing am Mittwoch (05.01.2011) in Berlin mehr als 100 Sternsinger. Geladen waren jeweils vier Sternsinger aus allen 27 deutschen Bistümern. Die Jungen und Mädchen brachten stellvertretend für alle bundesweit tätigen Sternsinger den jährlichen Segen "Christus Mansionem Benedicat", zu Deutsch "Christus segne dieses Haus", ins Bundeskanzleramt. Die frohe Botschaft des Sterns, die die Sternsinger zu den Menschen in Deutschland tragen, sei eine Botschaft, "die anderen auf der Welt helfen soll", sagte Merkel in ihrer Ansprache.

Kinder helfen Kindern

"Kinder zeigen Stärke", so heißt das Motto der diesjährigen Dreikönigssingeraktion. Prachtvoll verkleidet als die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland, Caspar, Melchior und Balthasar, ziehen um den Dreikönigstag am 6. Januar bundesweit mehr als 500.000 Kinder durch die katholischen Pfarrgemeinden. Mit Kreide schreiben sie den Neujahrssegen "C+M+B" und die Jahreszahl an die Türen der Häuser und sammeln Geld für Kinderhilfsprojekte in aller Welt.

Sternsinger beim Aussendegottesdienst im Essener Dom am 30.12.2010 (Foto: dpa/lnw)
Selbstgebastelte goldene Kronen und farbenfrohe Gewänder kennzeichnen die SternsingerBild: picture alliance / dpa

Träger der bundesweiten Aktion Dreikönigssingen sind das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Das solidarische Projekt startete 1959. Seitdem hat es sich zur weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder entwickelt. Bislang wurden auf diesem Wege nach Angaben des Kindermissionswerks insgesamt mehr als 730 Millionen Euro gesammelt und weltweit knapp 60.000 Hilfsprojekte für Kinder in Not unterstützt.

Gleichzeitig verfolgt die Dreikönigssingeraktion aber auch einen pädagogischen Zweck. Jedes Jahr steht ein bestimmtes Land im Mittelpunkt. So ist Kambodscha das Beispielland der 53. Aktion Dreikönigssingen 2011. In der Vorbereitung auf das Sternsingen lernen die deutschen Kinder die Lebensumstände der Kinder im jeweiligen Beispielland kennen. Hierbei helfen verschiedene Lernmaterialien, die das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" zur Verfügung stellt.

Ein Brauchtum mit biblischen Wurzeln

Frankfurter Sternsinger auf ihrem Weg nach Berlin: Als Heilige Drei Könige verkleidet folgen die Kinder ihrem Sternträger (Foto: dapd)
Als Heilige Drei Könige verkleidet folgen die Kinder ihrem SternträgerBild: dapd

Das Brauchtum des Sternsingens in Deutschland geht zurück auf die Legende von den Heiligen Drei Königen. Bereits in der Bibel ist im zweiten Kapitel des Matthäus-Evangeliums von den "Weisen aus dem Morgenland" die Rede, jenen Sterndeutern, die einst einem aufgehenden Stern nach Bethlehem folgten, um dem neugeborenen "König der Juden", Jesus Christus, zu huldigen.

Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten sie dem Jesuskind als Geschenke dar. Aus der Anzahl der Gaben schlossen Theologen im dritten Jahrhundert, dass es sich um drei Besucher gehandelt haben müsse. Zugleich sollte die Zahl "drei" für die damals bekannten Erdteile Afrika, Asien und Europa stehen. Im achten Jahrhundert wurden die drei "Weisen aus dem Morgenland" im Volksmund zu Königen erhoben und erhielten die heute noch gebräuchlichen Namen Caspar, Melchior und Balthasar. Am Epiphaniastag (aus dem Griechischen: der "Tag der Erscheinung des Herrn") am 6. Januar feiert die katholische Kirche auch den "Dreikönigstag".

Erstmalig urkundlich vermerkt wurde der volkstümliche Sternsingerbrauch im 16. Jahrhundert. Damals zogen Knaben und junge Männer, vorwiegend aus armen Verhältnissen stammend, als die drei Weisen aus dem Morgenland verkleidet am Dreikönigstag durch die Gemeinden, erzählten von der Geburt Jesu Christi und erbaten für sich milde Gaben in Form von Essen oder Geld. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde dieser Bettelbrauch vielerorts verboten und geriet mehr und mehr in Vergessenheit. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde er in vielen katholischen Gemeinden Deutschlands für wohltätige Zwecke wieder ins Leben gerufen.

Autorin: Tanja Schmidt (epd, dapd)
Redaktion: Ursula Kissel