1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Große Ziele

Andi Stummer18. Dezember 2006

Spätestens, als sich die Macquarie Bank für die Londoner Börse interessierte, wurde die größte Investmentbank Australiens auch in Europa bekannt. In ihrer Heimat ist sie Marktführer und gilt als Millionärsfabrik.

https://p.dw.com/p/9X6c
Eingang zu einer Macquarie-Filiale
Hofft auf Kunden weltweit: Macquarie BankBild: AP

Der Kapitalismus hat in Australien einen Namen: Macquarie Bank. Der Finanzgruppe gehören halb Sydney, der Flughafen, Maut-Straßen, Bürogebäude, Einkaufszentren, Themenparks, Altenheime, Trinkwasserkanäle, Radio-Übertragungstürme und Nachrichten-Redaktionen.

Die Macquarie Bank ist seit 1996 an der Börse. Im gleichen Jahr kamen in Australien die Konservativen an die Macht. In einer Welle von Privatisierungen verscherbelte die Regierung das Tafelsilber des Landes - und Macquarie kaufte zu Spitzenpreisen. Allein für den Flughafen Sydney bezahlte die Gruppe 3,2 Milliarden Euro, 350 Millionen mehr als die Konkurrenz bot. Greg Barns, ein früherer Berater des Finanzministeriums sagt: "Macquaries Führungsriege hat enorm gute Kontakte zur Regierung. Diese Leute wissen genau, wie das Spiel gespielt wird. Darin sind sie Meister." Barns meint, bei Macquarie verstehe man die Regierung als eine Geldkuh, die man nur zu melken brauche. Anders als die Konkurrenz spezialisierte sich Macquarie auf Projekte, die durch Steuergelder finanziert wurden und auf den Kauf und Verkauf von Infrastruktur in öffentlicher Hand.

Hohe Gehälter

Die Macquarie Bank hat nicht umsonst den Beinamen "die Millionärsfabrik". Das Gehalt der etwa 8000 Mitarbeiter beträgt im Durchschnitt umgerechnet 180.000 Euro im Jahr. Macquarie-Chef Allan Moss ist mit elf Millionen Euro Jahreshonorar - Boni nicht mitgezählt - bei weitem Australiens bestbezahlter Manager. "Wer bei Macquarie arbeitet, ist mehr Räuber als Banker", sagt Barns. "Auch noch der letzte mögliche Dollar wird aus einem Deal herausgeholt. Die Strategie von Macquarie ist genauso aggressiv wie ihre Belegschaft."

Die Macquarie-Bank gründete in den vergangenen Jahren unablässig neue Unternehmen. Diese haben zwar keine direkte Verbindung mehr zu Macquarie und sind finanziell unabhängig. Sie werden aber weiter von Macquarie beraten - und zwar gegen astronomisch hohe Gebühren. So schafft sich die Bank neue Klienten und minimiert gleichzeitig das eigene Unternehmensrisiko, denn auch wenn einige dieser neuen Unternehmen scheitern sollten, bleibt die Macquarie-Bank in ihrer Existenz unbedroht.

Wachstumsdelle voraus?

Das Unternehmen sieht nach eigenen Angaben noch viele Möglichkeiten weiter zu wachsen. Es wolle sich dabei künftig verstärkt aufs Ausland konzentrieren. Es sei möglich, warnte unlängst ein Sprecher, dass das Unternehmenswachstum im Zuge dieses Kurswechsels hinter dem der Vorjahre zurück bleibe. Hinzu fügte er: "Denn sonst gehört uns bald die ganze Welt." Bescheidenheit gehört nicht unbedingt zum Eigenkapital der Macquarie-Bank Gruppe.

Die Krake Macquarie aber auch im Inland weiter große Ziele. Dort steht das "fliegende Känguru" auf ihrer Speisekarte. Der beabsichtigte Kauf der nationalen Airline Qantas ist eine Welt-Premiere - denn es ist das erste Mal, dass Finanzinvestoren eine Fluggesellschaft übernehmen wollen. Da es sich um ein nationales Heiligtum handelt, das viele Australier lieber unabhängig von Macquaire sähen, hoffen sie, dass sich die Bank an diesem Känguru gründlich den Magen verderben wird.