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Der nächste Rückschlag für den DFB?

15. Oktober 2018

Zum Abschluss der Länderspielwoche muss Deutschland in Paris gegen Weltmeister Frankreich antreten. Die Vorzeichen für einen positiven Auftritt der DFB-Elf sind denkbar schlecht - die Kritik am Neuanfang wird lauter.

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UEFA Nations League - Niederlande - Deutschland 3:0
Bild: picture-alliance/J. Niering

Genervt, angeschlagen, ernüchtert - für viele Nationalspieler wurde der Gang zu den wartenden Journalisten nach der 0:3-Niederlage gegen die Niederlande am Samstag zur quälenden Pflichtaufgabe. Und so nutzte Mats Hummels die Chance und beschwerte sich lautstark über den öffentlichen Umgang mit dem DFB-Team. "Es wird momentan auf alles und jeden draufgeschossen. Das ist respektlos. Wir werden teilweise behandelt wie Vollamateure", so der Abwehrspieler, der im Folgenden versuchte, schönzureden, was nicht mehr schönzureden war.

Auch Kapitän Manuel Neuer griff nur auf die klassischen Floskeln zurück und richtete den Blick bereits auf das wichtige Spiel gegen Frankreich. "Wir müssen nach vorne schauen und versuchen, unser Bestes zu geben, jeder Einzelne und als Mannschaft in Paris", so der einstige Welttorhüter.

Die Weltspitze ist weit weg

Einzig Julian Draxler und Joshua Kimmich sprachen die Situation deutlich an. "So können wir nicht weitermachen. Es fehlen die Ideen, mal was Überraschendes zu machen, Risikobereitschaft", sagte Julian Draxler. Der Profi von Paris Saint-Germain fürchtet Schlimmes: "Frankreich ist noch stärker als Holland, das steht fest. Sie sind Weltmeister, spielen zu Hause und haben richtig Bock, gegen uns zu zocken."

Kimmich wurde noch ein bisschen deutlicher und machte klar, dass er nicht mit einer schnellen Rückkehr der DFB-Elf an die Weltspitze rechnet. "Im Moment ist es ein schwerwiegendes Problem, keines, das wir von heute auf morgen abstellen können. Wir müssen daran arbeiten", sagte der 23-Jährige in einem Interview mit der Fachzeitschrift "kicker".

Löw muss Aufstellung umbauen

Ob dieser - wahrscheinlich weite - Weg aber mit Joachim Löw gegangen wird, ist nicht klar. Beim wichtigen Spiel gegen Weltmeister Frankreich am Dienstag (ab 20:30 MESZ im DW-Livestream) wird der 58-Jährige definitiv auf der Trainerbank Platz nehmen. Doch der Druck, der auf ihm lastet, ist immens. Es droht der Abstieg in der neu geschaffenen Nations League und damit der nächste Tiefpunkt 2018. Dementsprechend wird Löw seine Aufstellung verändern müssen.

In der Innenverteidigung dürfte der Münchner Niklas Süle seinen verletzt abgereisten Teamkollegen Jerome Boateng ersetzen. Nico Schulz könnte den in Amsterdam schwachen Jonas Hector hinten links ersetzen. Zudem drängen Leroy Sane, Julian Draxler und auch Julian Brandt ins Team. Der formschwache Thomas Müller dürfte eine Pause erhalten.

Löw: "Nach dem War-Zustand wird niemand bewertet"

UEFA Nations League - Niederlande - Deutschland 3:0 | Leroy Sane und Jogi Löw
Einer für die Startelf: Leroy SanéBild: picture-alliance/Fotostand/Weller

Veränderungen sind zwingend nötig, denn die bisherigen Spiele nach dem WM-Aus lassen nicht auf einen ernstgemeinten Neuanfang beim DFB schließen. Löw aber wehrt sich vehement gegen Kritik an seiner Treue zu den Weltmeistern von 2014: "Nach dem War-Zustand wird niemand bewertet, sondern immer nach dem Ist-Zustand", beharrte der Bundestrainer, obwohl er bei der Niederlage in Amsterdam mit fünf festen Größen in der Startelf gerade einen fatalen Achsbruch erlebt hatte. Neuer, Boateng, Hummels, Toni Kroos, Thomas Müller - Löws Achse funktioniert einfach nicht mehr, zumindest nicht in der kompletten Besetzung. "Prinzipiell ist es immer Sache des Trainers, wie er aufstellt. Jeder hat die Qualität, bei uns zu spielen, auch die Spieler, die auf der Bank saßen", bemerkte Confed-Cup-Sieger Kimmich.

Nur acht Tore in diesem Jahr

Das größte Manko der Nationalelf ist das Toreschießen. Lediglich acht Treffer erzielte das Löw-Team in diesem Jahr. "Wir sind zu harmlos, haben wenige Überraschungsmomente", kritisiert Draxler. "Es fehlen die Ideen, etwas Besonderes zu machen, die Risikobereitschaft. Wir spielen immer so hin und her, bis wir den Ball verlieren und den Konter kassieren. So können wir nicht weitermachen."

Die Rufe nach personellen Veränderungen innerhalb der Mannschaft werden lauter. Die Confed-Cup-Sieger Kimmich, Brandt, Draxler oder auch Torwart Marc-Andre ter Stegen werden nicht mehr lange wortlos auf der Bank sitzen. Und nimmt Löw den angekündigten Umbruch weiterhin nicht ernst, dürften auch die kritischen Stimmen wieder lauter werden.