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DFB-Ethiker lehnen Verfahren gegen Tönnies ab

29. August 2019

Es ging erneut um die umstrittenen Äußerungen des Chefs von Schalke 04 zum Verhalten von Afrikanern. Sie seien zwar rassistisch, Clemens Tönnies selbst aber sei kein Rassist, so das Urteil der DFB-Ethikkommission.

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Der Chef von Schalke 04, Clemens Tönnies (Foto: picture-alliance/AP Photo/M. Meissner)
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Meissner

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten Schalke 04, Clemens Tönnies, muss sich wegen seiner umstrittenen Äußerungen über Afrikaner nicht vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verantworten. Die Ethik-Kommission des DFB missbillige die Sätze in einer Rede von Tönnies zwar als "rassistisch", habe aber entschieden, keine Anklage bei der Ethik-Kammer des Sportgerichts des DFB einzuleiten, teilte das Gremium in Frankfurt am Main mit. Zur Begründung verwies es unter anderem auf das entwicklungspolitische Engagement des 63-jährigen Fleischfabrikanten.

"Sein Erschrecken ist glaubhaft"

Der Verzicht auf eine Anklageerhebung wurde unter anderem damit begründet, dass Tönnies bei der eingehenden Anhörung und Befragung Mitte August "überzeugend vermitteln konnte, dass er kein Rassist ist", wie die Kommission mitteilte. Weiter hieß es: "Seine Distanzierung von seiner Äußerung und sein Erschrecken darüber sind der Kommission glaubhaft."

Zudem seien den vier Mitgliedern der Kommission "auch nach Befragung aus seinem sportlichen Umfeld" keine vorherigen rassistischen Äußerungen von Tönnies bekanntgeworden. Auch in Zukunft sei nicht damit zu rechnen, dass er sich erneut rassistisch äußere. Die DFB-Ethikkommission wird geleitet vom ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider. 

Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider leitet die Ethikkommission des Deutschen Fußball-Bundes (Foto: picture-alliance/dpa/A. Arnold)
Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider leitet die Ethikkommission des Deutschen Fußball-BundesBild: picture-alliance/dpa/A. Arnold

Tönnies hatte am 1. August beim Tag des Handwerks in Paderborn höhere Steuern im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Wie die Zeitung Neue Westfälische damals berichtete, fügte er vor knapp 1600 Gästen hinzu, stattdessen sollten lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanziert werden: "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren." Diese Aussagen wurden deutschlandweit heftig kritisiert. Für seine Aussagen hatte sich Tönnies später entschuldigt und sie selbst als "töricht" bezeichnet. 

Wie werden die Schalke-Fans reagieren?

Im Falle einer Anklage hätte sich Tönnies der DFB-Gerichtsbarkeit stellen müssen. Dabei hätten eine Rüge, Ermahnung, Geldstrafe oder im schlimmsten Fall auch eine Sperre gedroht. Zuvor war er bereits beim FC Schalke 04 einer möglichen Amtsenthebung entgangen. Nach Beschluss des Schalker Ehrenrates lässt Tönnies derzeit stattdessen sein Amt für drei Monate ruhen. Die Fans der Königsblauen hatten zeitweise gar das komplette Aus für Tönnies auf Schalke gefordert. Nachdem zuletzt Ruhe in der Affäre eingekehrt war, ist nun unklar, wie die Fans beim Heimspiel am Samstag gegen Hertha BSC reagieren werden.

sti/AR (dpa, epd, sid)