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Politik

Deutschlandtrend: Die EU und Corona

Kay-Alexander Scholz
2. Juli 2020

Für ein halbes Jahr hat Deutschland im EU-Rat die Präsidentschaft inne. Viel wird es um die Corona-Pandemie gehen. Wie ist die Meinung der Deutschen zu den Hilfsprogrammen? Und wie stehen sie zur Europäischen Union?

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Deutsche EU-Ratspräsidentschaft
Bild: picture alliance/dpa/K. Nietfeld

Die EU stehe vor der größten wirtschaftlichen Herausforderung ihrer Geschichte, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft am 1. Juli. Für ein halbes Jahr sind es nun vor allem die Deutschen, die im EU-Rat - also bei den Staats- und Regierungschefs - Beschlüsse vorantreiben sollen.

Infografik DT Corona-Hilfsprogramm EU DE

Bereits auf dem Verhandlungstisch liegt der Entwurf der EU-Kommission für ein riesiges Corona-Hilfsprogramm, den auch die Bundesregierung unterstützt. Unter welchen finanziellen Bedingungen die Hilfe laufen soll, darüber gibt es im EU-Rat allerdings Divergenzen. Bei den Deutschen ist es ähnlich, wie der neue Deutschlandtrend des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap zeigt.

Mehrheitlichen Widerspruch erntet der Plan, die EU-Hilfen an besonders von Corona betroffene Länder vornehmlich als Zuschüsse vergeben zu wollen: Nur drei von zehn unterstützen den Vorschlag. Sechs von zehn favorisieren stattdessen, die Hilfen überwiegend als Kredite zu vergeben, die später an die Europäische Union zurückzuzahlen sind. Kredite statt Zuschüsse finden auch die meisten Anhänger von CDU/CSU und SPD - also den Parteien der Regierungskoalition - gut.

Ein Fünftel äußerte sich generell ablehnend und findet, der Plan eines Hilfsprogramms gehe in die falsche Richtung. Dass nun erstmals die EU-Staaten gemeinsam Schulden aufnehmen könnten, ist für eine Mehrheit allerdings akzeptabel - für rund ein Drittel dagegen nicht.

Die Deutschen und die EU

Infografik DT Einstellungen zur EU DE

Die Meinungsforscher haben nach einem Jahr auch wieder nach der generellen Einstellung der Deutschen zur Europäischen Union gefragt. Die Stimmung habe sich "leicht eingetrübt", heißt es. Der Anteil derjenigen, die vor allem Vorteile sehen, ist um sechs Prozentpunkte geschrumpft. Nun sieht eine Mehrheit Vor- und Nachteile der EU-Mitgliedschaft gleichermaßen groß.

Zwar ist der Anteil derer, die für mehr Zusammenarbeit in der EU plädieren, ungefähr gleich geblieben. Mehr Nationales wünschen sich allerdings weniger als noch vor einem Jahr, während die Fan-Gemeinde für den Status quo im Vergleich zu 2019 gewachsen ist.

Hohe Zustimmungsraten für Regierungsparteien

Das aktuelle Stimmungsbarometer dürfte Kanzlerin Merkel und ihrem Kabinett Rückenwind für die Herausforderungen auf EU-Ebene geben. Denn mit Merkels Arbeit sind 71 Prozent zufrieden - ein weiterhin sehr hoher Wert. Die Sympathiewerte für die Bundesminister sind stabil. Das Vertrauen in die Regierungsarbeit insgesamt ist - mit 63 Prozent - weiterhin hoch.

Im Vergleich zur Befragung im Juni hat sich da nicht viel verändert. Stabil sind auch die Zustimmungsraten für die Regierungsparteien CDU/CSU und SPD - ebenso die Werte für die Oppositionsparteien.

Infografik DT Sonntagsfrage DE

Corona: Deutsche geben sich regelbewusst

Vor diesem Hintergrund verwundert es wenig, dass das Gros der Deutschen sich an die staatlichen Vorgaben und Empfehlungen zum Verhalten in der Corona-Pandemie hält. Anders als in manchen anderen Ländern mahnen die deutschen Politiker beständig vor weiteren Infektionen mit dem Covid-19-Virus. Zuletzt sagte auch Kanzlerin Merkel noch einmal, dass die Pandemie nicht vorbei sei.

Sorglos sind die Deutschen weiterhin keineswegs - jeder Zweite fürchtet sogar eine neue Pandemie-Welle. Etwa neun von zehn gaben in der repräsentativen Befragung von 1000 Bürgern an, sich wegen Corona die Hände häufig zu waschen, sich aktuell um deutlichen Abstand zu anderen Menschen zu bemühen und Menschenansammlungen zu meiden.

Infografik DT Corona DE

Sieben von zehn signalisierten, weiterhin nur eingeschränkt Freunde und Verwandte zu treffen. Fast jeder Fünfte verweist darauf, seinen Mund-Nasen-Schutz sogar außerhalb von Geschäften, Restaurants und öffentlichen Verkehrsmitteln zu tragen.

Sogar des Deutschen liebstes Hobby, das Verreisen, erfährt in Corona-Zeiten eine neue Wertigkeit. 57 Prozent - also mehr als die Hälfte - gaben an, im Corona-Sommer 2020 nicht verreisen zu wollen.