1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsche Wissenschaft weltoffen

Richard A. Fuchs, Berlin 13. Juli 2016

Trotz schwieriger Sprachhürde: Deutschlands Wissenschaft wird internationaler und ist für ausländische Forscher immer attraktiver. Rekordwerte auch bei der Zahl der Auslandsaufenthalte deutscher Studierender.

https://p.dw.com/p/1JOCB
Ausländische Stundenten im Berliner Hörsaal (Foto: Foto: Wolfgang Kumm/dpa)
11 Prozent aller Wissenschaftler an Unis hierzulande haben keinen deutschen PassBild: picture-alliance/dpa/Wolfgang Kumm

Bildungsministerin Johanna Wanka war sichtbar zufrieden, als sie am Mittwoch den jährlichen Bericht zur internationalen Mobilität von Wissenschaftlern und Studierenden vorstellen konnte. "Deutschland ist ein ganz zentraler Knotenpunkt für internationale Wissenschaftler geworden", fasste die Ministerin den Bericht "Wissenschaft weltoffen 2016" zusammen. Demnach lehrten und forschten im Jahr 2014 mehr als 85.000 ausländische Wissenschaftler in Deutschland. Nur in den englischsprachigen USA und in Großbritannien arbeiten absolut mehr internationale Wissenschaftler an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Besonders gefragte Fachbereiche in Deutschland sind demnach die Ingenieurwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften, aber auch Medizin. Ein Vorreiter ist hier die Max-Planck-Gesellschaft für Grundlagenforschung. Bereits jeder dritte Mitarbeiter hat bei Max-Planck einen ausländischen Pass.

Internationalisierung der deutschen Wissenschaft stark gestiegen

Zeitgleich arbeiteten 43.000 deutsche Wissenschaftler im Ausland – besonders oft in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Großbritannien. Ein Anstieg der Verflechtungen zeigt sich inzwischen aber auch mit Ländern wie China, Südkorea und Japan. Für die Bildungsministerin der Beweis: "In Zeiten, in denen es in vielen Ländern politische Strömungen gibt, die sich von mehr Weltoffenheit zu verabschieden scheinen, zeigen diese Zahlen: Deutschlands Wissenschaft ist international verflochten und gerade deswegen attraktiv und leistungsfähig." Ein Spiegelbild dafür stellten auch die wissenschaftlichen Publikationen dar. Bereits jede zweite Veröffentlichung hierzulande wurde mit Beteiligung eines ausländischen Wissenschaftlers verfasst. Auf Lob für das Wirken der Regierung bedacht, machte die Ministerin dafür auch die von Bund und Ländern gemeinsam finanzierte Exzellenzinitiative verantwortlich. Diese stellte Hochschulen Geld für Spitzencluster, internationalen Austausch und Wissenschaftlermobilität zur Verfügung.

Porträt Bildungsministerin Johanna Wanka (Foto: Adam Berry/Getty Images)
Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU): "Deutschlands Wissenschaft ist attraktiv und leistungsfähig"Bild: Getty Images/A. Berry

Und auch die Mobilität von Studierenden von und nach Deutschland hat dem Bericht zufolge in den vergangenen zehn Jahren einen deutlichen Schub bekommen. An deutschen Hochschulen waren 2015 rund 320.000 ausländische Studierende und Deutsche mit ausländischem Pass eingeschrieben. Allein aus China stammen davon mehr als 30.000 Studierende. Insgesamt entspricht das einem Anteil von 11,9 Prozent an der gesamten Studentenschaft. "Für 2016 werden 339.000 ausländische Studierende erwartet und damit ist das Ziel von 350.000 bis zum Jahr 2020 nahezu erreicht", sagte Monika Jungbauer-Gans, Geschäftsführerin des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Zum Vergleich: Die UNESCO schätzt die Zahl der weltweiten Studenten auf knapp 200 Millionen. Davon würden lediglich vier Millionen Studierende ein Auslandsstudium anstreben, über 700.000 Mal davon in Nordamerika.

Deutschland sei damit im internationalen Ranking beliebter Studien-Destinationen auf Rang 5 vorgerückt, betonte Magret Wintermantel, Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Besonders häufig würden sich ausländische Studierende für Masterstudiengänge und Promotionen in Deutschland entscheiden. Herausforderung bleibe, wie in den vergangenen Jahren auch, die Förderung der deutschen Sprache, so DAAD-Chefin Wintermantel.

Britische Eliteuniversität Cambridge: Nach dem Brexit unerreichbar für deutsche Studierende? Foto: Ruth Rach
Britische Eliteuniversität Cambridge: nach dem Brexit unerreichbar für deutsche Studierende?Bild: Ruth Rach

Der Brexit und die deutsche Wissenschaftswelt

Bei der Mobilität der deutschen Studierenden im Ausland gab es zuletzt aufgrund von statistischen Effekten einen leichten Rückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2013 waren knapp 135.000 deutsche Studierende in einem ausländischen Studiengang eingeschrieben – mit dem Ziel, im Ausland einen Abschluss zu machen. Die vier beliebtesten Destinationen waren Österreich, die Niederlande, Großbritannien und die Schweiz. Besonders Großbritannien gewann zuletzt um mehr als 14 Prozent an Attraktivität als Studienort – was sich besonders durch die Entscheidung zum EU-Austritt ändern könnte. "In dem Moment, wo die Freizügigkeit nicht mehr gilt, wird das Auswirkungen haben", sagte Bildungsministerin Wanka. Mit besonderer Sorge betrachten Bildungspolitiker auch den Austausch durch das europäische Erasmus-Programm mit Großbritannien. Bislang können sich europäische Studierende an britischen Hochschulen kostenlos einschreiben, was je nach Ergebnis der Austrittsverhandlungen auf dem Spiel stünde.