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Deutschland - Touren durch Berliner Unterwelten

15. Mai 2019

Seit Jahrzehnten ist Dietmar Arnold fasziniert von der Berliner Kanalisation. Vor 30 Jahren legte er einen verschütteten Kriegsbunker frei. Seitdem bietet er mit den Berliner Unterwelten Touren zu verborgenen Orten an.

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Euromaxx-Projekt Planet Berlin | Deutschland | Berliner Unterwelten (Foto: Lena Ganssmann)
Bild: Lena Ganssmann

Planet Berlin: Der Untergrundforscher

Seit 1997 sind die Berliner Unterwelten ein eingetragener Verein, den Dietmar Arnold als Erster Vorsitzender führt. Und mit der Oswald-Berliner-Brauerei hat man auch ein spannendes Quartier. Dort kann man nicht nur die Kellerräume besichtigen, sondern auch einen DDR-Fluchttunnel unter der Berliner Mauer, der mittlerweile in beeindruckender Länge wiederhergestellt wurde. Außerdem bietet der Verein elf verschiedene geführte Touren an.

Eine führt in den AEG-Tunnel, Berlins erste U-Bahn-Versuchsstrecke – übrigens direkt unter dem Gebäude der Deutschen Welle. "Unser Ziel ist es, Geschichte an authentischen Orten zu zeigen", sagt Dietmar Arnold, dessen Arbeit längst auch offiziell anerkannt wird: Im Oktober 2018 wurde ihm der Verdienstorden des Landes Berlin verliehen.

Am stolzesten ist Dietmar Arnold jedoch auf eine andere Leistung: Bei einer Unterweltexpedition fand er Tausende von Zwangsarbeiterakten. Ihm und seinem Verein ist es nun zu verdanken, dass viele Jahre nach dem Krieg wenigstens einige Opfer, die keine Nachweise über ihre Gefangenschaft in Deutschland hatten, doch noch für ihre Leiden entschädigt wurden. Manchmal  zählen auch die kleinen Siege.

Geniales System entschlüsseln

Das alles begann für Dietmar Arnold mit dem Humboldt-Bunker. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte der Bau gesprengt werden. Als das nicht gelang, schüttete man die Anlage mit 1,4 Millionen Kubikmetern Schutt zu. Vor dreißig Jahren legten der gebürtige Berliner Dietmar Arnold und seine Mitstreiter den Bunker dann teilweise wieder frei und machten ihn der Öffentlichkeit zugänglich."Am Anfang hielt man uns bestenfalls für Betonromantiker", erinnert sich Dietmar Arnold, der an der Berliner TU Stadt- und Regionalplanung studiert hatte, "einige wollten uns sogar in die Nazi-Ecke stellen." Dabei lagen die Interessen der Untergrundforscher von Beginn an auch im nicht-militärischen Bereich: Das geniale System der Berliner Kanalisation sowie unvollendete U-Bahn-Tunnel waren für sie genauso interessant wie die städtebaulichen Planungen der Nationalsozialisten, die jetzt die Ausstellung "Mythos Germania" im U-Bahnhof Gesundbrunnen dokumentiert. 

Autor: Lutz Göllner

BERLINER UNTERWELTEN
Brunnenstr. 105
13355 Berlin-Mitte