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Deutsche Wirtschaft entdecken Angola nur allmählich

Antonio Cascais10. Juni 2013

Vor zwei Jahren vereinbarten Bundeskanzlerin Merkel und Angolas Präsident dos Santos eine "Strategische Partnerschaft". Die kommt aber nur schleppend voran - Deutschland bleibt nur ein kleiner Player in Angola.

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Tagungsraum des Deutsch-Angolanischen Wirtschaftsforums in Luanda (Foto: DW/António Cascais)
Deutsch-Angolanisches Wirtschaftsforum in LuandaBild: DW/A. Cascais

Wie attraktiv das westafrikanische Angola ist, hat auch die deutsche Wirtschaft erkannt. Mit einer "Strategischen Partnerschaft" wollte Bundeskanzlerin Merkel bei ihrem Staatsbesuch vor zwei Jahren deutschen Unternehmern Zutritt zur ehemaligen portugiesischen Kolonie verschaffen. Andere Länder sind dort schon länger aktiv, etwa Brasilien oder China.

Denn Angola ist hochinteressant für Investoren. Das südwestafrikanische Land an der Atlantikküste verfügt über große Rohstoffvorkommen, vor allem über Diamanten und Erdöl. In den letzten Jahren erlebte das Land ein enormes Wirtschaftswachstum: Allein 2012 stieg das Bruttoinlandsprodukt nach Angaben der Gesellschaft für Außenhandel und Standortmarketing German Trade & Invest (GTAI) um 8,4 Prozent. Damit ist das autoritär regierte Angola eine der am stärksten wachsenden Volkswirtschaften weltweit.

Hafen der Hauptstadt Angolas, Luanda (Foto: AFP)
Nach 27 Jahren Bürgerkrieg wiederaufgebaut: Angolas Hauptstadt LuandaBild: AFP/Getty Images

Doch das deutsch-angolanische Zweckbündnis kommt zwei Jahre nach seiner Gründung nicht so schnell voran, wie es könnte. Diesen Eindruck hinterließ das "Deutsch-Angolanische Wirtschaftsforum", das vom 4. bis 7. Juni in der angolanischen Hauptstadt Luanda stattfand. Das Treffen wurde bereits zum fünften Mal vom Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft sowie vom Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft organisiert und versteht sich als Plattform für die Förderung der deutsch-angolanischen Handels- und Investitionsbeziehungen. 50 Unternehmer aus Deutschland und rund 200 zum Teil hochrangige Vertreter aus Angola verständigten sich über aktuelle Projekte und Investitionsmöglichkeiten in den Bereichen Bau, Infrastruktur, Agrarwirtschaft und Energieversorgung.

Hürden für Investoren

Der Fall Angola zeigt, dass das subsaharische Afrika immer noch eine untergeordnete Rolle für die deutsche Wirtschaft spielt. "Im Austausch mit den Ländern Subsahara-Afrikas befindet sich Angola mittlerweile auf Rang drei in der Bedeutung für die deutsche Wirtschaft - nach Südafrika und Nigeria", sagt Andreas Wenzel von der SAFRI (Südliches Afrika Initiative der deutschen Wirtschaft). Das bilaterale Handelsvolumen zwischen Deutschland und Angola habe sich in den letzten sechs Jahren verzehnfacht. Absolut gesehen liegt der gemeinsame Handel aber immer noch auf sehr geringem Niveau - bei jährlich etwa 800 Millionen Euro. Zum Vergleich: Zwischen Deutschland und Algerien war das Handelsvolumen im vergangenen Jahr mehr als doppelt so groß.

Andreas Wenzel steht vorm Hotel Epic Sana, Luanda, Angola. (Foto: António Cascais/DW)
Andreas Wenzel ist der Generalsekretär von SAFRIBild: António Cascais

Ein Grund sind die Hürden, die die angolanische Regierung ausländischen Investoren auferlegt. Unüberwindbar für kleine und mittelständische Unternehmen erscheint eine vor kurzem beschlossene Regelung, wonach ausländische Unternehmen erst ab einer Million Dollar (umgerechnet rund 760.000 Euro) im Land investieren dürfen. "Wir genehmigen Investitionen bis zu zehn Millionen Dollar relativ unbürokratisch", erklärt José Chinjamba, Chef der angolanischen Regierungsagentur für Privatinvestitionen (ANIP), etwas lapidar. Auf die Kritik deutscher Mittelständler an der Investitionssumme selbst geht er nicht ein. Statt dessen führt er weiter aus, dass Investitionen ab zehn Millionen Dollar eine zusätzliche Genehmigung vom angolanischen Wirtschaftsministerium bräuchten.

"Wir sind Mittelstand - das schaffen wir nicht", sagt Günther-Peter Storbeck, einer der 50 deutschen Forumsteilnehmer. Der Hamburger Unternehmer ärgert sich über die Auflage. Für die Firma G.F.H. Hamburg vertreibt er bereits deutsche Baumaschinen in Südafrika, Simbabwe und Botswana. Nun möchte er in den neuen Wachstumsmarkt Angola expandieren - doch der Mittelständler sieht noch weitere Probleme: "Wenn man ewig auf ein Visum warten muss, hat man im Grunde keine Lust mehr. Man hat Termine und kommt nicht ins Land rein." Aber er hat auch Lob zu verteilen: "Die Leute sind nett, freundlich und sehr aufgeschlossen gegenüber Europäern. Ich bin abends hier in der Hauptstadt rumgelaufen - keine Probleme."

Der Unternehmener Günther-Peter Storbeck mit einem angolanischen Partner. (Foto: Copyright: DW/A.Cascais)
Deutscher Mittelständler in Afrika: Unternehmener Günther-Peter Storbeck (re.) mit angolanischem PartnerBild: DW/A.Cascais

Wunsch nach Transparenz

"Wir haben ein sehr dynamisches Land gesehen. Ein Land, das nach vorn will - das kann man überall mit Händen greifen. Ein Land, das - für afrikanische Verhältnisse - über eine beachtliche Infrastruktur verfügt", schwärmt auch Christoph Kannengießer vom Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft von seiner Reise. Er ist zum ersten Mal in Angola. "Ein Land mit Schwierigkeiten - aber auch ein Land, das wie gemacht ist für Unternehmer", so sein Résumé.

Die meisten teilnehmenden deutschen Geschäftsleute sind nicht nur am Geschäft interessiert, sie möchten auch "langfristig und nachhaltig" in Angola investieren, so der Tenor beim Wirtschaftsforum. Das heißt: das Einhalten freiwilliger ökologischer und sozialer Standards, Engagement für die Menschenrechte, Unterstützung der Zivilgesellschaft. Doch das ist nicht einfach in einem Land, das autoritär regiert wird. Staatspräsident José Eduardo dos Santos ist seit 34 Jahren im Amt, Korruption und Unterdrückung prägen seinen Regierungsstil - vom Ölreichtum profitiert nur eine kleine Elite. Seit Jahrzehnten herrscht die Regierungspatei MPLA, de facto ist das portugiesischsprachige Land ein Einparteiensystem.  "Angola ist in vielen Bereichen noch nicht so transparent, wie wir uns das von der deutschen Wirtschaft her wünschen", sagt Andreas Wenzel von der SAFRI. Das sei vor dem Hintergrund der transparenten Unternehmensführung schwierig, die mittlerweile in Deutschland an die Firmen herangetragen würde.

Hotel Epic Sana in Luanda, Tagungshotels des 5. Deutsch-Angolanischen Wirtschaftsforums (Foto: António Cascais / DW)
Dauer-Präsident seit 1979: José Eduardo dos Santos auf einem Propagandaplakat in LuandaBild: DW/A. Cascais

Anlässlich des Besuchs der Bundeskanzlerin in Angola 2011 hatte übrigens ein deutsches Rüstungsgeschäft mit der Kriegsmarine des afrikanischen Staates für Schlagzeilen in deutschen Medien gesorgt. Angela Merkel beeilte sich damals - nach einem Treffen mit Staatspräsident José Eduardo dos Santos - zu versichern, es gehe um Patrouillenschiffe für die Grenzsicherung. Und zwei Jahre danach? "Um ehrlich zu sein: Über das Rüstungsgeschäft weiß ich so gut wie gar nichts", wischt Angolas Wirtschaftsminister, Abrahão dos Santos Gourgel, das unbequeme Thema vom Tisch. "Ich denke, wir sollten uns vor allem auf andere Bereiche der wirtschaftlichen Zusammenarbeit konzentrieren."