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Deutsches Vorbild

Thuso Kumalo, Katrin Matthaei 5. April 2013

In Deutschland legt das Erneuerbare-Energien-Gesetz die Netzeinspeisung von Öko-Strom fest. Das Potenzial dieser Regelung entdeckt nun auch Afrika. Hier könnte es Wind und Co. zum Durchbruch verhelfen.

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Ein Windpark in Nordafrika (Foto:picture-alliance/Rainer Hackenberg)
Bild: picture-alliance/Rainer Hackenberg

"Afrikanische Staaten könnten ihre Wirtschaft entscheidend fördern und gleichzeitig das Klima schonen, indem sie die Nutzung erneuerbarer Energien ausbauen." So lautet das Ergebnis einer neuen Studie der deutschen Heinrich Böll-Stiftung und der Hamburger Nichtregierungsorganisation World Future Council (WFC). Was in Deutschland schon seit Jahren das Mantra der "green economy" der Partei Bündnis 90/Die Grünen ist, soll nun auch Einzug in Afrika halten. Die Studie will eine Politik, die im Sinne künftiger Generationen Nachhaltigkeit fördert. Genau zu dem Thema wurde auch kürzlich in der südafrikanischen Stadt Johannesburg ein Handbuch mit dem Titel: "EEG in afrikanischen Ländern, bester Weg zur Versorgung mit erneuerbaren Energien" veröffentlicht.

Das Handbuch will nicht nur Leitfaden sein, sondern auch politische Entscheidungsträger in Afrika dabei unterstützen, verstärkt auf erneuerbare Energien zu setzen. Ein Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) soll - nach dem deutschen Modell - dem Kontinent aus seiner Energiekrise helfen. Denn Afrika kann den ständig wachsenden Strombedarf nicht mehr mit bestehenden Kapazitäten stillen. Aber ist Afrika bereit für diese Umstellung? EEG bedeutet, erneuerbare Quellen ins bestehende Stromnetz einzuspeisen. Das ist vor allem für ärmere Staaten eine enorme Herausforderung. Nicht alle können sich die benötigte hochmoderne Technologie leisten.

Ein rauchender, südafrikanischer Atomreaktor und seine zwi Kühltürme ragen über eine Stadt in Südfarika. (Foto: AP Photo/Sasa Kralj)
Afrika will weg von herkömmlichen und hin zu alternativen EnergiequellenBild: AP

Große Ressourcen

In seiner Rede anlässlich der Veröffentlichung des Handbuches erklärte Ansgar Kiene, Afrika-Leiter des WFC, warum das Thema für Afrika so wichtig sei: " Erstens: Wir haben nicht genug Elektrizität, sehr viele Menschen haben überhaupt keinen Zugang zu Strom. Und zweitens: Dieser Kontinent hat einen enormen Umfang an erneuerbaren Energieressourcen, die noch nicht vollständig erforscht sind." Der Leitfaden stützt sich auf Fallbeispiele aus 13 afrikanischen Ländern, die bereits eine Politik zu erneuerbarer Energie haben: Algerien, Kenia, Mauritius, Ruanda, Tansania, Uganda, Botswana, Ägypten, Äthiopien, Ghana, Namibia, Nigeria und Südafrika. Algerien war das erste afrikanische Land, das erneuerbare Energien in sein Netz einspeiste - sich dabei zunächst aber vor allem auf den Verbrauch von Erdgas und flüssigem Erdgas konzentrierte, weil beides in dem nordafrikanischen Land umfangreich vorhanden ist. Inzwischen plant Algerien, bis 2030 rund 40 Prozent seines Energiebedarfes mit alternativen Energiequellen wie Sonne und Wind abzudecken.

Für Kulthum Omari, Leiter des Programms für Nachhaltigkeit bei der Heinrich Böll-Stiftung, zeigen die Fallstudien, dass die Einspeisung erneuerbarer Energien ins Netz auch in Afrika erfolgreich umgesetzt sein kann. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir unsere Ressourcen weiter erforschen müssen, weil die derzeitige Entwicklung sich zu sehr auf Kohleproduktion konzentriert. Und das tut dem Klima nicht gut." Jonathan Curren, leitender Direktor des Projektentwicklers "Camco Clean Energy", gibt allerdings zu bedenken, dass das Umschwenken auf erneuerbare Energien im großen Stil auch negative Auswirkungen haben könnte: "Der Einsatz erneuerbarer Energien deckt nicht unbedingt alle makroökonomischen Aspekte ab - wie zum Beispiel mögliche Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit oder die Armut, die weiter steigende Strompreise zur Folge haben könnten."

Eine Tankstelle in Algerien, die ein Dach aus Solarzellen hat. Im Hintergrund steht eine kleine Mosche. (Foto: AP Photo)
Algerien setzt auf SolarenergieBild: AP

Kenia setzt bereits erfolgreich auf erneuerbare Energie

Das Beispiel Kenia zeigt, dass Energie-Studien positive Auswirkungen auf afrikanische Staaten haben können. Der ostafrikanische Staat orientiert sich seit 2004 an einer Machbarkeitsstudie, die von der Weltbank unterstützt wurde. Die Studie hatte herausgefunden, dass Kenia enorme Ressourcen an erneuerbaren Energien hat. Das Land setzte daraufhin auf Wasserkraftwerk und benutzte Wind genauso wie Biomasse als Hauptquellen zur Energiengewinnung. Das Ergebnis: Innerhalb von acht Jahren verdoppelte sich die Stromproduktion des Landes. Joseph Nganga, ein kenianischer Experte für erneuerbare Energien, sieht das als Beginn eines langen Prozesses: "In Kenia werden gerade enorm viele Projekte zu erneuerbarer Energie vorbereitet. Es ist noch ein langer Prozess, und es gibt noch viele Herausforderungen. Aber es besteht kein Zweifel, dass wir diesen Prozess in einem Land wie Kenia angehen.

Das Gebäude eines Erdwärmekraftwerk in Kenia, umgebeben von Rohren. (Foto:Ormat)
Kenia verdoppelte durch erneuerbare Energie seine StromproduktionBild: Ormat

Das neue Handbuch zu erneuerbaren Energien in Afrika weist auch darauf hin, dass ein hoher Grad an politischem Willen, die Einbeziehung aller Interessensgruppen und eine aktive Unterstützung elementar sind, um Einspeisungsgesetze nicht nur zu entwickeln, sondern auch umzusetzen. Es empfiehlt außerdem, dass die Politik ein Teil des Entwicklungsplans zu erneuerbaren Energien sein muss, damit dieser erfolgreich umgesetzt werden kann.