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Entführung in Ägypten

22. September 2008

In Ägypten sind elf ausländische Touristen, darunter fünf Deutsche, entführt worden. Die Urlauber waren in der ägyptischen Wüste, nahe der Grenze zum Sudan unterwegs und wurden möglicherweise ins Nachbarland verschleppt.

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Ein bewaffneter Soldat steht in Gizeh, Foto: AP
Seit 1997 sind die Sicherheitsvorkehrungen in Ägypten gestiegenBild: Ap

Das Auswärtige Amt hat die Entführung von fünf Deutschen im Südwesten Ägyptens bestätigt. Ihre Touristengruppe werde seit Freitag vermisst. "Wir müssen von einer Verschleppung der Deutschen ausgehen", sagte eine Sprecherin am Montag (22.09.2008) in Berlin. Im Auswärtigen Amt sei ein Krisenstab zusammengetreten, der sich intensiv um eine schnelle Lösung bemühe.

Nach ägyptischen Regierungsangaben gehören zu der Gruppe neben den Deutschen fünf Italiener, ein Rumäne und vier Ägypter. Bei den Ägyptern handelte es sich möglicherweise um Sicherheitsleute. Das Auswärtige Amt äußerte sich nicht zu ägyptischen Angaben, dass bereits über ein Lösegeld verhandelt werde. Nach unbestätigten Berichten aus Sicherheitskreisen in Kairo sollen die Entführer sechs Millionen ägyptische Pfund (783.000 Euro) Lösegeld gefordert haben. In anderen Berichten war von 15 Millionen US-Dollar die Rede.

Unbekannte Entführer

Ob es sich bei den Entführern um Extremisten oder Kriminelle handelt, blieb zunächst unklar. Zunächst bekannte sich niemand zu der Entführung. Die Reisegruppe war in der Region Gilf al Kebir unterwegs zur "Höhle des Schwimmers". Die Höhle mit Felszeichnungen, die rund 10.000 Jahre alt sein sollen, ist aus dem Buch und dem Film "Der englische Patient" bekannt.

Für Spekulationen, die am Montag gekidnappten Touristen könnten von dort aus über die südliche Grenze in den Sudan gebracht worden sein, gab es noch keine Bestätigung. Die ägyptische Regierung arbeitet nach eigenen Angaben eng mit den sudanesischen Behörden zusammen. Einen direkten Draht zu den Entführern gebe es nicht. "Alle Kontakte laufen über die

Tourismusagentur ab, die die Reise organisierte", erklärte Regierungssprecher Magdi Radi.

Auch Meldungen, nach denen Israelis unter den Entführten sind, wurden nicht bestätigt. Israel hatte seine Bürger am vergangenen Montag vor Reisen nach Ägypten gewarnt. Der Stab zur Terrorbekämpfung hatte alle Israelis, die sich im Nachbarland aufhielten, wegen "konkreter Warnungen" vor geplanten Entführungen zur umgehenden Heimkehr aufgefordert. Es war gemutmaßt worden, man könne versuchen, Israelis auf der Sinai-Halbinsel zu verschleppen und in den von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gazastreifen zu bringen.

Riskanter Tourismus

Das Thema Sicherheit beschäftigt Ägypten-Reisende spätestens seit dem Herbst 1997 intensiv. Damals kamen bei Anschlägen in Luxor und Kairo insgesamt 68 Menschen ums Leben, darunter 13 deutsche Urlauber. Der bislang größte Anschlag fand in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2005 in Sharm El-Sheikh und dem nahe liegenden Naama Bay statt. Bei drei Bombenanschlägen verloren in dieser Nacht 88 Menschen ihr Leben und über 200 wurden verletzt. Im April 2006 wurden bei einem Anschlag im Badeort Dahab, Sinai-Halbinsel 19 Menschen getötet und 50 verletzt. Das Auswärtige Amt warnt daher Ägypten-Reisenden vor der "wachsenden Gefahr des islamistischen Terrorismus." Ausländer, gerade auch deutsche Staatsangehörige, seien einem wachsenden Anschlags- und Entführungsrisiko ausgesetzt, heißt es in den Reiseempfehlungen. Seit Mai 2006 hatte es jedoch bislang keine weiteren Übergriffe gegeben. (ina)