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50.000 Ausgliederung

1. März 2007

Drei Monate nach seinem Amtsantritt hat Telekom-Chef Obermann die neue Strategie vorgestellt, mit der er das langfristige Überleben des Konzerns am Markt sichern will. Eine Änderung: 50.000 Stellen werden ausgegliedert.

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René Obermann vor Telekom-Schriftzug, Quelle: AP
Definiert seinen Konzern neu: René ObermannBild: AP

Nach einem Gewinneinbruch um 43,4 Prozent im abgelaufenen Geschäftsjahr und sogar roten Zahlen im vierten Quartal 2006 will die Telekom durch einen massiven Umbau wieder Fuß fassen. Der Vorstandsvorsitzende René Obermann kündigte am Donnerstag (1.3.07) in Bonn die Einführung einer eigenen Billigmarke für Breitband und Mobilfunk an. Für den Geschäftskundensektor wird ein strategischer Partner gesucht. Verkäufe von Unternehmensteilen sollen Geld für Zukäufe ausländischer Mobilfunkunternehmen bringen.

Während der Umsatz der Telekom im Jahr 2006 ausschließlich dank des guten Auslandsgeschäfts um 2,9 Prozent auf 61,35 Milliarden Euro stieg, sank der Gewinn auf 3,2 Milliarden Euro. Er soll praktisch vollständig in eine Dividende von 72 Cent pro Aktie wie im Vorjahr fließen. Für das vierte Quartal 2006 weist die Telekom einen Verlust von knapp 900 Millionen Euro aus. Grund sei hauptsächlich die Belastung durch den laufenden Abbau von 32.000 Stellen.

Verlorene Festnetzkunden

Obermann räumte ein, dass sich der Verlust von rund zwei Millionen Festnetzkunden im Jahr 2006 im laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich in gleicher Größenordnung fortsetzen werde. Dagegen steht 2006 ein Zuwachs im Breitbandsektor um 29,8 Prozent auf nunmehr über 10 Millionen Anschlüsse im Inland.

Der Telekom-Chef kündigte neben umfangreichen Änderungen bei Vermarktung und Servicequalität auch ein massives Sparprogramm an. Allein im laufenden Jahr sollen die Kosten um zwei Milliarden Euro sinken. Bis 2010 sollen die Kosten dann um 4,2 bis 4,7 Milliarden Euro pro Jahr niedriger liegen als derzeit.

50 Prozent weniger

Zu dem Sparprogramm gehört die Ausgliederung der Bereiche technische Infrastruktur, Kundendienst und Call-Center in ein Subunternehmen T-Service. Betroffen seien etwa 50.000 Beschäftigte, sagte Obermann. Ziel sei, die Kosten im Service möglichst deutlich den marktüblichen Konditionen zu nähern, die bis zu 50 Prozent niedriger lägen als bei der Telekom.

Erreicht werden soll das nach den Worten Obermanns nicht durch massive Lohnkürzungen auf einen Schlag, sondern vor allem auch
durch längere Arbeitszeiten. Statt derzeit 34,5 Stunden pro Woche
strebt der Telekom-Chef für T-Service 38 bis 40 Stunden an. Obermann schloss auch betriebsbedingte Kündigungen "zum gegenwärtigen Zeitpunkt" nicht aus. Die Telekom strebe sie zwar nicht an, ob es allerdings eine Beschäftigungsgarantie geben könne, hänge von den Verhandlungen mit der Gewerkschaft ab.

"Unabhängige Zweitmarke"

Obermann kündigte außerdem den Verkauf nicht-strategischer Geschäftseinheiten für etwa drei Milliarden Euro an. Geprüft werde unter anderem die Trennung von den Internet-Töchtern in Frankreich und Spanien, der Verkauf der Funktürme und der noch erheblichen Immobilienbestände.

Noch vor dem Sommer will die Telekom nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden eine "unabhängige Zweitmarke" etablieren, die "zu äußerst wettbewerbsfähigen Preisen sehr preisbewusste Kundengruppen ansprechen" soll. Der bisherige Markenwirrwarr im normalen Privatkundenangebot soll einer Zweiteilung weichen: T-Mobile für den Mobilfunk und T-Home für den Rest. (kas)