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Deutsche Sprache, schwere Sprache

Bernd Gräßler7. März 2003

Die Ergebnisse des internationalen Schülervergleichs namens PISA haben die deutschen Bildungspolitiker nachhaltig aufgeschreckt. Jetzt sind neue, ebenfalls brisante Ergebnisse der PISA-Studie vorgestellt worden.

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Erst Deutschtest, dann Schultüte?Bild: AP
PISA Deutschland Logo
Programme for International Student Assessment

Bei neuen, weiterführenden Analysen der PISA-Daten hat sich unter anderem herausgestellt, dass die Noten für gleiche Leistungen an unterschiedlichen Schulen zum Teil dramatisch voneinander abweichen. Ein weiteres Ergebnis: An Schulen, an denen der Ausländeranteil über 20 Prozent beträgt, wurde ein deutliches Absinken der Leistungen aller Schüler festgestellt. Auf dieses Ergebnis der Studie reagierte am Freitag (7.3.2003) die für die Integration der Ausländer zuständige Beauftragte der Bundesregierung, die Grünen-Politikerin Marie-Lusie Beck.

Deutsch für Migrantenkinder

Kinder aus Migrantenfamilien müssten in Deutschland mehr gefördert werden. Das ist für die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marie-Luise Beck, die einzige logische Konsequenz aus den jüngst veröffentlichten Ergebnissen des internationalen Schulvergleichs (OECD Programme for International Student Assesssment, kurz: PISA-Studie).

In der Studie wird festgestellt, dass ein hoher Ausländeranteil das Bildungsniveau an Schulen erheblich senken kann. Das Kernproblem sind die mangelnden Deutschkenntnisse der Migrantenkinder, auch wenn sie in Deutschland geboren wurden und hier aufgewachsen sind.

Früh testen

Sprachtests müssten so frühzeitig erfolgen, dass noch vor Beginn der Schulpflicht eine Verbesserung der Kenntnisse möglich sei, fordert die Grünen-Politikerin Beck. Sie lehnt den Vorstoß des CDU-regierten Bundeslandes Hessen ab, Kinder nur dann einzuschulen, wenn sie ausreichend Deutsch sprechen. Dies nehme ihnen die Chance einer altersgemäßen Entwicklung in der Grundschule. In schwierigen Fällen müßten die Sprachfähigkeit in der Grundschule weiter gefördert werden.

Dazu müßten die Grundschulen mehr Geld bekommen, im Vergleich zu den Gymnasien seien sie benachteiligt. Das von der rot-grünen Regierung beschlossene 4-Milliarden-Euro-Programm für die Ausweitung von Ganztagsschulen in Deutschland könnte vor allem auch Migrantenkindern zugute kommen.

Auch deutsche Kinder haben Sprachprobleme

Erzieher und Lehrer sollten bessere Kenntnisse der frühkindlichen Sprachentwicklung insbesondere bei mehrsprachigen Kindern haben und besser mit anderen Kulturen umgehen können, meint die Integrationsbeauftragte der Regierung. Nach Meinung von Marie-Luise Beck machen die jüngst veröffentlichten PISA-Ergebnisse auch deutlich, dass in Deutschland wie in kaum einem anderen Land die Bildungschancen von der sozialen Herkunft abhängen.

Schlechte deutsche Sprachkenntnisse seien nicht ein "Privileg" von Kindern mit Migrationshintergrund. Sprachtests in Berlin hätten ergeben, dass auch die Hälfte der deutschen Kinder im Vorschulalter nur unzureichend deutsch sprechen, obwohl fast alle eine Kindertagesstätte oder eine Vorschule besucht haben.