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Post-Paketnetz wird dichter

Peter Lessmann (dpa)15. Juni 2016

Die Paketzentren sind das Herzstück der Infrastruktur der Post: Hier werden Sendungen erfasst, sortiert und verladen. Die Post investiert viele Millionen Euro, um den anhaltenden Paketboom zu bewältigen.

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Deutschlands größtes Paketzentrum der DHL eröffnet in Obertshausen
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Das Paketgeschäft ist für die Deutsche Post ein Garant für Wachstum und sichere Profite. Keine andere Sparte des Logistikriesen wird angesichts der künftigen Geschäftsaussichten mit so vielen Lorbeeren überhäuft wie dieses Geschäftsfeld. Jürgen Gerdes aus dem Postvorstand, der für das Ressort verantwortlich zeichnet, hatte schon vor ein paar Jahren das ehrgeizige Ziel ausgegeben: "Das Paket soll so schnell wie ein Brief werden".

Dazu hat der gelbe Riese in den vergangenen Jahren viel Geld in die Modernisierung und den Ausbau seines Paketnetzes investiert, unter anderem in Paketzentren und sogenannte Zustellbasen. Das sind die Verteilzentren, erste Anlaufstellen für Tausende von Paketboten. Seit 2011 sind es mehr als 750 Millionen Euro gewesen. An diesem Mittwoch nimmt die Post in Obertshausen in der Nähe von Offenbach am Main ein weiteres Paketzentrum in Betrieb - es ist das 34. und zugleich das größte in Europa.

Welche Dynamik der Markt hat, zeigt ein Blick auf die Zahlen, die der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) vor wenigen Wochen veröffentlichte. Danach wurden 2015 in Deutschland 2,9 Milliarden Sendungen - einschließlich Kurier- und Expressmarkt - verschickt und ein Umsatz von 17,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dazu steuerte der Paketmarkt mit einem Anteil von 54 Prozent den größten Anteil bei.

Deutschlands größtes Paketzentrum der DHL eröffnet in Obertshausen
Post-Vorstand Gerdes (li.) mit Hessens Ministerpräsident Bouffier bei der Eröffnung in ObertshausenBild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Bis 2020 rechnet der Verband in der Kurier- Express- und Paketbranche mit einem Wachstum um gut fünf Prozent pro Jahr auf knapp 3,8 Milliarden Sendungen. Kein Wunder, dass die Unternehmen gewappnet sein wollen.

Investitionsoffensive bei Hermes

Auch die Konkurrenten der Post haben sich längst auf den Dauerboom im Online-Handel eingestellt. So will etwa die Logistikgruppe Hermes bis 2019 rund 300 Millionen Euro in neun neue Logistikzentren in Deutschland investieren.

"Wir müssen auch investieren, um die Service-Leistungen zu verbessern», sagt Hermes-Sprecher Martin Frommhold. Denn sowohl die Online-Händler wie auch die Endkunden verlangten eine immer schnellere und bequemere Zustellung. Und das geht angesichts der zunehmenden Mengen auch nur mit mehr Händen. Der Marktführer Post DHL plant allein im Paketgeschäft bis 2020 die Schaffung von 10.000 neuen Jobs, fünf Jahre später könnten es schon 25.000 sein. Tausende von Arbeitsplätzen entstehen auch bei den Wettbewerbern.

Kritischer Blick der Gewerkschaften

Symbolbild Amazon Lager
Glänzende Geschäfte durch den Boom bei Online-Händlern wie AmazonBild: Reuters/N. Hall

Gewerkschaften mahnen bereits, die Post müsse diese Ankündigungen auch einhalten. Es bestehe "dringender Handlungsbedarf", monierte jüngst etwa die Kommunikationsgewerkschaft DPVKOM. Laut Recherchen der Tageszeitung "Die Welt" ist der Krankenstand unter den Zustellern sehr hoch. Eine Sprecherin der Gewerkschaft Verdi bezeichnete die Zustellung als "Knochenjob". Das Unternehmen müsse dafür sorgen, dass genug Personal vorhanden sei.

Kunden und Online-Versender verzeihen den Zustellern keine Schwächen. Bei der Deutschen Post werden nach Unternehmensangaben derzeit mehr als 90 Prozent aller Briefe und fast 90 Prozent aller Pakete innerhalb eines Tages zugestellt. Trotzdem: Die zeitnahe Anlieferung gilt immer noch als Flaschenhals auf dem Paketmarkt. Jede Verzögerung bringt Ärger beim Kunden und verursacht Zusatzkosten.

Doch die Paketdienstleister sind kreativ geworden: Nachdem die Post vor zwei Jahren ihren exklusiven Paketkasten startete, gehen die Konkurrenten voraussichtlich in diesem Herbst mit einer offenen Box, die ParcelLock heißt, auf den Markt. Doch das ist nur eine Form, die Zustellung zu optimieren. Die Varianten reichen von Packstationen, über Zustellung in einem Zeitfenster, zu einem Wunschtermin, am gleichen Tag, ins Büro oder bei den Nachbarn. Auch der Kofferraum des Autos wird als Zustellpunkt getestet oder der Einsatz von Drohnen. Der letzte Schrei kommt aus Estland: Das junge Unternehmen Starship Technologies hat einen Zustellroboter entwickelt, der einmal im städtischen Bereich eingesetzt werden könnte. Hermes will den Roboter in diesem Sommer testen.