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63. Internationale Automobilausstellung für Nutzfahrzeuge

20. September 2010

Lastwagen, Transporter oder Busse verkauften sich durch die Wirtschaftskrise in den letzten zwei Jahren extrem schlecht. Zwar geht es den deutschen Herstellern besser, aber der Druck aus dem Ausland ist groß.

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MAN-Emblem (AP Photo/Joerg Sarbach, File)
Nach zweistelligem Umsatzverlust jetzt wieder WachstumBild: AP

Daimler-LKW
Bis 2008 war Daimler der größte Hersteller von Nutzfahrzeugen der Welt. Jetzt dominiert China.Bild: DW

Die Größten auf der Straße, sie verkauften sich in den zwei zurückliegenden Wirtschaftskrisenjahren mit am Schlechtesten. Lastwagen, Transporter, Anhänger und Busse "Made in Germany" waren Ladenhüter - Daimler, Scania, MAN und Co mussten Umsatzrückgänge im zweistelligen Bereich hinnehmen. Der einstige Weltmarktführer Daimler produzierte gar binnen eines Jahres knapp die Hälfte weniger - und fiel mit einer Jahresproduktion 2009 von nur noch 425.000 Nutzfahrzeugen klar auf den zweiten Platz zurück.

Geschäft mit Lastwagen erholt sich

Nachdem 2010 durch die konjunkturelle Erholung bereits der weltweite PKW-Verkauf wieder angelaufen ist, profitiert jetzt zeitverzögert auch die Nutzfahrzeugindustrie. In den ersten acht Monaten des Jahres stieg die deutsche Produktion von Nutzfahrzeugen um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr - auf 213.000 Fahrzeuge. Und auch der Export zog um gut 40 Prozent an. Damit erholten sich die deutschen Hersteller vier Mal so schnell von der Krise wie der Weltmarkt, sagt Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der deutschen Automobilindustrie VDA: "Die weltweite Nutzfahrzeugproduktion von leichten und schweren LKWs wird im Jahr 2010 um zehn Prozent auf 11,7 Millionen Einheiten wachsen."

Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)
Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)Bild: iaa.de

Dadurch erhöhe sich der deutsche Anteil am weltweiten Nutzfahrzeugmarkt in diesem Jahr merklich, sagt der Lobbyverband der deutschen Automobilindustrie. Und kann zum Beleg darauf verweisen, dass bei schweren LKWs (über sechs Tonnen) in den ersten acht Monaten des Jahres die ausländischen Auftragseingänge bei Daimler, MAN und Co um sagenhafte 135 Prozent stieg. Bei kleinen LKWs und Transportern (bis sechs Tonnen) kletterten die Auslandsbestellungen im gleichen Zeitraum um 43 Prozent. Beachtliche Wachstumszahlen, die aber auch deshalb so spektakulär hoch sind, weil es vorher so rasant bergab ging. Beispiel Westeuropa: "2008 hatte die Nutzfahrzeugproduktion in Westeuropa noch ein Volumen von 2,3 Millionen Einheiten", gibt Wissmann zu Bedenken. "2010 wird die Nutzfahrzeugproduktion in Westeuropa mit 1,4 Millionen Einheiten immer noch 40 Prozent unter dem 2008er Niveau liegen."

Asien wird zum Leitmarkt für Nutzfahrzeuge

Auf dem deutschen Markt sollen die Neuzulassungen 2010 wieder steigen – bei schweren Lastwagen um bis zu 14 Prozent. Besonders stark profitieren deutsche Hersteller aber von den boomenden Märkten China, Brasilien und Indien. Die Konkurrenz dort ist aber auch besonders groß, was jetzt eine Studie des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen belegt: Demnach löste erstmals der chinesische Hersteller Beiqi Foton Motor den Stuttgarter Daimler-Konzern als weltweit größten Nutzfahrzeugproduzenten ab. Mit einer Jahresproduktion von 580.000 Fahrzeugen im vergangenen Jahr stieß der chinesische Hersteller Daimler vom Nutzfahrzeug-Thron. Auch deshalb, weil Daimler besonders stark von der Krise gebeutelt wurde. Der Stuttgarter Konzern produziert jetzt - mit 425.000 - rund 150.000 Fahrzeuge weniger als die Chinesen. Dass Asien zu dem Leitmarkt für Nutzfahrzeuge aufsteigt, bezweifelt indes auch bei der deutschen Nutzfahrzeugbranche niemand mehr. Im Gegenteil, sagt VDA-Präsident Matthias Wissmann: "Unsere Präsenz in China oder Indien wird mitbestimmen über die Frage, welche Weltmarktposition wir haben."

Deutschland will Innovationsmotor für Nutzfahrzeuge bleiben

Hybridbus
Hybrid-Antrieb in Bussen - keine Vision mehrBild: Hess

Die bevorstehende IAA-Nutzfahrzeugmesse soll deshalb vor allem die Innovationskraft der deutschen Nutzfahrzeughersteller hervorheben. 272 Branchen-Innovationen werden den mehr als 200.000 erwarteten Besuchern vorgestellt. Im Fokus dabei: alternative, klimafreundliche Antriebsarten – vom Hybrid bis zum Elektro-Nutzfahrzeug. Bei besonders schweren Fernverkehrlastwagen sollen schadstoffarme, sparsame Diesel-Motorengenerationen zum Wettbewerbsvorteil "Made in Germany" werden – kombiniert mit einer behutsamen Vergrößerung der LKW-Längen, sagt Matthias Wissmann: "Ziel muss sein, dass man mit zwei Lastwagen das gleiche befördert wie bisher mit drei Lastwagen. Und damit auch die entsprechende Entlastung bekommt bei Verbrauch und CO2 Emission."

Sorgenkind der deutschen Nutzfahrzeugbranche bleiben die Hersteller von Bussen. Weder bei Produktion, Neuzulassung oder Export können sie an alte Verkaufszahlen anknüpfen. Im Gegenteil: 2010 geht es bei ihnen erst noch einmal weiter bergab.

Autor: Richard A. Fuchs

Redaktion: Insa Wrede