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Deutsche Frauen-Power in Down Under

Andreas Sten-Ziemons13. Januar 2013

Bei den Australian Open könnten aus deutscher Sicht vor allem die Frauen für eine positive Überraschung sorgen. Selten zuvor waren so viele deutsche Spielerinnen in der Weltspitze dabei. Anders dagegen die Männer.

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Angelique Kerber beim Turnier in Sydney (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Als "nicht utopisch oder unrealistisch" bezeichnet Barbara Rittner im Vorfeld der Australian Open die Chance darauf, dass eine deutsche Tennisspielerin beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres bis ins Halbfinale oder sogar ins Finale vorstößt. Und Rittner muss es wissen, schließlich ist die ehemalige Profi-Spielerin heute Chefin des deutschen Fed-Cup-Teams und damit so etwas wie die deutsche Bundestrainerin. Als solche darf sie sich darüber freuen, dass mit Angelique Kerber (5.), Julia Görges (18.), Mona Barthel (32.) und Sabine Lisicki (37.) gleich vier ihrer Schützlinge beim Saisonstart unter den besten 40 Spielerinnen der Welt zu finden sind. Das macht Hoffnung auf erfolgreiche Australian Open.

Besonders Kerber beweist eine gute Form. Beim Vorbereitungsturnier in Sydney schied die 24-Jährige erst im Halbfinale aus. In der 1. Runde trifft die an Nummer fünf Gesetzte nun auf die 18-jährige Ukrainerin Elina Switolinay. Eine machbare Aufgabe für Kerber, die im vergangenen Jahr bereits in der 3. Runde ausschied - allerdings gegen keine Geringere als die derzeitige Weltranglisten-Zweite Maria Scharapowa aus Russland.

Deutlich schlechter lief die Vorbereitung für Julia Görges. Sie beendete das Turnier in Sydney bereits in Runde eins, dafür aber sind ihre Erinnerungen an die Australian Open von 2012 besser als die Kerbers: Görges kam im vergangenen Jahr ins Achtelfinale. Erste Hürde beim Versuch, diesen Erfolg zu wiederholen, wird in diesem Jahr eine Qualifikantin sein.

Barthel in guter Form

Mona Barthel beim Turnier in Hobart (Foto: Mark Metcalfe/Getty Images)
Für Mona Barthel war das Vorbereitungsturnier in Hobart eine gelungene Generalprobe für MelbourneBild: Getty Images

Mona Barthel holte sich mit einem guten Auftritt beim Vorbereitungsturnier in Hobart auf Tasmanien viel Selbstvertrauen für das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne. Dort trifft die 22-Jährige in der 1. Runde auf Kenia Perwak aus Kasachstan und hat damit ein deutlich leichteres Los als Sabine Lisicki. Im vergangenen Mai noch Zwölftbeste der Welt, hatte die 23-Jährige in den vergangenen Monaten mit Bauchmuskelproblemen zu kämpfen und rutschte in der Weltrangliste auf Platz 37 ab. Aus dem Kreis der gesetzten Spielerinnen ist sie daher herausgefallen und trifft in der 1. Runde mit der ehemaligen Weltranglisten-Ersten Caroline Wozniacki aus Dänemark auf eine deutlich stärker einzuschätzende Spielerin als ihre Team-Kolleginnen.

Leider gar nicht in Australien dabei sein kann Andrea Petkovic. Der 25-Jährigen macht mal wieder eine Knieverletzung einen Strich durch die Rechnung. Im ersten Match nach der Weihnachtspause beschädigte sie sich beim Hopman Cup den Meniskus so sehr, dass sie operiert werden musste. Ein weiterer Rückschlag für Petkovic, die mittlerweile nur noch auf Rang 125 der Weltrangliste geführt wird.

Und sollten die deutschen Damen tatsächlich darauf spekulieren in die Runde der letzten Vier oder gar ins Finale einzuziehen, wäre es sicherlich hilfreich, der US-Amerikanerin Serena Williams möglichst lange aus dem Weg zu gehen. Die Weltranglistendritte zeigte sich zuletzt in bestechender Form und ist damit wohl das Maß aller Dinge in Melbourne. Gute Chancen auf den Titel haben auch die Vorjahressiegerin und Weltranglisten-Erste Wiktoria Asarenka aus Weißrussland und ihre Finalgegnerin von 2012, Maria Scharapowa.

Jeder für sich

Anders als die deutschen Tennis-Damen haben die Herren in den vergangenen Monaten oft negative Schlagzeilen gemacht. Rund um den Rücktritt von Davis-Cup-Teamchef Patrick Kühnen im September 2012 trat offen zu Tage, dass ein tiefer Graben durch das deutsche Team geht. Besonders die beiden Besten, Philipp Kohlschreiber und Tommy Haas, sind sich alles andere als grün. Da trifft es sich gut, dass es in Melbourne keine Mannschaftskonkurrenz gibt, sondern jeder nur für sich als Einzelkämpfer auf dem Platz steht.

Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber beim Training (Foto: ddp images/AP Photo/Ivan Sekretarev)
Haben sich nichts mehr zu sagen: Tommy Haas (l.) und Philipp KohlschreiberBild: AP

Gleichwohl darf den besten deutschen Tennisspielern allenfalls eine Außenseiterchance zugerechnet werden. Kohlschreiber, der in Melbourne auf Rang 18 gesetzt ist, konnte zwar beim Vorbereitungsturnier in Auckland überzeugen, doch bei seinen bislang acht Teilnahmen an den Australian Open kam er noch nie über die 3. Runde hinaus. In diesem Jahr trifft er zunächst auf Steve Darcis aus Belgien. Haas, in der Setzliste nur zwei Plätze hinter Kohlschreiber, kann immerhin auf drei Halbfinalteilnahmen in Melbourne verweisen. Allerdings datieren die aus den Jahren 1999, 2002 und 2007. Diesmal bekommt es der 34-Jährige mit dem Finnen Jarkko Nieminen zu tun.

Drei heiße Kandidaten auf den Titel

Top-Favoriten bei den Männern sind auch in Melbourne die üblichen Verdächtigen und ersten drei der Weltrangliste: Novak Djokovic aus Serbien, Roger Federer aus der Schweiz und der Schotte Andy Murray. Verletzungsbedingt nicht dabei sein kann der spanische Sandplatz-Spezialist und Weltranglisten-Vierte Rafael Nadal. Ohne einen Top-Spieler gehen die australischen Gastgeber ins Rennen. Ihr Bester, Marinko Matosevic, belegt Rang 49 der Weltrangliste. Hoffnungen, dass erstmals nach Mark Edmondson, dem Sieger von 1976, wieder ein Australier den Einzeltitel holt, gibt es daher keine.

Das Turnier in Melbourne startet am Montag um 11:00 Uhr Ortszeit (14.01.2013, 1:00 Uhr MEZ) mit den ersten Matches der 1. Runde im Einzel. Den Abschluss bildet das Finale der Herren am 27. Januar. Auf die Teilnehmer warten Preisgelder in einer Gesamthöhe von 24 Millionen Euro, das ist Weltrekord. Auch wer bereits in der 1. Runde die Segel streichen muss, geht nicht leer aus: Er darf sich immerhin über ein Trostpflaster von 29.000 Euro freuen.