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Deutsche Ebola-Hilfe nimmt Gestalt an

Hilke Fischer, Julius Kanubah13. November 2014

In Liberia haben deutsche Hilfsorganisationen eine Ebola-Isolierstation in Betrieb genommen. Acht Monate nach Ausbruch der Seuche ist nun auch die staatliche deutsche Ebola-Hilfe angelaufen.

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Margret Gieraths-Nimene im Gespräch mit Ebola-Patienten Foto: Julius Kanubah
Margret Gieraths-Nimene im Gespräch mit Ebola-PatientenBild: DW/J. Kanubah

Zwei neue Zelte stehen neben der "German Liberian Clinic", kurz Gerlib-Klinik, am Stadtrand von Monrovia: Die neue Ebola-Isolierstation, aufgebaut von den beiden deutschen Hilfsorganisationen Action Medeor und I.S.A.R. Germany. 44 Ebola-Patienten können hier behandelt werden. Das medizinische Personal habe eines der Zelte "Afrika" und das andere "Deutschland" getauft, erzählt der kongolesische Arzt George Oleko, der für die Behandlung von Ebola-Patienten nach Liberia gekommen ist. "Wir haben uns entschieden, die stabilen Patienten im Deutschland-Zelt zu versorgen. Im Afrika-Zelt sind diejenigen, denen es schlechter geht", sagt er. Die Ironie, die in der Namensgebung steckt, scheint dem Mann, der täglich von Tod und Leid umgeben ist, nicht bewusst zu sein.

Die Zelte sind eine Spezialanfertigung aus den USA. Jedes von ihnen ist in einen Eingangsbereich, einen Umkleideraum und eine Behandlungseinheit unterteilt. Sie verfügen über spezielle Ventilatoren, um die Stationen mit sauberer, frischer Luft zu versorgen und die verbrauchte Luft nach außen zu befördern. Filter und ultraviolettes Licht töten Viren und Bakterien in der Luft, die aus der Station in die Umgebung gelangt, ab.

Isolierstation in Liberia Foto: Julius Kanubah
Das "Deutschland-Zelt" ist Teil der neuen IsolierstationBild: DW/J. Kanubah

Lang ersehnte medizinische Versorgung

Die deutsche Ärztin und Gründerin der Gerlib-Klinik, Margret Gieraths-Nimene, lebt schon lange in Liberia. Sie hatte sich maßgeblich für den Bau der Isolierstation eingesetzt. Dass sie seit Anfang November einsatzbereit sei, mache sie sehr froh, sagt Gieraths-Nimene der Deutschen Welle. Das liberianische Gesundheitssystem ist durch die Ebola-Epedemie nahezu zusammengebrochen. "Hier haben die Patienten endliche eine Chance, medizinisch versorgt zu werden", so Gieraths-Nimene.

Projekte wie dieses sind Lichtblicke für die Staaten, die seit Monaten unter der Epidemie leiden: Die ersten Ebola-Fälle in Guinea wurden bereits im März gemeldet. Anfang September waren in Guinea, Sierra Leone und Liberia 3500 Ebola-Fälle bekannt. Mittlerweile liegt die Zahl der Infizierten bei mehr als 14.000, mehr als 5000 Menschen sind an dem Virus gestorben.

Infografik Ebola-Hilfe: Die Top Ten der Geldgeber

Offizielle deutsche Hilfe nimmt nur langsam Gestalt an

Während sich zahlreiche private Hilfsprojekte seit dem Ausbruch der Seuche gegen die weitere Ausbreitung und für die Versorgung der Erkrankten einsetzen, läuft die staatliche deutsche Hilfe sehr langsam an. Erst in der vergangenen Woche sind die ersten vier Freiwilligen der Bundeswehr nach Liberia aufgebrochen, am Freitag (14.11.2014) sollen fünf weitere folgen. Zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz sollen sie ein Behandlungszentrum in Monrovia betreiben, das die Weltgesundheitsorganisation aufgebaut hat.

Seit Mitte Oktober fliegt die Bundeswehr mit zwei Transall-Flugzeugen medizinische Ausrüstung und Nahrungsmittel in die drei am stärksten von Ebola betroffenen Staaten Liberia, Guinea und Sierra Leone. 40 Mal sind die Maschinen bislang unterwegs gewesen, insgesamt 160 Tonnen Material waren an Bord. Auch viele deutsche Hilfsorganisationen nutzen die Luftbrücke. In wenigen Tagen wird erstmals auch Action Medeor auf diesem Weg Schutzanzüge und Medikamente zur neuen Isolierstation schicken.

Insgesamt hat die deutsche Bundesregierung Hilfen im Wert von 100 Millionen Euro für die Ebola-Bekämpfung versprochen. Seit wenigen Wochen fließt das Geld. Organisationen wie Action Medeor atmen auf, denn sie sind nicht nur logistisch, sondern auch finanziell auf den Staat angewiesen. "Die Hilfe der Bundesregierung ist notwendig, weil das Spendenaufkommen aus der Bevölkerung immer noch sehr gering ist", sagt Action-Medeor-Mitarbeiterin Ulrike Schwan. Der Aufbau der Isolierstation in Monrovia hat rund 580.000 Euro gekostet - ohne eine Großspende der Else-Kröner-Fresenuis-Stiftung, einer der größten Privatstiftungen Deutschlands, wäre das Projekt gar nicht realisierbar gewesen. "Bei so einer Katastrophe ist es notwendig, so schnell wie möglich zu reagieren", sagt Schwan mit Blick auf die spät angelaufene Hilfsaktion der Bundesregierung.