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Deutsche Bischöfe haben viel Gesprächsstoff

Christoph Strack18. Februar 2013

Von der Wahl des nächsten Papstes bis zur "Pille danach" - bei ihrer Frühjahrsversammlung dieses Jahr in Trier haben die deutschen katholischen Bischöfe viel zu besprechen. Nicht zuletzt die Lage ihrer Kirche.

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[20575513] Deutschlands katholische Bischöfe tagen in Trier. Foto: Uwe Zucchi dpa/lhe
Deutschlands katholische Bischöfe tagen in TrierBild: picture-alliance/dpa

Die Tagung wird wohl eine Mischung aus Ungewissheit, Problemdiagnosen und Gebeten. Zunächst jedoch steht die Wahl eines neuen Papstes an. Von den 66 Mitgliedern der Bischofskonferenz werden vier im März nach Rom reisen und als Kardinäle zur Papstwahl ins Konklave einziehen. Dazu zählen der frühere Konferenz-Vorsitzende aus Mainz, Bischof Karl Lehmann (76), der Kölner Erzbischof Joachim Meisner (79), der Münchner Erzbischof Reinhard Marx (59) und der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki (56).

Ungewöhnlich offen formulieren die deutschen Bischöfe derzeit ihre Wünsche und Erwartungen an den Nachfolger Benedikts XVI. Dieser solle deutlich jünger und könne auch ein Nicht-Europäer sein. Kritik richtet sich gegen das italienisch geprägte System der Kurie. So beklagte Bischof Lehmann einen "Zentralismus". Er sprach von Enttäuschung und Einsamkeit bei Benedikt und verwies auf einen Mangel an guten Mitarbeitern in Benedikts direktem Umfeld. Nichts desto trotz: Eine direkte oder indirekte Weisung oder einen expliziten Namenswunsch für die Papstwahl werden die in Trier versammelten Bischöfen ihren Rom-Fliegern nicht mitgeben. Das verbietet sich.

Wünscht einen jüngeren Papst: Bischof Karl Lehmann (AP Photo/Max Collin Heydenreich)
Bischof Karl LehmannBild: AP

Sexueller Mißbrauch unaufgeklärt

Doch drängen in Trier auch deutsche Fragen auf Klärung. So ist die kirchliche Aufarbeitung der sexuellen Gewalt in kirchlichen Einrichtungen zuletzt ins Stocken geraten. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte die erst 2011 begonnene Zusammenarbeit mit dem hannoverschen Kriminologen Christian Pfeiffer eingestellt. Der Wissenschaftler wollte durch bundesweite Studien die Biographien von Tätern in den Blick nehmen und daraus Konsequenzen für Theologenausbildung und kirchliche Praxis erarbeiten.

Doch Amtskirche und Kriminologe verhakten sich und streiten seither juristisch. Sprecher der Opfer, Medien, aber auch Politiker zeigten sich irritiert und enttäuscht über den Eklat. Eine Woge der Empörung ging durch das Land. So ist die Erwartung groß, dass in Trier, dessen Bischof Stephan Ackermann beim Thema Missbrauchsaufarbeitung die Federführung inne hat, erkennbar wird, wie die Bischöfe nunmehr die versprochene Aufarbeitung leisten wollen.

ARCHIV - ILLUSTRATION - In dieser symbolisch nachgestellten Szene verlässt ein Mann am Mittwoch (22.12.2010) die katholische Kirche St. Johann in Bremen. Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche in Bayern hat sich 2011 im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert. 34 376 Menschen kehrten im Freistaat laut Statistik der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ihrer Kirche den Rücken - 2010 waren es noch mehr als 60 000 gewesen. Anfang 2010 hatte der Missbrauchsskandal seinen Höhepunkt erreicht. Foto: Ingo Wagner dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++
Nach den jüngsten Skandalen treten immer mehr Gläubige aus der katholischen Kirche ausBild: picture-alliance/dpa

Nur wenige Tage nach dem Missbrauchsthema machte gleich noch ein Skandal im Umfeld der katholischen Kirche von sich reden: In Köln hatten zwei katholische Krankenhäuser einem Vergewaltigungsopfer ärztliche Hilfe verweigert. Offensichtlich fürchteten die Ärzte, der Frau eine "Pille danach" zur Verhinderung einer möglichen Schwangerschaft verschreiben zu müssen. Der Vorgang sorgte für bundesweite Empörung. Inzwischen heißt es, dass auch katholische Kliniken - trotz ihres strikten Neins zur Abtreibung - bei Vergewaltigungsopfern die "Pille danach" einsetzen könnten.

Beide Themen - die schleppende Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs und die Haltung zur "Pille danach" verschärften den Vertrauensschwund in die katholische Kirche. Außerdem schwelt eine Debatte über besondere rechtliche Regelungen für die Kirchen, beispielsweise im Arbeitsrecht. Der Ausgang dieser Debatte ist offen. Nur mit klugem Agieren können die Bischöfe den drohenden Imageschaden eindämmen. Derzeit zählt die katholische Kirche in Deutschland knapp 24,5 Millionen Gläubige, Tendenz deutlich fallend.

Die "Pille danach" unofem von Hexal, aufgenommen am Freitag (16.10.2009) in einer Apotheke in Köln. Die "Pille danach" sollte in Deutschland rezeptfrei abgegeben werden, fordert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Foto: Rolf Vennenbernd dpa/lnw +++(c) dpa - Report+++
Schlecht fürs katholische Image: Der Streit um die "Pille danach"Bild: picture-alliance/dpa

Noch mehr "heiße Eisen"

Beinah in den Hintergrund geraten Fragen, die innerkirchlich als "heiße Eisen" gelten: Da wäre der sogenannte Dialogprozess, bei dem Bischöfe und Laien seit 2010 über Reformfragen wie etwa den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder mehr ökumenische Offenheit verhandeln. Da wäre die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. Dazu planen die Bischöfe einen gesonderten Studientag. Thema unter anderem: "Frauen in kirchlichen Führungspositionen". Doch konkrete Plädoyers für eine stärkere Einbindung von Frauen wird es aus Trier wohl kaum geben.

Seit einigen Jahren tagen die katholischen Bischöfe bei ihren Vollversammlungen abgeschottet von der medialen Öffentlichkeit. Undenkbar ist, dass Journalisten den Beratungen direkt lauschen könnten wie etwa bei den Synoden der Evangelischen Kirche in Deutschland. So werden Tagungsergebnisse wohl erst am Donnerstag bei der abschließenden Pressekonferenz vorgestellt.