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Deutsch-ägyptischer Umweltschutz-Austausch

11. Oktober 2010

Umweltverschmutzung und Klimawandel machen Ägypten zu schaffen. Daher haben sich ägyptische Umweltforscher mit deutschen Kollegen zusammengeschlossen, um gemeinsam an Naturschutzprojekten für das Land am Nil zu arbeiten.

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Spielende Kinder vor einer Kairoer Zementfabrik (Foto: AP)
Spielende Kinder vor einer Kairoer Zementfabrik. In Kairo ist die Luftverschmutzung durch Schwermetalle besonders hochBild: AP

Ayman Abdel-Hamid ist Mitarbeiter der Gesellschaft für Umweltwissenschaft an der Universität von Ismailia in Ägypten. Seit einigen Wochen lebt er in Deutschland. Gerade lernt er gemeinsam mit 15 anderen Klimaschutz-Stipendiaten der Alexander-von-Humboldt-Stiftung aus Südamerika, Afrika und Asien in einem Intensiv-Sprachkurs die deutsche Sprache.

Büffeln in Berlin für die Umwelt in Ägypten

Die ägyptischen Stipendiaten Hamada el-Sayed Aly und Ayman Abdel-Hamid in Berlin (Foto: DW)
Die ägyptischen Stipendiaten Hamada el-Sayed Aly und Ayman Abdel-Hamid in BerlinBild: DW

Ab Oktober wird Abdel-Hamid sich an der Technischen Universität Berlin mit dem Bestand von Akazienbäumen im Sinai beschäftigen. Es soll um eine nachhaltige Nutzung dieser Bäume gehen, dessen Holz von der ägyptischen Bevölkerung als Brennmaterial verwendet wird. Der Klimaschutz, sagt er, sei ein großes Thema in seiner Heimat, denn die Umweltveränderungen hätten Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und auf die Entwicklung des Landes. "Wir brauchen ein größeres Umweltbewusstsein in der Gesellschaft und die Anteilnahme der Regierung", fordert Abdel-Hamid von seinem Heimatland. In Berlin möchte er lernen, wie er den Umweltschutz in Ägypten durch deutsche Technologien verbessern kann.

Auch Abdel Rauf Mustafa stammt aus Ismailia. Er ist Professor für Ökologie an der dortigen Suezkanal-Universität. Aymand Abdel-Hamid und Hamada el-Sayed Aly, der ebenfalls ein Klimaschutzstipendium von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung bekam, gehören zu seinem Mitarbeiterstab. Der Professor findet es wichtig, dass die beiden Nachwuchswissenschaftler die Umweltsituation außerhalb von Ägypten kennenlernen."Wenn sie zurückkehren, werden sie mir eine große Hilfe sein, neue Horizonte eröffnen und unsere Arbeit hier vorantreiben können", ist sich der Professor sicher. "Außerdem werden sie ein gutes Beispiel für andere Nachwuchsforscher sein."

Unterschiedliche Klimazonen - gleiche Lösungsansätze

Eingang zur Technischen Universität Berlin (Foto: TU Berlin)
An der TU Berlin arbeiten die ägyptischen Forscher mit deutschen Kollegen zusammenBild: TU-Pressestelle/Dahl

Auch wenn sich die klimatischen Bedingungen eines Wüstenlandes von einem Staat in Mitteleuropa wesentlich unterscheiden, glaubt Professor Abdel Rauf Mustafa daran, dass ein internationaler Austausch viel Nutzen bringt. "Es gibt spezielle Probleme, die nur einige Regionen betreffen, und allgemeine Probleme wie den globalen Klimawandel. Zwar hat der auf die deutsche Vegetation andere Auswirkungen als auf Ägypten, aber es ist wichtig, dass die Stipendiaten sehen, welche Techniken in Deutschland angewendet werden, um die Probleme zu beheben. Der Lösungsansatz ist der Gleiche."

Dass Ayman Abdel-Hamid in Deutschland von der Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern und dem Umgang mit den neuesten Technologien profitieren wird, davon ist sein Gastgeber, der Professor Harald Kehl vom Ökologischen Institut der Technischen Universität Berlin, überzeugt. "Es geht dabei nicht nur um das wissenschaftliche Interesse, sondern erst einmal darum, dass die doch sehr spärliche Vegetation in Ägypten erst einmal einen Fürsprecher braucht. Dort soll etwas gemacht werden, was den Menschen vor Ort auch wirklich hilft.“

Wüste im Grenzgebiet zwischen Ägypten und dem Sudan (Foto: dpa)
Nur 3% der Fläche Ägyptens ist landwirtschaftlich nutzbar. 97% Ägyptens sehen dagegen so ausBild: picture-alliance/ ZB

Ägypten ist ein Schwellenland mit etwa 80 Millionen Einwohnern und einer Bevölkerungswachstumsrate von 2,1 Prozent. Etwa 16 Millionen Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. Landwirtschaftlich nutzbar ist nur das Nildelta - gerade einmal drei Prozent der gesamten Fläche Ägyptens. Alles andere ist Wüstenland. Diese Umstände erschweren den Umweltschutz in Ägypten, sagt Professor Kehl. "Die Menschen sind sehr arm und müssen mit dem Wenigen dort auskommen. Natürlich müssen sie heizen, und wenn sie heizen, dann verwenden sie alles, was brennbar ist. Mit der Luftreinhaltung sieht es also nicht besonders gut aus." Um saubere Verbrennungstechniken zu entwickeln, müssten ungeheure Summen investiert werden. "Das ist in einem Schwellenland, das natürlich darauf angewiesen ist, wirtschaftlich aufzuholen, wahnsinnig schwer zu realisieren."

Autorin: Magdalena Suerbaum
Redaktion: Thomas Latschan/Rainer Sollich