1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Zorn der Kurden

11. Oktober 2015

Der Terroranschlag auf eine Friedensdemo in Ankara sorgt in ganz Europa für Trauer und Wut. Auch in Frankreich und Deutschland gingen Kurden auf die Straßen, ebenso wie in der Türkei. Die Bluttat spaltet das Land.

https://p.dw.com/p/1GmSo
Türkei Ankara Anschlag Kurden-Protest in Mannheim gegen den Terror von Ankara (Foto: dpa)
Wie hier in Mannheim machten Kurden in vielen Städten ihrer Trauer und Wut über den Anschlag von Ankara LuftBild: picture-alliance/dpa/R. Priebe

In Stuttgart waren es 5000, in Paris 3000 Demonstranten. Auch in Berlin, Hamburg und weiteren deutschen Städten bekundeten Tausende Kurden und Sympathisanten ihre Solidarität mit den Anschlagsopfern in der Türkei und machten ihrem Zorn auf die Verantwortlichen Luft. Und ob in Paris oder Mannheim: Wo auch immer Kundgebungen stattfanden, machten die Teilnehmer den türkischen Staat und den Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan für die Tat verantwortlich.

Wut auf Staatspräsident Erdogan

"Kein Beileid für Erdogan aussprechen, denn er ist der Täter", stand auf einem Schild der Demonstranten in Hamburg. Bei einem Marsch durch die französische Hauptstadt bezeichneten Teilnehmer den türkischen Staatschef als "Mörder" und forderten eine "politische Lösung für Kurdistan".

Kurdische Demonstration an der Place de la Republique in Paris (Foto: AFP)
Auch in Paris kamen etwa 3000 Menschen zu der kurdischen Demonstration an der Place de la RepubliqueBild: Getty Images/AFP/J. Saget

Große Demonstrationen gab es auch wieder in der Türkei selbst. Bereits am Samstag hatten bei Protestkundgebungen in mehreren türkischen Städten tausende Menschen die Regierung für den Anschlag mitverantwortlich gemacht. Allein in Istanbul beteiligten sich schätzungsweise 10.000 Menschen an einer Kundgebung.

Mindestens 95 Tote und 500 Verletzte

Bei dem Anschlag auf eine regierungskritische Friedensdemonstration waren am Samstag in Ankara nach offiziellen Angaben mindestens 95 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt worden. Die pro-kurdische Oppositionspartei HDP, einer der maßgeblichen Initiatoren der Demonstration, spricht sogar von mindestens 122 Toten. Die HDP sieht sich als Ziel des Anschlags und macht der politischen Führung des Landes schwere Vorwürfe.

Ihr Chef Selahattin Demirtas sprach von einem "barbarischen" Angriff auf diejenigen, die Frieden im Land wollten. Er äußerte Zweifel, dass die Regierung von dem Anschlag überrascht wurde. Demirtas sagte, nun dürfe es nicht um "Rache und Hass" gehen, vielmehr müssten die Verantwortlichen zur "Rechenschaft" gezogen werden. Ziel sei es, der Herrschaft Erdogans ein Ende zu setzen.

Ermittlungen in Richtung IS

Die türkische Regierung unter Ministerpräsident Ahmet Davutoglu geht davon aus, dass zwei Selbstmordattentäter den Terroranschlag verübt habe. Als Drahtzieher nannte Davutoglu die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), die PKK und zwei linksextremistische Terrorgruppen. Präsident Erdogan versprach eine Aufklärung des Anschlags. Bekannt hat sich zu diesem bisher noch niemand.

Türkische Medien berichteten, die Ermittlungen der Polizei konzentrierten sich auf den IS. Eine Sonderkommission aus rund 100 Beamten werte Spuren wie DNA-Proben der Leichen der mutmaßlichen Selbstmordattentäter sowie Bilder von Überwachungskameras aus.

Verbindung zum Suruc-Anschlag

Die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, die verwendeten Sprengsätze glichen jener Bombe, mit der ein Selbstmordattentäter am 20. Juli mehr als 30 Menschen in der Stadt Suruc an der syrischen Grenze getötet hatte.

Neue Angriffe auf Kurdenstellungen im Irak

Der gewaltsame Konflikt zwischen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK und der Regierung in Ankara forderte unterdessen neue Opfer. Die Luftwaffe flog wieder Angriffe auf PKK-Einrichtungen im Nordirak. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu wurden dabei 35 PKK-Kämpfer getötet.

Im Zusammenhang dem Anschlag in Suruc war die Waffenruhe zwischen Ankara und der PKK zerbrochen, seitdem eskaliert der Konflikt. Die Pkk verübte zahlreiche Anschläge auf Sicherheitskräfte, die Armee wiederum fliegt regelmäßig Luftangriffe gegen PKK-Stellungen im Süden der Türkei und im Nordirak.

cw/ml (dpa, af, rtr)