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"Der Verlorene"

30. Juli 2010

25 Klassiker aus mehr als 100 Jahren - das deutsche Kino ist reich an Höhepunkten. Wir stellen die wichtigen Filme vor. Diesmal: Die einzige Regiearbeit des Schauspielers Peter Lorre, "Der Verlorene".

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Mann mit Pistole - Szene aus Der Verlorene (picture alliance dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

Dies ist die zutiefst tragische Geschichte des Dr. Karl Rothe. Rothe, gespielt von Peter Lorre, hat für die Nazis einen wichtigen Impfstoff entwickelt. Als er einen Frauenmord aus Eifersucht begeht, wird er von den Machthabern gedeckt - zu wichtig ist seine Arbeit. Aber nach dem Krieg, konfrontiert mit einem ehemaligen hochrangigen Parteifunktionär, wird Rothe mit der aufgeladenen Schuld nicht fertig. Wie ein Verlorener irrt er durch das desolate Nachkriegsdeutschaland, erkennt die Unmöglichkeit zur Sühne und zerbricht an der Last seiner Vergangenheit.

Mann und Frau im Gespräch - Szene aus der Verlorene (picture alliance dpa)
Zerbricht an der deutschen Geschichte: Peter Lorre als Dr. Karl Rothe in "Der Verlorene"Bild: picture alliance / dpa

Aufforderung zum Bekenntnis

Peter Lorres einzige Regiearbeit "Der Verlorene", 1951 in Deutschland gedreht in düsterem Schwarz-Weiß, ist eine glühende Aufforderung an die Deutschen, sich zu ihrer Nazi-Vergangenheit zu bekennen und ihre Mitschuld an den Verbrechen Hitlers einzugestehen. Derartige Aufforderungen wollte in den 50er Jahren allerdings niemand in Deutschland hören - im Kino übertünchte man seinerzeit bekanntlich jegliches Nachdenken über die Nazizeit mit Heimatfilmen und süßlichem Kitsch. So floppte "Der Verlorene" fast zwangsläufig.

Trotz der über 50 Filme, die Peter Lorre gedreht hat, darunter absolute Klassiker wie "Casablanca", "Arsen und Spitzenhäubchen", "Der Malteser-Falke" und natürlich Fritz Langs "M – Eine Stadt sucht einen Mörder", ist Lorre für die meisten Menschen hierzulande ein großer Unbekannter, ein zu Unrecht fast vergessener Charakter-Schauspieler. Der Mann konnte zum Fürchten aussehen, eine kleine, gedrungene Gestalt, ein feistes Gesicht, große, eiskalte Augen. So blickt das Böse im Kino. In Deutschland und auch nach seiner Emigration in Amerika wurde Lorre stets als verschlagener Bösewicht besetzt.

Mann im Gespräch mit sitzender, älterer Frau - Szene aus Der Verlorene (picture alliance dpa)
Reden über deutsche Geschichte: Peter Lorre im Gespräch mit Frau Hermann (Johanna Hofer)Bild: picture-alliance/dpa

Heute ein Klassiker - damals ein Flop

Peter Lorre war vom Flop seines Films "Der Verlorene" maßlos enttäuscht und am Boden zerstört. Er ging zurück in die Staaten und kam nie wieder nach Deutschland zurück. Während er in Amerika auf der Bühne und im Film einen Erfolg nach dem anderen feierte, ging es privat und auch gesundheitlich bergab. Peter Lorre starb kaum 60jährig 1964 an einem Schlaganfall. Neben allen anderen Filmen Peter Lorres, den unheimlichen, den lustigen, auch den billigen Horror-Streifen, die er zum Schluss drehte, ist "Der Verlorene" sicherlich der anspruchsvollste Film dieses bemerkenswerten Schauspielers. Man muss sich auf diesen Film einlassen, auch auf seine unbequeme Wahrheit - und kann dabei den großen Peter Lorre wiederentdecken.

Autor: Robert Bales

Redaktion: Jochen Kürten