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Der Traum vom Berufsfußballer

7. Februar 2011

Vom Junior-Amateurkicker zum Berufsfußballer - das wünschen sich viele Jugendliche. Talentscouts wecken die ersten Hoffnungen. Doch wie sieht es wirklich aus, wenn die erste Anfrage kommt?

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Der Leverkusener Michael Ballack in Aktion. (Foto: dpa)
Idol Michael BallackBild: AP

In vielen kleinen Fußballvereinen träumen Kinder und Jugendliche von der großen Fußballkarriere. Der erste Schritt zum Berufsfußballer könnte der Nachbarverein sein, der in einer höheren Klasse spielt. Doch wie viel ist Traum und wie viel Wirklichkeit, wenn ein junger Spieler ein Wechselangebot von einem kaum höherklassigen Verein bekommt. Heinz Hentschel, Vorstand des Amateurvereins 1. SF Brüser Berg in Bonn, sieht das Problem vor allem in der geweckten Erwartungshaltung: "Die ist oft vollkommen unrealistisch. Und wenn man dann das Gefühl vermittelt bekommt, man kann alles andere hinten anstellen, dann ist das schlecht." Denn immer wieder setzen junge Spieler alles darauf, in Zukunft mit Fußball ihr Geld verdienen zu können und brechen die Schule ab. Wie zum Beispiel der 17-jährige Schalker Julian Draxler, der erst kürzlich das Gymnasium abbrach, als er einen Profivertrag bekam.

Das Problem mit Größe und Gewicht

Der Schalker Pokalheld Julian Draxler feiert sein Siegtor im DFB-Pokale. (Foto: dpa)
Jüngster Schalker aller Zeiten: Julian Draxler.Bild: picture alliance / dpa

Doch die jungen Spieler sind noch in ihrer körperlichen Entwicklung. Manche sind größer und stärker als andere im gleichen Alter. Sie können sich im Spiel viel besser durchsetzen und die entscheidenden Tore schießen. Die körperlich weiterentwickelten Spieler fallen den Scouts dadurch eher auf. Aber haben sie tatsächlich großes Talent? "Nicht selten kommt der Spieler als gestandener Stammspieler oder Mannschaftskapitän in den großen Verein und dann stellt sich schnell heraus, dass er zwar die körperlichen Voraussetzungen hat, dass aber die technischen Fähigkeiten fehlen" so Hentschel. "Dann findet er sich in wenigen Wochen auf der Bank oder sogar auf der Tribüne wieder. Da kann es schnell passieren, dass der Spieler ganz die Lust am Fußball verliert." Zurück zum alten Verein möchten die jungen Spieler meist nicht, da dies für sie eine große Niederlage wäre. "Sie spielen dann lieber Basketball oder machen ganz was anderes." Hentschel wünscht sich deswegen vor allem von den Jugendlichen etwas mehr Selbstkritik und von den Talentscouts mehr Verantwortungsbewusstsein.

Aus Lust wird Frust

Kinder spielen Fußball
Kinder spielen FußballBild: BilderBox

Statt durch den Wechsel einen Karrieresprung zum machen, holen sich die Spieler dann ein Frusterlebnis ab. Der 16-jährige Edvards Nimanis hatte den Schritt gewagt. Er wechselte von einem unterklassigen Verein zum Bonner SC in die Junioren-Bundesliga. Juan Haji Rachid, Trainer der B-Jugend beim Brüser Berg, erinnert sich an das Schicksal seines Torwarts Nimanis: "Er ist ein klasse Keeper, saß beim Bonner SC nur auf der Bank. Und er hat sehr stark abgebaut. Ich habe mich darum gekümmert, dass er ein ordentliches Torwarttraining bekommt, damit er wieder das machen kann, was seinem Potential entspricht. Aber wenn man hier in der Bezirksliga oder Verbandsliga auf der Bank sitzt, bringt das nicht wirklich viel", sagte Rachid.

Trotz Fußball: "Schule ist die Zukunft"

Der junge Torhüter Nimanis hatte also Glück. Er wechselte von der Bank des Bonner SC zum Amateurverein Brüser Berg, wo er wieder regelmäßig zwischen den Pfosten steht. Den Traum vom Berufsfußballer muss er trotzdem nicht aufgeben, denn der 1. FC Köln ist auf ihn aufmerksam geworden. Ein Scout des Bundesligisten rief Nimanis zu Hause an und fragte ihn, ob er später professionell weiter spielen möchte oder einfach nur so aus Spaß. "Und ich meinte: Ganz klar, ich will professionell weiter spielen", erklärte Nimanis. Daraufhin habe ihm der Scout geraten, dass er auf jeden Fall weiter am Fußball dran bleiben solle, weil er ein Talent sei. Nimanis spornt dieses Lob sehr an. Doch er hat auch schulische Probleme, die er aber auf jeden Fall erst mal lösen will, denn "Schule ist die Zukunft" so Nimanis.

Autor: Constanze Lopez
Redaktion: Arnulf Boettcher