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Der Tod des Tonträgers

Marcus Bösch10. August 2007

In der Musikindustrie kriselt es. Sinkende CD-Verkäufe führen zu drastischen Umsatzeinbußen. Auch der Download-Boom hält den Verfall nicht auf. In eine bessere Zukunft könnte nun das gute alte Live-Konzert führen.

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Zerkratze CD (Foto: Flickr/B0nes)
Bald am Ende? Die CDBild: Flickr/B0nes

Ein Laserstrahl rast im Tiefflug über einen sechs Kilometer langen Laufstreifen. Ein glühender roter Punkt. Milliarden Informationen werden abgetastet. Hört sich futuristisch an? Ist aber lediglich das, was beim Anhören einer jeden CD passiert. Seit 25 Jahren. So lange gibt es die CD. Zeit Abschied zu nehmen.

Umsätze halbiert

Seit sieben Jahren ist der Verkauf der Polycarbonat-Scheiben konstant rückläufig. Egal, ob Sony/BMG, Warner Music, EMI oder Universal - bei den großen vier der Musikindustrie ist der CD-Absatz 2007 im Vergleich zum Vorjahr weltweit um 20 Prozent gesunken. Der US-Musikkonzern Warner Music denkt nach Verlusten von 17 Millionen Dollar im laufenden Geschäftsjahr gar über einen Rückzug von der Börse nach. Der fallende Aktienkurs und die insgesamt negative Stimmung in der Branche frustriere die Geldgeber zunehmend, berichtet die New York Post.

Dramatischere Zahlen gibt es bei der Handelskette HMV, einst Garant für sichere CD-Verkäufe. Innerhalb eines Jahres halbierte sich der Umsatz. Experten prognostizieren bereits ein absehbares Ende der CD. Denn das einstmals bejubelte Medium verkommt inzwischen immer öfter zum ungeliebten Nebenprodukt. Immer mehr Nachwuchsbands in den USA verzichten bei ihren Konzerten auf den Handel mit der eigenen CD. Sie haben festgestellt, dass der Verkauf von zehn Dollar teuren CDs, den Verkauf der 20 Dollar teuren Band-T-Shirts behindert. Die T-Shirts - für niedrigste Löhne in Dritte-Welt-Staaten produziert - garantieren wesentlich höhere Gewinnmargen.

"Da passiert gar nichts!"

Auch die neuen digitalen Hoffnungsträger - Downloads und mobile Dienste - halten offenbar nicht das, was sich die Musikindustrie von ihnen verspricht. "In dem Bereich Mobile Music passiert gar nichts", stellte Ulrich Jäkel von Sony BMG Music am Rande der Konferenz Mobile Media 2.0 Ende Juli in München fest. Die Hoffnungen hätten sich nicht erfüllt, sagt Jäkel, Senior Vice President Digital & New Business Development Europa.

Trotz Download-Umsätzen von 42 Millionen Euro im Jahr 2006 reichen die Zuwächse im digitalen Vertrieb von Musiktiteln in Deutschland längst nicht aus, um die Rückgänge im CD-Verkauf auszugleichen. Wurden 1997 in Deutschland noch gut 209 Millionen CDs verkauft, waren es 2006 nur noch knapp 150 Millionen.

Comeback der Konzerte

Eine ungeahnte Renaissance erlebt derweil das gute alte Live-Konzert. Immer mehr Musikhörer, die auf CDs und bezahlbare Downloads verzichten, investieren ihr Geld in Konzerttickets. Auch wenn die inzwischen wesentlich teurer sind als noch vor einigen Jahren. Kostete ein Konzert-Ticket der Rolling Stones in Deutschland 1990 gut 50 D-Mark, muss der Fan im Jahr 2006 stolze 109 Euro für die gealterten Herren bezahlen.

"Die Preise für Bands sind in den vergangenen fünf bis zehn Jahren erheblich gestiegen und haben sich sicherlich verdoppelt", sagt Folkert Koopmans, Geschäftsführer der etablierten Hamburger Konzertproduktionsfirma FKP Scorpio. Ihre gestiegenen Kosten geben die Veranstalter an die Zuschauer weiter in Form von Steigerungen bei den Eintrittsgeldern. Die meisten Musiker verdienen also ihr Geld inzwischen auf Tour. Und CDs? Die gelten da meist nur noch als Werbung für den Live-Act.

Rolling Stones Konzert (Foto: AP)
109 Euro. Dafür darf man sich die Rolling Stones aus der Nähe angucken. Das wollen immer mehrBild: AP
Ipod Nana Silber (Foto: dpa)
Schickes Equipment, aber die Download-Zahlen sind zu gering
"Warner Music"-Star Madonna (Foto:dpa)
Madonna lächelt - auch, wenn es ihrer Plattenfirma Warner Music schlecht gehtBild: picture-alliance / dpa