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Soldat (Zweibrücken)

7. Juni 2010

Für seinen Einsatz im Afghanistan hat er das Ehrenkreuz für Tapferkeit bekommen. Egal was auf Hauptfeldwebel Henry Lukács zukommt: der Fallschirmjäger bleibt cool - auch wenn er aus mehreren tausend Metern Höhe springt.

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Henry Lukács (Foto: DW)
Henry Lukács

370 mal schon ist Henry Lukács aus einem Flugzeug ins Bodenlose gesprungen. Selbst Sprünge aus einer Höhe von zehn Kilometern hat der Fallschirmjäger schon absolviert. Die nennt der Hauptfeldwebel untertreibend "anspruchsvoll". In Wirklichkeit haben es diese Sprünge in sich: Die Temperaturen in dieser Höhe sinken auf bis zu minus 60 Grad und man muss manchmal mehr als 60 Kilo Gepäck mit sich tragen. Die machen sich dann vor allem auf dem Boden so richtig bemerkbar. "Da sollte man auch jemand dabei haben, der einem hilft, am Boden wieder aufzustehen". Aber wenn das Flugzeug die hintere Laderampe öffne, man in die schwindelerregende Tiefe schaue und sich trotzdem fallen lasse, sei das Gewicht schnell vergessen.

Zwei Freunde in Afghanistan verloren

Henry Lukács (Foto: DW)
Nachdenklich: Henry LukácsBild: DW

Henry Lukács gehörte zu den vier deutschen Soldaten, denen Bundeskanzlerin Merkel im Juli 2009 erstmals das neue "Ehrenkreuz für Tapferkeit" verliehen hatte. Der 28-jährige Berufssoldat bekam die Auszeichnung für einen Einsatz im Oktober 2008 in Afghanistan. "Wir waren am 20.10. an einer größeren Operation beteiligt. In deren Verlauf kam es zu einem Selbstmordanschlag auf einen deutschen Sicherungsposten. Wir sind zur Hilfe geeilt und haben die Bergung und die Rettung sichergestellt.“

Auch noch viele Monate später wird Henry Lukács nachdenklich, wenn er an diesen tragischen Fall zurückdenkt: "Ich verbinde mit Afghanistan nur Trauer und Leid. Ich habe da zwei gute Freunde verloren". Auch deswegen wünscht er sich mehr Unterstützung oder zumindest Verständnis von Seiten der deutschen Gesellschaft für die Mission am Hindukusch. Die Präsenz deutscher Truppen diene ja einem guten Zweck, argumentiert er und weist auf die Wiederaufbauhilfe hin. Leider würden die Medien oft erst dann über Afghanistan berichten, wenn dort deutsche Soldaten angegriffen und getötet würden, kritisiert Lukács.

Hilfe für junge Soldaten

Eine der vielen Urkunden (Foto: DW)
Eine der vielen Urkunden

Sich selbst bezeichnet der Hauptfeldwebel als Multiplikator. Seine Aufgabe ist es nämlich, die Erfahrung, die er überall auf der Welt gesammelt hat, an junge Soldaten weiterzugeben, sie für gefährliche Einsätze auszubilden. Die Kompetenz dafür hat er: An den Wänden seines kleinen Zimmers hängen mehr Urkunden als Urlaubsfotos. Fast jede Woche ist der Hauptfeldwebel in Deutschland oder im Ausland unterwegs. Sieht er sich als Fallschirmjäger der Division Spezielle Operationen als Elite-Soldat?

Lukács winkt bescheiden ab: "Das definieren ja andere. Sicherlich grenzt man sich schon durch die intensive Ausbildung von anderen Truppenteilen ab. Aber ich bin vor allem dankbar, dass ich etwas machen kann, was nicht jeder macht".

Ein eingeschworener Haufen

Aber natürlich gibt es auch für den Hauptfeldwebel den grauen Alltag der Bundeswehrroutine. Wenn Lukács nicht gerade unterwegs ist, lebt er in der Woche mit seinen Kameraden vom Zweibrückener Fallschirmjägerbataillon in der Kaserne. Während die einfachen Soldaten in der Regel zu dritt in einer Stube wohnen, hat er als Unteroffizier immerhin ein eigenes, wenn auch kleines Zimmer. Dummerweise ist gerade der Fernseher kaputt.

Das Fallschirmjägerbataillon ist ein 'eingeschworener Haufen' (Foto: DW)
'Wir sind ein eingeschworener Haufen"Bild: DW

Dafür hat er umso mehr Zeit für seine Kameraden: "Wir sind hier ein eingeschworener Haufen. Ein so gutes Arbeitsklima findet man nicht überall so." Ohne eine solche Basis, die gegenseitiges Verständnis und Vertrauen schafft, würde diese Gemeinschaft auch kaum funktionieren. Schließlich müssen sich die Soldaten nicht nur auf engem Raum verstehen, sondern sich vor allem während gefährlicher Einsätze aufeinander verlassen können.

Freundin vor die Füße gefallen

Am Wochenende ist endlich Zeit fürs Privatleben. Dann fährt Lukács zu seiner Freundin nach Köln. Der gebürtige Jenaer betrachtet Köln inzwischen als seine Heimat. Die Freundin ist dem gelernten Dachdecker Lukács buchstäblich "vor die Füße gefallen": In ihrer Freizeit springt sie nämlich auch Fallschirm. Henry dreht mittlerweile kleine Videos von ihr während der Sprünge.

Familie und Kinder sind in der Planung. Lukács sagt dazu "Schubladen eins und zwei". Aber erstmal muss die Freundin ihr Jurastudium abschließen. Wenn irgendwann mal die Dienstzeit vorbei ist, kann Lukács sich durchaus vorstellen auszuwandern - zum Beispiel nach Kuba. Da haben die beiden ihren bisher schönsten Urlaub verbracht. "Ich bin ein leidenschaftlicher Zigarrenraucher. Ich kann gut entspannen und nachdenken, wenn ich eine kubanische Zigarre rauche. Das ist für mich Zufriedenheit."

Autor: Mikhail Bushuev
Redaktion: Ralf Bosen