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Der Fernbedienungstrainer

Stefan Nestler23. Februar 2008

Danke, Ali Kafaschian! Für eine Fußball-Vokabel, die kurz, prägnant und originell ein neues Berufsbild beschreibt: Der Fernbedienungstrainer à la Berti Vogts ist kurz davor, den klassischen Nationalcoach zu verdrängen.

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Wollte seinen Napf doch lieber nicht in Afrika aufstellen: der "Terrier" Berti Vogts
Wollte seinen Napf doch lieber nicht in Afrika aufstellen: der "Terrier" Berti VogtsBild: AP
Javier 'Clemente im Azadi-Stadion in Teheran
Wurde schon mal in Teheran gesichtet: Javier ClementeBild: Picture-Alliance /dpa

Als der Chef des iranischen Fußballverbands, Ali Kafaschian, vom Fernbedienungstrainer sprach, meinte er allerdings Javier Clemente. Er entließ den Spanier, ohne dass der einmal auf der Bank gesessen hatte. Clemente hatte es sich in den Kopf gesetzt, die iranische Nationalelf überwiegend von seiner Villa im Baskenland aus zu betreuen und nur im Notfall, sprich zu Trainingslagern und Spielen, in den Staat der Mullahs zu reisen. Schließlich hatte er es bei den Serben auch so gemacht - und die EM-Qualifikation vergeigt: wenn schon erfolglos, dann doch lieber im eigenen Wohnzimmer.

Der Fernbedienungstrainer ist zweifellos auf dem besten Wege, den klassischen Nationalcoach zu verdrängen. Jürgen Klinsmann grübelte als Bundestrainer vor der WM 2006 meist in Huntington Beach unter der Sonne Kaliforniens über den deutschen Fußball an sich nach, um ihn dann ziemlich erfolgreich umzukrempeln.

Ausbaustufe: Fernbedienungstrainer im Naherholungsgebiet

Berti Vogts hatte als Fernbedienungstrainer Nigerias weniger Glück. Am Ende wurde er sogar bespuckt. Der "Terrier" vom Niederrhein hatte sich erfolgreich geweigert, seinen Napf dauerhaft in Afrika aufzustellen. Stattdessen weilte er in seiner Heimatgemeinde Kleinenbroich und erklärte dort in seiner unnachahmlichen Art den anderen Mitgliedern des Kirchenvorstands von St. Dionysius die Geheimnisse des Schwarzen Kontinents: "Wie der Afrikaner lebt, so spielt er auch Fußball."

Jürgen Klinsmann tritt als Bundestrainer zurück
Jürgen Klinsmann im Sommer 2006Bild: AP

Wir erkennen: Der Fernbedienungstrainer ist zeitgemäß. Schließlich leben wir im globalen Dorf. Eine vernünftige Internetverbindung, eine Webcam auf dem Platz, und schon kann der Trainer zum Heimarbeiter werden. Das Konzept ist zudem ausbaufähig: zum "Fernbedienungstrainer im Naherholungsgebiet". Der Fußballweltverband FIFA bringt alle Nationaltrainer in einem Luxushotel auf den Cayman-Inseln in der Karibik unter. Dort müssen sie keine Steuern zahlen, leben in Saus und Braus und arbeiten vom Hotelbett aus. Sie müssen sich nur virtuell mit faulen, begriffsstutzigen, überbezahlten Kickern auseinander setzen - und werden nicht bespuckt. Wenn das nicht die Motivation erhöht!