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Der Schuh-Milliardär

Erich Reimann (dpa)6. Oktober 2014

Heinz-Horst Deichmann schuf fast aus dem Nichts Europas größte Schuhhandelskette. Neben seinem Unternehmen schuf der Unternehmer ein Hilfswerk, dass Hunderttausende unterstützt. Am Donnerstag ist er gestorben.

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Heinz Horst Deichmann
Bild: picture-alliance/dpa

Heinz-Horst Deichmann hat aus einer kleinen Schuhmacherei in Essen Europas größten Schuhhändler gemacht. Jedes fünfte Paar Schuhe, das in Deutschland verkauft wird, stammt nach Unternehmensangaben inzwischen aus einem Deichmann-Laden. Doch für den am vergangenen Donnerstag im Alter von 88 Jahren verstorbenen Unternehmer und gläubigen Christen war geschäftlicher Erfolg nie Selbstzweck. "Am Ende meines Lebens wird Gott mich nicht fragen, wie viele Schuhe ich verkauft habe. Er wird wissen wollen, ob ich wie ein wahrer Christ gelebt habe", sagte der Unternehmer einmal in einem Interview.

Ein Theologe verkauft Schuhe und gründet ein Missionswerk

Und so spielte für den am 30. September 1926 im Essener Arbeiterviertel Borbeck geborenen Unternehmer neben dem Geschäft Zeit seines Lebens der Glaube und die Hilfe für die Ärmsten der Armen eine wichtige Rolle. Mit dem Geld aus dem florierenden Schuhimperium schuf er quasi nebenbei das Missionswerk "wortundtat", das in Indien und Tansania Schulen und Krankenhäuser betreibt und weltweit nach eigenen Angaben rund 200 000 Menschen unterstützt. Auch in Deutschland ist das Hilfswerk bei der Betreuung von sozial benachteiligten Kindern aktiv.

Wie viele Millionen er aus seinem Vermögen dafür gespendet habe, wisse er selber nicht, sagt Deichmann vor einigen Jahren der Nachrichtenagentur AP. "Im Jahr ist die untere Grenze wohl fünf Millionen Euro. Es können aber auch zehn Millionen sein - je nach Bedarf."

Deichmann war eine der herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten der Nachkriegszeit. Dabei deutete anfangs wenig auf eine derartige Karriere hin. Der Sohn eines Schuhhändlers studierte nach seiner Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg erst einmal Theologie und Medizin und hatte nebenher noch ein Auge auf das elterliche Schuhgeschäft.

Viel Geld mit billigen Schuhen

Doch als er Mitte der 50er Jahre die Medizin an den Nagel hängte und das kleine Unternehmen komplett übernahm, ging es steil aufwärts. Mit dem Anspruch, breiten Käuferschichten gute Schuhe zu einem günstigen Preis anzubieten, und modernen Verkaufsmethoden traf Deichmann den Nerv der Zeit. Im Jahr 1974 öffnete bereits die 100. Filiale ihre Tore, 1982 das 200. Geschäft. Heute gibt es rund 3500 Geschäfte in 23 Ländern Europas und den USA.. Die Leitung des Konzerns hat bereits 1999 Sohn Heinrich Deichmann übernommen.

Das Manager Magazin schätzte das Vermögen der Familie Deichmann 2013 auf rund 3,6 Milliarden Euro. Doch allein am Geld wollte Deichmann nie gemessen werden. "Ein Unternehmen muss den Menschen dienen", betonte er immer wieder.