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Der Osten Deutschlands holt auf

20. November 2013

Die Bundesregierung meldet Fortschritte beim wirtschaftlichen Angleichungsprozess zwischen West- und Ostdeutschland. Auch die Abwanderung aus den neuen Bundesländern in den Westen ist weitgehend gestoppt.

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Ein Passant an einer Schallschutzmauer in Magdeburg an einem aus der Wendezeit stammenden verwitterten Wandbild mit dem Schriftzug "Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost" (Foto: picture-alliance/ZB)
Bild: picture-alliance/ZB

Nach der Wiedervereinigung waren über Jahre hinweg viele Menschen aus dem Osten weggegangen, die Geburtenzahlen brachen ein. Die Einwohnerzahl dort sank zwischen 1990 und 2012 um 13,5 Prozent. Jetzt ist die Abwanderung aus Ostdeutschland nahezu gestoppt, wie aus dem jährlichen Bericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit hervorgeht.

Erstmals seit der Wiedervereinigung zogen im vergangenen Jahr ungefähr so viele Menschen von West- nach Ostdeutschland wie umgekehrt, heißt es in dem Bericht. Der Wanderungsverlust von Ost nach West habe sich 2012 nur noch auf gut 2000 Menschen belaufen. Direkt nach der Wiedervereinigung 1990 waren es jährlich Hunderttausende gewesen, zwischen 2000 und 2005 noch durchschnittlich 66.000 Personen pro Jahr.

Auch die Geburtenrate entwickelt sich laut dem Bericht positiv. Sie liege seit einigen Jahren sogar über dem westdeutschen Niveau. Dennoch hätten die neuen Bundesländer weiterhin besonders mit der demografischen Entwicklung zu kämpfen. Auch in den kommenden Jahren werde der Osten sehr von Alterung und Schrumpfung betroffen sein, so die Prognose.

Trotz Fortschritten noch Nachholbedarf

Wirtschaftlich sind die neuen Länder - trotz einiger Fortschritte - nach wie vor im Rückstand. Aufatmen kann der Osten nach Einschätzung der Bundesregierung deshalb noch nicht. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich betonte bei den Beratungen des Bundeskabinetts über den Jahresbericht: "Es gibt noch Nachholbedarf." Die frühere Entwicklung wirke nach.

Der CSU-Politiker sieht aber Fortschritte beim wirtschaftlichen Angleichungsprozess zwischen West- und Ostdeutschland. "Wir können feststellen, dass sich der materielle Wohlstand in den vergangenen Jahren in den neuen Ländern weiter deutlich verbessert hat", erklärte Friedrich. Die Arbeitslosigkeit nahm demnach 2012 in den neuen Ländern stärker ab als im Westen: Die Quote im Osten verringerte sich um 5,5 Prozent und erreichte damit den niedrigsten Stand seit 1991.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) präsentiert am 20.11.2013 in der Bundespressekonferenz in Berlin den Jahresbericht zum "Stand der Deutschen Einheit" (Foto: pa/dpa)
Friedrich: Der Wohlstand der Bürger im Osten ist gewachsenBild: picture-alliance/dpa

Gerade die verbesserte wirtschaftliche Situation und die bessere Lage auf dem Arbeitsmarkt hätten dazu beigetragen, die Abwanderung weitgehend aufzuhalten, heißt es in dem Bericht. Problematisch ist laut Friedrich aber, dass Ostdeutschland überdurchschnittlich viel ländliche Regionen habe. Gerade dort wird die Zahl der Einwohner dem Bericht zufolge weiter schrumpfen.

Bergner: "Aufbau Ost" muss weiter gehen

Der Regierungs-Ostbeauftragte Christoph Bergner betonte, der Angleichungsprozess "braucht einfach Zeit". Nach wie vor gebe es spürbare Unterschiede in der Wirtschaftskraft, bei Löhnen und Gehältern, Renten oder auf dem Arbeitsmarkt.

So lägen die Löhne und Gehälter immer noch bei etwa 80 Prozent des westdeutschen Niveaus. Die Arbeitslosenquote sei fast doppelt so hoch wie in den alten Bundesländern, so Bergner. Der CDU-Politiker sprach sich deshalb dagegen aus, den "Aufbau Ost" nun als beendet anzusehen.

Das Fazit des diesjährigen Berichts lautet daher wohl: Der Osten kommt voran, aber es gibt noch viel zu tun.

kis/wl (dpa, rtr, afp)